Kölner Konzeptkünstler Georg Herold in Frankfurt

Köln | Noch bis zum 2. November 2019 zeigt die Frankfurter Galerie Bärbel Grässlin Arbeiten des Kölner Künstlers Georg Herold. In einer großen Einzelausstellung präsentiert die wohl wichtigste Frankfurter Galerie ältere und neueste Werke des Konzeptkünstlers.

Georg Herold, 1947 in Jena geboren, lebt und arbeitet seit 1983 in Köln. 1993 bis 1999 war er auch Professor an der Städelschule in Frankfurt, danach bis 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf. Im Kunstbetrieb bekannt wurde er vor allem durch die Verwendung nicht-nobler Materialien wie Dachlatten, Backsteinen u.ä. und den „Skandal“, den die Verwendung des Luxusproduktes Beluga-Kaviar bedeutete, den Herold gerne auf der Leinwand ausbreitet. Häufiger wird der Künstler dazu so zitiert: „Die Auswahl meiner Materialien unterliegt keinen bewussten ästhetischen Kriterien. Die Materialien müssen nur fähig sein, meine Ideen aufzunehmen und sie zu transportieren. Materialien, die eine eigene Sprache sprechen, werden von mir grundsätzlich nicht benutzt. Deshalb suche ich mir ‚ungehobeltes, dummes‘ Material, das keine Fragen aufwirft“ (Georg Herold 1988).

Die Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin begleitet den in Köln lebenden und arbeitenden Künstler seit Jahrzehnten. Fragt man sie nach den Anfängen ihrer Zusammenarbeit mit Georg Herold gerät sie in’s Stocken. „Ich glaube, er ist über (den Künstler) Martin Kippenberger Anfang der 80er Jahre zu uns gekommen.“ Was sie an Herold gereizt habe? „Seine Arbeiten waren völlig eigenständig, anders und neu. Natürlich lässt er sich in der Kunstgeschichte verorten; die Verwendung nicht-nobler Materialien gab es davor schon in der Arte Povera und bei Joseph Beuys. Aber das sind nur formale Analogien; Georg Herold hat eine ganz andere Inhaltlichkeit. Und ich mochte seinen Humor, auch dass seine Arbeiten politische Statements sind.“

Grässlin hat Herold in den vielen Jahren ihrer Zusammenarbeit immer wieder Einzelausstellungen gewidmet, so 1988, 1992, 1999, 2002, 2005, 2008, 2012, 2015 und zuletzt 2018. Auf der Website der Galerie finden sich über 50 Arbeiten des Künstlers aus den letzten Jahrzehnten. „Wir sind noch eine echte Programmgalerie“, sagt Grässlin. „Für uns hat die Galerie die Aufgabe eines öffentlichen Ateliers. Wir zeigen immer wieder neueste Arbeiten unserer Künstler – direkt aus dem Atelier.“

Auftakt der laufenden Ausstellung in Frankfurt ist eine prominent platzierte orange leuchtende Skulptur aus Bronze und mit Autolack überzogen zum Leuchten gebracht. Grässlin verweist darauf, dass die Vorgehensweise keineswegs neu für Georg Herold ist und zeigt in der Ausstellung ein viel älteres Objekt „Brown Betelgeuze“, das ähnlich konstruiert ist, nur nicht aus Bronze, sondern ein mit Leinwand überzogenes Skelett aus Dachlatten.

Natürlich finden sich in der Ausstellung auch mehrere Georg Herold-Arbeiten mit den „signature pieces“ Dachlatten, Backsteinen oder Kaviar. Doch Grässlin mag nicht besonders die Reduzierung Georg Herolds auf das Etikett Konzeptkünstler. „Es gibt einen malerischen Aspekt in vielen Arbeiten von Georg Herold. Es geht immer auch um die Bildfindung.“ Man könnte es auch so sagen: Wo Andere Dachlatten an der Wand sehen, sieht Grässlin die Bildkomposition.

Ein reines Konzeptkunst-Objekt findet sich in der Frankfurter Galerie-Ausstellung aber auch: eine Vitrine mit diversen Objekten und vielen Bezügen. Die Verbindung dieses Multiples zu den Vitrinen von Joseph Beuys ist evident. Als Galeristin in Frankfurt verweist Grässlin auf den „Darmstädter Block“ von Joseph Beuys im benachbarten Darmstadt, wo sich im Hessischen Landesmuseum der weltweit größte Werkkomplex des Künstlers befindet, darunter gleich mehrere Räume mit Dutzenden Vitrinen.

Dass es in den letzten Jahren etwas ruhiger um Georg Herold geworden sei, lässt Grässlin so nicht gelten und verweist auf große Ausstellungen in München (2012) und Bonn (2017/18). Und für seine Galeristin steht fest: „Georg Herold hat seinen Platz in der Kunstgeschichte.“

In Köln widmete zuletzt das Museum Ludwig dem Künstler 2007/08 eine Ausstellung („wo man kind“). Das Museum Ludwig besitzt auch ein großformatiges Triptychon „Ohne Titel“ von 1991.

Eine große Georg Herold-Ausstellung gab es im 2017/18 im Kunstmuseum Bonn (Kuratoren: Stephan Berg und Volker Adolphs). Zuvor hatte schon das Museum Brandhorst in München 2012 eine große Einzelschau („Multiple Choice“, Kurator: Armin Zweite). Darüber hinaus besitzt die Udo und Anette Brandhorst-Stiftung mit über 50 Arbeiten das wohl größte Konvolut an Georg Herold-Arbeiten überhaupt.

Ein größeres Georg Herold-Konvolut befindet sich auch in der von Holger Broeker aufgebauten Sammlung des im Wesentlichen von der Volkswagen AG finanzierten Kunstmuseums Wolfsburg.

Zu leichter Irritation führte in Köln der Umstand, dass der Kölner Verleger Benedikt Taschen 2013 dem Frankfurter Städel-Museum zwei großformatige, typische Georg Herold-Arbeiten schenkte, Teil einer Schenkung von insgesamt 15 Arbeiten der deutschen Malerei der 1980er Jahre.

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Frankfurt

Galerie Bärbel Grässlin

Schäfergasse 46

Frankfurt (Innenstadt)

Ausstellung Georg Herold „oben ohne“

Bis 2. November 2019

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Köln

Museum Ludwig

Triptychon „Ohne Titel“ von 1991.

Derzeit ausgestellt

Autor: Von Christoph Mohr
Foto: Georg HeroldOhne Titel, 1985Ziegelsteine auf Leinwand, eingeschnitten, Dispersion250 x 205 cm