Das Pressefoto des Festkomitee Kölner Karneval zeigt das Kölner Dreigestirn 2023 bei einer Gondelfahrt im Rahmen seiner Stippvisite in Venedig 2023. | Foto: Festkomitee Kölner Karneval/Belibasakis

Köln | Den Karneval gibt es länger als 200 Jahre, wie ihn jetzt das Festkomitee feiert. Vor 200 Jahren fand eine Italienisierung des Karnevals statt und an diese Wurzel knüpfte das Festkomitee Kölner Karneval mit der Reise des Kölner Dreigestirns 2023 nach Venedig an.

Fastelovend und „Mummenschanz“

Köln war im Mittelalter Weltmetropole, alleine durch die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Ein Pilgerort und eine prosperierende Handelsstadt. Im Mittelalter feierten die Jecken Narrenfest rund um den Epiphaniastag, den 6. Januar. Nun gibt es unterschiedliche Überlieferungen, etwa die Marktgemeinde Dollnstein im Altmühltag reklamiert die Erfindung der Weiberfastnacht für sich und in einer Speyerer Chronik von 1612 wird vom Unwesen der Fastnacht aus alten Akten des Jahres 1296 berichtet. In Köln taucht im „Eidbuch“ der Stadt Köln im Jahr 1341 zum ersten Mal das Wort „Fastelovend“ auf. Immer wieder verbot der Rat der Stadt Köln den „Mummenschanz“, da zu exzessiv gefeiert wurde und das mehrfach. Am Donnerstag vor Fastnacht im Februar 1729 sollen die Nonnen des Kölner Klosters St. Mauritius verkleidet getanzt haben. Dies gilt als die erste Weiberfastnacht, auch wenn der Marktflecken im Altmühltal anderes behauptet.

Italienisierung des Fastelovend

Als die Franzosen Köln besetzten, verloren die Zünfte an Bedeutung. Der „Mummenschanz“ wurde besonders derbe von den jungen Handwerksgesellen gefeiert. Mit dem Niedergang der Zünfte verlor zudem der „Mummenschanz“ an Bedeutung. 1795 untersagten die Franzosen die Fastnacht in Köln für 9 Jahre. 1804 durften die Kölner wieder feiern. Das Bürgertum feierte Maskenbälle. 1823 wollte das Bürgertum den Karneval wieder beleben und alleine schon der Name verweist auf die Italienisierung, die in dieser Zeit einzog. Allerdings gibt es in städtischen Kölner Akten den Begriff bereits 1780.

Roter Faden der Comedia

Es sind die Figuren der Comedia dell`Arte, die als Figuren nödlich der Alpen in die Fastnacht Einzug hielten. Es waren der Arlecchino, Pulcinella, Bajazzo oder Domino, die sich der Popularität erfreuten. So benannte man im Zuge dieser Welle der Italienisierung die Fastnacht Mitte des 17. Jahrhunderts und Anfang des 18. Jahrhunderts in „Carneval“ um. Sprach man im Rheinland damals bislang vom „Mommen“, also sich vermummen, daher der Ausdruck „Mummenschanz“ hielten nun die Begriffe „mascera“ oder „larva“ Einzug. Der Arlecchino erfreute sich besonderer Beliebtheit und findet sich noch heute, etwa im Wappen der Kölnischen KG oder im Kostüm des Lappenclowns wieder. Auch die Kostüme der Tanzgruppe Kölsche Harlequins erinnern an den Arlecchino. Es war die Aufklärung, die das Bürgertum dazu brachte, den „Mummenschanz“ als nicht mehr zeitgemäß anzuerkennen und dieses neue Formen suchen ließ, der in der nördlichen Comedia dell`Arte gefunden wurde.

„Held Carneval“

Die gestaltete sich mit der Erfindung des „Held Carneval“, der mit der Prinzessin Venezia verheiratet wurde. Der Rheinische Karneval, wie er heute gefeiert wird, entstand. Die Kölner waren Vorbild. 1824 folgten Koblenz, Düsseldorf 1825 und Bonn 1826. Der Kölner Karneval in seiner romantischen Veredelung fand rasend schnell Verbreitung.

Mit ihrem Besuch in Venedig zog es das Kölner Dreigestirn um Prinz Boris I., Bauer Marco und Jungfrau Aggrippina an den Ort, der im 17. und 18. Jahrhundert Hochburg der nördlichen Comedia dell Arte war. Es gab zudem eine südliche Variation, die in Neapel beheimatet war. Wandertheatergruppen wie die Compagnia dei Comici Gelosi verbreiteten „Berufsschauspielkunst“ über den gesamten europäischen Kontinent. Im 18. Jahrhunderte war das Zentrum der Comedia dell Arte Paris. Dort wurde sie allerdings zur Zeit der Französischen Revolution verboten. In der Zeit Napoleons war die einst in Europa führende Theaterform fast gänzlich verschwunden. Erst im 20. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt und neu belebt.

Das Kölner Dreigestirn in Venedig

Heute Morgen durfte das Kölner Dreigestirn an der Eröffnung des venezianischen Straßenkarnevals 2023 auf dem Markusplatz teilnehmen. Der Besuch eines Maskenballs und eine Gondelfahrt der „Drei Fründe“ wird vom Festkomitee zudem dokumentiert. Der Kölner Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn will die Beziehungen zwischen Köln und Venedig als karnevalistische Hochburgen ausbauen.

ag