Diese Fotoaufnahmen veröffentlichte der Bürgerverein Köln-Merheim in seinem Bürgerantrag.

Der historische Hintergrund

Es gibt eine Website „forgottenairfields.com“ auf der die Geschiche des Areals erzählt wird und natürlich gibt es auch eine Wikipedia-Eintrag. Hier an der Ostmerheimer Straße befand sich der Flugplatz Köln-Ostheim dessen Bau auf der südlichen Seite der Olpener Straße um 1911 begann. Dies war der zweite Flughafen Kölns neben dem Butzweiler Hof. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs übernahm die britische Royal Air Force den Flughafen und flog von 1919 an Zeitungen und Post. 1934 nahm das damalige Reichsluftfahrtministerium die Planung für den Flugplatz wieder auf und schuf den „Fliegerhorst Ostheim“. 1936 beganen die Bauarbeiten im April und wurden Anfang Oktober abgeschlossen. In dieser Phase entstand auch das Gebäude, dass die Stadt Köln jetzt abreißen will. Auf dem Flugplatz in Köln-Ostheim experimentierten die Gebrüder Horten an ihrem „Nurflügler“ und bauten einen ersten motorisierten Gleiter in einem der Hangar in Köln-Ostheim, um mit diesem 1937 zum ersten Mal zu fliegen. Von Ostheim aus starteten die Lastensegler mit deutschen Fallschirmpionieren die das belgische Sperrfort Eben Emaël am 10. und 11. Mai angriffen und durch dessen Einnahme wie der dazugehörigen Brücken den Erfolg des Westfeldzuges sicherten. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen wiederum die Briten von den Amerikanern das Flughafengelände in Ostheim. Die präferierten allerdings Köln-Wahn, den heutigen Flughafen Köln Bonn und reparierten Köln-Ostheim nicht. Aus dem Flughafen wurde ein Krankenhaus, Teile vom Unternehmen Maddaus genutzt und sind heute Wohnsiedlung.

Gegen den Abriss

Das Gebäude auf dessen Gelände nach dem Abriss die Grundschule und Kita entstehen soll, wurde zuletzt als Labor für das Krankenhaus genutzt. Die Bürger*innen fordern jetzt die Stadt Köln auf, auf einen Neubau zu verzichten und das bestehende Gebäude umzubauen. Dafür haben Sie einen Bürgerantrag an den Rat der Stadt Köln gestellt. Sie stellen in diesem Bürgerantrag unmissverständlich dar, dass die Gründung der Grundschule und Kita begrüßt wird. Sie protestieren lediglich gegen den Abriss des historischen Gebäudes und fordern den Umbau des bestehenden Gebäudes und den Betrieb in dem dann sanierten Gebäude.

Die Bürger*innen begründen ihr Ansinnen damit, dass das Gebäude Teil der Kölner Luftfahrt- und Krankenhausgeschichte sei. Vor 20 Jahren seien bereits die Hälfte der Gebäude des ehemals dort angesiedelten Unternehmens Madaus abgerissen worden. Ein weiterer Abriss und „Zerstörung der Kölner Stadtgeschichte“ sei nicht hinnehmbar.

Nachhaltiger Umbau gefordert

Die Pläne der Stadt Köln für das neue Gebäude entsprächen in der Grundfläche dem bisher bestehenden Gebäude. Die Stadt Köln könnte mit einem Umbau ihr Bekenntnis zur Nachhaltigkeit unterstreichen. Die Aktivistinnen sehen in einer Sanierung eine klimaökologische bessere Alternative als in einem Neubau vor allem vor dem Hintergrund des von der Stadt Köln ausgerufenen Klimanotstandes. Sie haben einen Architekten befragt und der spricht davon, dass eine Sanierung auch das Stadtsäckel um 30 Prozent entlasten würde, da bei Sanierung die Kosten für den Rohbau entfallen. Zudem sehen die Bürgerinnen weitere Vorteile: Schärfung des historischen Bewußtseins, Nutzung des architektonisch einmaligen Turms für Bildungsangebote oder die Nutzung des 2. Unterkellers für Probenräume für Musiker*innen. Weiter heißt es: „Köln sieht sich als Kulturstadt. Zur Kultur gehört untrennbar auch die Geschichte unserer Stadt. Durch die Umnutzung dieses historischen Gebäudes würde Köln diesen Anspruch deutlich bekräftigen. Die Fehler, die bei dem Umbau des alten Flughafens Butzweilerhof sowie dem Abriss vieler anderer historischer Gebäude gemacht wurden, sollten nicht wiederholt werden.“

Das plant die Stadt Köln

Die Stadt plant eine neue Grundschule mit Sporthalle sowie eine Kindertageseinrichtung auf einer Fläche von rund 10.700 Quadratmetern. Zum Gebäude schreibt die Stadt ohne auf den historischen Kontext zu verweisen: „Derzeit steht auf der Fläche noch ein zweigeschossiges Laborgebäude der Kliniken, das nicht mehr benötigt wird.“ Die Stadt möchte mit dem Neubau der angespannten Gebäudesituation im Schulbereich entgegenwirken und Ziele der im Juni 2020 vom Rat beschlossenen „Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung Köln 2020″ umsetzen.

Nicht geprüft wird der kulturhistorische Wert des Gebäudes, das nicht unter Denkmalschutz steht. Ebenso prüft die Stadt nicht die ökologischen Auswirkungen eines Abrisses und Neubaus, denn die Stadt teilt mit, dass sie zwar ein Verkehrsgutachten, eine Artenschutzprüfung und ein Lärmgutachten vorsieht, aber eben nicht ökologische Folgen betrachtet. Auch die Bäume werden kartiert. Es fehlt allerdings die Einschätzung etwa des CO2-Footprints und wie sich das Thema Graue Energie* und kumulierter Energieaufwand* auf die Öko- und Klimabilanz des Neubauvorhabens auswirkt. So schreibt etwa der BUND Baden Württemberg 2018 in Ökologisch Bauen und Renovieren: „Die Energiebilanz von sanierten Bestandsgebäuden ist im Vergleich zum Neubau oft besser als vermutet. Dies zeigen auch die Berechnungen des Bremerhavener Architekten Hans-Joachim Ewert. Dort schnitt die Sanierung stets besser ab als der Abriss mit anschließendem Neubau – selbst im Vergleich zum Passivhaus.“

Die Stadt Köln will die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligen. Die entsprechenden Termine werden bekannt gegeben. Die Kölner Politik hat durch den Antrag des Bürgervereins Köln-Merheim die Chance zu zeigen wie wichtig ihr Klimaschutz ist und sollte – vielleicht exemplarisch um daraus zu lernen – eine gesamtheitliche Betrachtung der Öko- und Energiebilanz ihres Vorhabens ergebnisoffen prüfen lassen.

*Graue Energie – Graue Energie umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung, beschreibt „Baunetzwissen“ diesen Begriff.

Wikipedia definiert so: „Die graue Energie eines Produktes ist die benötigte Energie für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung. Berücksichtigt werden auch alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung, als auch der Energieeinsatz aller angewandten Produktionsprozesse. Wenn zur Herstellung Maschinen oder Infrastruktur-Einrichtungen notwendig sind, wird üblicherweise auch der anteilige Energiebedarf für deren Herstellung und Instandhaltung in die „graue Energie“ des Endprodukts einbezogen. Das „Produkt“ kann auch eine Dienstleistung sein. Graue Energie ist somit der indirekte Energiebedarf durch Kauf eines Konsumgutes, im Gegensatz zum direkten Energiebedarf bei dessen Benutzung. Der kumulierte Energieaufwand (KEA) fasst diese Teilbereiche zusammen.“