Köln | Alte Mauerstein sind die Passion von Siegfried Glos. Der Kölner Maler hat ganz Deutschland bereist, um die alten Stadtmauern zu besichtigen und um sie zu fotografieren. Aktenordner mit Bildern von Steinen hat er in zwischen zu Hause gesammelt. Wichtig ist ihm auch das Berühren der alten Mauern, um das Leben, das in ihnen steckt, wieder spüren zu können.
Seine Fotos sind die Vorlagen von den Steinen, mit denen er als Maler in seinen Werken die mittelalterliche Stadtmauer Kölns wieder aufbaut. Stein für Stein schafft er seine Gemälde, für die er zwischen drei und fünf Monaten braucht. 53 sind bislang auf diese Weise schon entstanden, die Nummer 54 ist gerade in Arbeit – „mit so vielen Mauerstein wie noch nicht in meinem Gemäldezyklus, eine echte Steinorgie“. Der Zyklus bedeutet Glos viel: „Beim Malen erlebe ich 1000 Abenteuer, weil ich mir dabei aus der Perspektive eines Fußgängers vorstelle, wie das Leben der einfachen Leute im Mittelalter war und was diese in ihrem Alltag erlebt haben.“
13 seiner Werke über das mittelalterliche Köln finden sich im neuen Kalender des Historischen Stadtarchivs, den es ab sofort für 15 Euro beim Archiv am Heumarkt sowie im Buchhandel zu kaufen gibt. Bei den Szenen stehen die alte Stadtmauer sowie deren Tore und Türme immer mit viele Liebe zum Detail im Mittelpunkt.
Zu sehen sind beispielsweise der Severinstor, der Bayenturm, das Friesentor oder das Domkloster. Das Titelbild zeigt einen Blick aus der Vogelperspektive von Südwesten nach Köln – natürlich mit der Stadtmauer. Möglich wurde der Kalender, dessen Erlös dem Archiv zu kommt, durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins.
Alle Werke inklusive des gerade noch zu malenden Gemälde zeigt das Historische Archiv ab dem 16. März am Heumarkt, die Ausstellung soll bis zum 24. September laufen. Zu ihr gehören neben regelmäßigen Führungen durch den Künstler auch Vorträge, Diskussionen und Exkursionen zu den Resten der alten Stadtmauer in der Jetztzeit – so auch ein Besuch mit Alice Schwarzer im Bayenturm. Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.
„Mit den vielen Steinen, die inzwischen gemalt haben, hätte ich inzwischen wieder die Stadtmauer neu aufbauen können. Meine Ideen reichen noch locker für weitere 50 Bilder“, erklärt Glos. Seit 1998 beschäftigt er sich mit der in großen Teilen wegen der Erweiterung Kölns abgerissenen Stadtmauer.
Angeregt dazu wurde er durch Aquarelle von Jakob Schreiner und seinem Sohn Wilhelm, die zahlreiche Kölner Motive geschaffen haben. „Viele Stadttore, die dort gezeigt wurden, kannte ich gar nicht und so bin ich ins Historische Archiv, um mehr über diese zu erfahren.“ Als Dauergast im Lesesaal studiert Glos alte Stadtpläne und Architekturzeichnungen. Schnell wird dem Absolvent der Kölner Werkschulen klar, dass er diese mittelalterliche Welt wieder zum Leben erwecken möchte. „Diese war nicht nur grau und dunkel. Ganz im Gegenteil sie war sehr farbenfroh. So waren alle Kirchen farbig. Dazu kam die ausgiebige Feierfreude der Kölner im Mittelalter“, sagt der Maler.
„Wenn man das aktuelle Baugeschehen am Opernhaus anschaut, ist der Maler mit seinem Pinsel deutlich schneller“, bewundert Bestsellerautor Frank Schätzing Glos. Der Kontakt zwischen dem Schriftsteller und dem Maler entstand im Rahmen der illustrierten Ausgabe von Schätzings historischem Roman „Tod und Teufel“. „Damals hat Siegfried Glos genau das gemalt, was ich beim Mittelalter im Kopf hatte“, erinnert sich Schätzing.
Autor: Stephan Eppinger
Foto: Die Kölner Stadtarchiv-Direktorin Bettina Schmidt-Czaia, Bestseller Autor Frank Schätzing und der Künstler und Maler Siegfried Glos