Köln | City Marketing Köln hat einen neuen Vorstand. Einen reinen Männervorstand, dessen jüngstes Mitglied 44 Jahre ist. Der präsentierte sich heute mit seinen Themenschwerpunkten, die einer klassischen Linie folgen. Auf den ersten Blick ist nicht mit aufregenden Innovationen zu rechnen. Der neue Vorsitzende Helmut Schmidt, 64, ist davon überzeugt dass die Marke Köln unter Wert verkauft wird, will 100 neue Mitglieder gewinnen und Köln in den Rankings nach vorne bringen.

Ein reiner Herrenclub

Dem geschäftsführende Vorstand sitzt der 64-jährige Helmut Schmidt vor, sein Stellvertreter ist Michael Hövelmann, Geschäftsführer bei Galeria Kaufhof. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Franz Josef Khalifeh, 44, freier Unternehmensberater und Jürgen Wirtz, 47, General Manager des Radisson Hotels am Messekreisel gewählt. Als Besitzer fungieren Heinz Breidenbach, 70, geschäftsführender Gesellschafter Transaction Service, Wolfgang Eckert, 47, Kreissparkasse Köln, Guido Gudat, 51, Kölnmesse, Stefan Hilscher, 55, Verlag DuMont Schauberg, Franz Klingsporn, Sparkasse Köln Bonn, Georg Schäfer, 49, Kölner Verbund Brauereien und Dieter Zeibig, 54, Valoress Strategieberatung.

100 neue Mitglieder

Eines kann man den vier Herren des Vorstandes nicht vorwerfen, sie vermitteln glaubwürdig, dass sie ihnen ihre Stadt, Köln, sehr am Herzen liegt. Ihre Strategie ist nicht neu, setzt auf die klassische Klaviatur. Man will zeigen was in Köln steckt an Bildung, Wissenschaft, Handel, Wirtschaft, Kunst und Brauchtum. Den Einzelhandel will man stärken, die Händlerschaft näher zusammenbringen und es schaffen einheitliche Öffnungszeiten durchzusetzen. Festhalten wird man an dem bewährten Konzept Eventorientierter Einkaufserlebnisse, den verkaufsoffenen Sonntagen wie der jetzt kommende oder zur gamescom. Man will sich mit den klassischen Partnern Stadt, Kulturbetrieb, Kammern und anderen verbinden. Schmidt forderte engagierte Bürgerinnen und Bürger auf mitzuwirken und erklärte, dass er sich das Ziel gesetzt habe 100 neue Mitglieder zu werben.

Alle Vorschläge hat man schon einmal so oder ähnlich, aus der Politik, Verwaltung oder auch aus dem Mund des Oberbürgermeisters gehört. Das im Vorstand keine einzige Frau sitzt ist nicht mehr zeitgemäß. Medial setzt Schmidt auf die TV Karte, hier ist ihm zu wenig „K“ auf der Mattscheibe. Er will mit dem WDR, der aber nur ein Lokalsender ist, und RTL zusammenarbeiten. Den Medizintourismus will Schmidt ankurbeln und mit Bachelor und Masterarbeiten zu Themen das Ranking Kölns verbessern. Ziel sei es Köln unter den zehn besten Städten Europas zu positionieren. Ehrenwert.

Wer sorgt für Innovationen?

Neben der fehlenden Frau im Vorstand vermisst man bei der Neuaufstellung von City Marketing die Auseinandersetzung mit Innovationen. Da City Marketing ihren Kern immer noch in der Innenstadt hat, muss man nach den Themen Multichannel-Handel, Mobile-Commerce und E-Commerce fragen. Trends die ja auch in der städtischen Verwaltung etwa beim scheidenden Baudezernenten Streitberger, der nur auf stationären Handel setzte, nicht wahrgenommen wurden. Hövelmann von City Marketing sieht hier die einzelnen Unternehmen in der Pflicht. Dabei redet die gesamte Handelsbranche, internationale Unternehmensberatungen nur von Multichannel. Die aktuelle Studie „Non-Food Multichannel-Handel 2015 – Vom Krieg der Kanäle zur Multichannel-Synergie” von GFK und Accenture sagt klar aus, dass der am Ende gewinnt der Online- und Offline-Handel kombinieren wird. Dies gilt aber nicht nur für die Branchenriesen, sondern auch für den Einzelhandel in Köln, der will er wie Schmidt es formuliert in die Region ausstrahlen soll, gerade hier Vorreiter sein müsste. Und wenn ich zur Art Cologne eine Shopping Night anbiete, dann sollte man den internationalen Kunden, auch die Möglichkeit bieten, wenn sie zu Hause sind in der Welt, mit den Kölner Unternehmen in Kontakt zu bleiben. Und warum kann ich nicht an einer KVB Haltestelle im Königsforst mit dem Handy Produkte aus der Innenstadt bestellen? In Asien gibt es dafür Vorlagen um nur ein Beispiel zu nennen. Mut und Innovation bringen eine Stadt in den Rankings nach vorne, nur auf Sauberkeit zu achten und das Wort Social Media richtig aussprechen zu können, wird da nicht reichen.

Autor: Andi Goral
Foto: Der neue Vorstand von City Marketing: Jürgen Wirtz, die operativ tätige Geschäftsführerin Annett Polster, Sprecher Helmut Schmidt, Michael Hövelmann und Franz Josef Khalifeh