Köln | Der Elfte im Elften 2024 war ein Montag und am Dienstag läuft das Kölner Stadtleben, sagen wir mal, fast wieder normal. Eindrücke aus der Kölner Altstadt um High Noon nach dem Tag des Starts in die fünfte Jahreszeit.
Die Traditionskarnevalisten dürften an Ihren Schreibtischen im Büro – vielleicht der ein oder andere mit einem Glas Soda mit Alka Selzer – sitzen. Wer in der Kölner Altstadt einen Espresso mittags trinkt und die Augen schließt wird vor allem ein Geräusch wahrnehmen: Das Klackern der Rollkoffer auf dem Kopfsteinpflaster. Dort finden sich auch Reste, die noch an das jecke Geschehen gestern erinnern. Eine cyanfarbige Jacke liegt auf dem Trottoir, einige Federn liegen motivationslos auf dem Boden, darum verstreut Konfetti und eine ausgetretene Kippe. Wer mag sie getragen haben? Ab und an findet sich noch einer dieser weltberühmten durchsichtigen Plastebecher mit dem Spaß im Glas – längst geleert und einfach zertreten. Wenn das mal kein Karnevalsblues ist. Damit nicht der falsche Eindruck entsteht, in der Kölner Altstadt haben die Abfallwirtschaftsbetriebe der Stadt Köln schon ordentlich gefegt und die wenigen Überbleibsel muss man sehen wollen. Da steht noch ein Schild für den seperaten Eingang in ein Brauhaus, das von den Regularien am Elften im Elften zeugt.
Es ist übrigens gut, dass schon gefegt ist, denn die ersten Touren mit neuen und ausgeschlafenen Touristen sind in der Stadt unterwegs und tappern hinter den Menschen mit den roten runden Schildern her. Besonders lang hält eine Gruppe vor dem Souvenir-Shop und blickt fast 10 Minuten in die Schaufenster und die dortige Auslage. Was es da wohl für Touristen alles zu entdecken gibt?
Und dann sind da die Menschen mit den Rollkoffern. Die wahrscheinlich auf den letzten Drücker nach einem wilden Tag und einer wilden Nacht aus ihren Hotels auscheckten. Es sind auffällig viele junge Menschen und vor allem junge Frauen, die jetzt ihren Koffer hinter sich herschleppend mit Tigerlook-Jacken durch die Altstadt Richtung Hauptbahnhof streben. Nicht bei allen ist schon eine gesunde Gesichtsfarbe zu sehen und die meisten haben eine zuckerhaltige dunkelfarbige Limonade bei sich. Manche, und die lassen sich unschwerer dem gestrigen Geschehen zuordnen, tragen Papiertaschen mit dem Aufdruck eines Karnevalsshops. Anreisen, Jeckes shoppen, jeck feiern und am nächsten Tag weiterreisen.
In der Esspressobar werden die letzten Überbleibsel der jetzt vergangenen Fete zusammengekehrt und rund um die Lampen kringeln sich noch Luftschlangen. In den meisten Kneipen der Altstadt stehen die Fenster sperrangelweit auf und die Wirte lüften. Ex-Partyduft vermischt sich mit dem Kölner Altstadt-Odeur, das empfindliche Nasen durchaus auch mal als unangenehm empfinden können. Aber schließlich liegen hier 2000 Jahre menschlich kölscher Exzesse unter dem Pflaster, über das jetzt die Rollkoffer donnern. Menschen aus der Antike hätten das Geräusch der rollenden Koffer wahrscheinlich als den Groll des Jupiters wahrgenommen. Und die lebten ja schon am Alter Markt, denn der war damals ja noch Hafen. Heute ist er lediglich ein Hafen der Glückseligkeit für alle Jecken und am Tag danach ein Ort für den absoluten Karnevalsblues.