Duisburg | Ein emotionsloser Wahlkampf und ein zu blasser Kandidat – das ist das Fazit der CDU-Mitglieder in Nordrhein-Westfalen zum Landtagswahlkampf. Bei einem Workshop zur Aufarbeitung der verlorenen Wahl monierten sie am Samstag vor allem das Verhalten des Spitzenkandidaten Norbert Röttgen und den Mangel an mitreißenden Themen, wie die Partei in Duisburg mitteilte. Die CDU hatte bei der Wahl im Mai mit 26,3 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren.

So sei das Thema Verschuldung bei der Landtagswahl aus Sicht der Mitglieder zwar richtig besetzt worden. „Es fehlten jedoch konkrete Sparvorschläge“, monierten viele Mitglieder laut einer Mitteilung der CDU. Kritik wurde demnach auch an Röttgen geübt, der sich nicht eindeutig dazu geäußert hatte, ob er auch im Falle einer Wahlniederlage sein Amt als Bundesumweltminister niederlegt, um Oppositionsführer im Landtag zu werden.

Sorge bereitet den Wahlkämpfern den Angaben zufolge die Kampagnefähigkeit der Partei: Die Parteibasis müsse künftig stärker mobilisiert werden. Die Mitglieder verlangten laut der Mitteilung zudem, die CDU solle wieder stärker in Vorständen, bei Sportvereinen oder in Kindergarteninitiativen präsent sein. Es sei wichtig, die Partei „von unten nach oben“ neu aufzubauen. „Die neue Zukunft der Landespartei beginnt in den Stadtverbänden und Ortsunionen“, hieß es.

Fraktion will Anregungen umsetzen

„Wir haben heute viele gute Anregungen und Impulse bekommen, die uns für die nächsten Wahlkämpfe rüsten“, sagten der Landesvorsitzende Armin Laschet und der Fraktionsvorsitzende Karl-Josef Laumann. Sie kündigten an, die Landtagsfraktion werde in der nächsten Woche ihren Beitrag zur Analyse leisten und Handlungskonzepte entwickeln. „Wir wollen die Erkenntnisse in den kommenden Wochen in praktische Politik umsetzen“, kündigten beide laut Mitteilung an.

Die Ergebnisse des Workshops decken sich mit einer am Samstag veröffentlichten Studie der Universität Duisburg-Essen. Dabei äußerten sich den Angaben zufolge etwa 100 CDU-Kommunalpolitiker zum Wahlkampf. Mehr als die Hälfte beurteilte die Umsetzung der Wahlkampagne als schlecht, viele kritisierten den Slogan „Politik aus den Augen unserer Kinder.“ Demnach gab ein Viertel an, sie halte das Motto für schlecht, mehr als 72 Prozent äußerten, dass der Bürger den Slogan nicht verstanden habe.

Der frühere Spitzenkandidat Röttgen, der nach der historischen Niederlage von seinem Amt als Landeschef zurückgetreten war und auch als Umweltminister gehen musste, will indes einem Medienbericht zufolge wieder einen Posten in der CDU-Spitze. Nach Informationen des Kölner „Express“ plant Röttgen, sich auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember für einen Posten als Beisitzer im Bundesvorstand zu bewerben.

Autor: dapd
Foto: Das Archivbild zeigt Röttgen im NRW Wahlkampf in Köln