Kunsthandel in der vierten Generation: der Kölner Galerist Julian Sander. Foto: Bopp

Köln Ein Besuch bei der Galerie Julian Sander in der Südstadt.

Schon in der vierten Generation ist der Kölner Galerist Julian Sander im Kunsthandel tätig. Auch sein berühmter Vorfahre, der Fotograf August Sander, handelte mit Kunst und Antiquitäten. „Oft fand er diese auf dem Land in Scheunen von Bauern, die er besuchte. Günstig gekaufte alte Möbel arbeitete er auf und verkaufte sie dann wieder für einen guten Preis. Er hat auch häufig für Künstler gearbeitet, die ihn dann mit ihren Gemälden bezahlt haben“, berichtet Julian Sander über seinen Urgroßvater.

Auch Sanders Großvater und sein Vater blieben intensiv dem Kunsthandel und der Fotografie verbunden. Für Julian Sander stand zunächst nicht fest, ob er wirklich selbst auch in den Kunsthandel einsteigen möchte. „Ich habe Archäologie und Kunstgeschichte studiert und bin selbst Fotograf. Wenn die Fotografie in einer Familie über Generationen betrieben wird, beeinflusst das auch die Art des Sehens. Man bekommt ein tiefes Verständnis, was dieses Medium kann. Die Kameras sind technisch so gut geworden, dass es schwer ist, damit ein schlechtes Bild zu machen. Absolut entscheidend für gute Aufnahmen ist aber, die Fähigkeit zu sehen. Dann wird die Kamera sekundär.“

2009 eröffnet Julian Sander seine erste Galerie in Bonn

2009 gründet Julian Sander seine erste Galerie in Bonn. „Da hatte ich gerade einmal 13 Quadratmeter und eine Wand zum Bilder hängen. Da musste man bei Ausstellungen sehr präzise vorgehen. Für meine erste eigene Ausstellung habe ich die Werke von meinem Vater, dem Galerist Gerd Sander abgekauft. Das war eine sehr coole Schau.“

Später zieht Julian Sander mit seiner Galerie von Bonn nach Köln und hat im Haus Lempertz seinen zentralen Sitz in der Innenstadt. „Leider wurde mir dort gekündigt und so bin ich in die Bonner Straße gekommen. Das Haus gehört den Brüdern Buschmann, die auch das Papa Joe’s in der Altstadt betreiben. Hier in der Südstadt gab es früher ein Spielhalle – ein ziemlich Spelunke. Ich konnte den Raum genauso gestalten, wie ich ihn haben wollte. Dazu haben wir zunächst alles entkernt und mit dem Schutt locker drei Baucontainer gefüllt.“

Das Konzept der Galerie ist es, einfach „gute Kunst“ zu zeigen

Nach seinem Konzept für die Galerie gefragt, fasst Sander die Antwort kurz in „gute Kunst“ zusammen. „Mir ist wichtig, dass mit den Bildern gesellschaftlich relevante Geschichten erzählt werden. Natürlich muss auch die Qualität der Werke immer stimmen. Ich würde hier in der Galerie nichts aufhängen, was ich nicht bei mir zu Hause an die Wand hängen würde. Meine Aufgabe ist es, die Visionen des Künstlers den Menschen zu übersetzen, die hierherkommen.“

Und das sind für Sander nicht nur die Kunstsammler, die ihr Vermögen möglichst wertsteigernd in den gezeigten Werken anlegen wollen: „Eine Galerie ist wie ein kostenloses Museum, wo es das Neueste vom Neuen zu sehen gibt. Ich hoffe, mit meinem Standort hier in der lebendigen Bonner Straße auch möglichst viele junge Menschen anzuziehen und für Kunst zu interessieren.“

Blick in die aktuelle Ausstellung mit Fotografien des US-Künstlers Sean Hemmerle. Foto: Bopp

Aktuell sind bei der Galerie Julian Sander noch bis Ende November die Aufnahmen des amerikanischen Fotografen Sean Hemmerle als Retrospektive zu sehen. „Wir kennen uns seit etwa 18 Jahren und sind gute Freunde geworden. Sean war der erste Künstler, der mich gefragt hat, ob ich ihn als Galerist vertreten könnte. Er hat eine sehr subtile und ruhige Art, als Fotograf zu arbeiten und achtet sehr auf Details.“

Die Fotografien in der Galerie sind ein Querschnitt des Werks des früheren Kriegsfotografen. Seine Aufnahmen von Konflikten umspannen turbulente Jahrzehnte vom Anschlag auf das World Trade Center in New York bis in die Kriegs- und Krisengebiete in Kabul, Bagdad, Gaza oder Beirut. Hemmerle hat so preisgekrönte Fotografien geschaffen, die das Pathos und die Poesie des amerikanischen Rust Belt widerspiegeln. So sehen waren die in berühmten Museen wie dem Museum of Modern Art in New York oder beim Photograhy Festival im chinesischen Pingyao.

in Weltreise zu den Basketballkörben

Es gibt aber auch ganz andere Motive jenseits von Krieg und Zerstörung: In einer Serie widmet sich Hemmerle dem Glück, das er mit seiner Familie zu Hause gefunden hat. Für eine andere Serie reist er um die Welt und fotografiert Basketballkörbe, die er als geeigneteres diplomatische Mittel der USA sieht, als dies bei Politik und Krieg der Fall ist. Die Sportgeräte finden sich auf der grünen Wiese in Island genauso wieder wie im Libanon und Irak oder in Paris und Texas.

Service: Galerie Julian Sander, Bonner Straße 82, Köln-Südstadt, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12 bis 18 Uhr

www.galeriejuliansander.de