Köln | Das Agglomerationskonzept der Grundlagenuntersuchung Mobilität des Vereins Region Köln Bonn und der Nahverkehr Rheinland blickt in das Jahr 2040 und auf den Status Quo. Diese Konzeptstudie stellte der Vorsitzende des Vereins Region Köln Bonn Dr. Reimar Molitor am 20. Juni auf der ersten Sitzung des Unterausschusses Regionale Zusammenarbeit des Kölner Rates vor. Ein Auszug.
„Die größten Herausforderungen innerhalb der Region Köln/Bonn liegen derzeit in einem anhaltend wachsenden Verkehrsaufkommen sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene und einem zunehmenden Auseinanderklaffen von Verkehrsnachfrage und Infrastrukturangebot.“
Grundlagenuntersuchung des Vereins Region Köln Bonn und der Nahverkehr Rheinland
Der Status Quo 2023
Aktuell gibt es rund 2 Millionen Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Region Köln Bonn. In den Städten werden ein Viertel dieser Fahrten mit dem ÖPNV zurückgelegt. In den ländlichen Kreisen dagegen nur von 6 bis 13 Prozent. In der Nahmobilität legen die Menschen rund ein Drittel aller Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurück. Mehr als die Menschen in der Region erreichen einen Haltepunkt des ÖPNV mit dem Rad unter 15 Minuten aber nur elf Prozent wenn sie zu Fuß gehen. In der Region Köln-Bonn gibt es 1.961.118 Pkw, die täglich 65 Millionen Kilometer zurücklegen. Dazu kommen 7 Millionen Lkw-Kilometer. Auf der Strecke Mannheim-Köln rollen täglich 300 Güterzüge.
So könnte die Infrastruktur 2040 aussehen
In ihrem Bericht fasst das Agglomerationskonzept alle die Maßnahmen zusammen, die bereits in politischen Gremien beschlossen wurden und zeigt so eine mögliche Infrastruktur in der Region Köln Bonn im Jahr 2040 hypothetisch auf. Dabei ist noch nicht klar ob diese Planungen auch so realisiert werden oder werden können. Es ist also ein Szenario.
Der Ausbau des Straßennetzes in der Region
Das überörtliche Straßennetz im Bereich der Bundesstraßen wird deutlich ausgebaut durch Neubau und Erweiterung bestehender Verbindungen. Im Linksrheinischen Köln von Norden beginnend sind dies eine Erweiterung der Fahrspuren auf der A57 zwischen Kreuz Köln-Nord und dem Autobahndreieck Neuss. Das Kreuz Köln-Nord wird ausgebaut. Neu gebaut wird die Ortsumfahrung Hermülheim zum Kölner Militärring. Erweitert wird der Autobahnabschnitt auf der A1 zwischen Autobahndreieck Erfttal und dem Autobahnkreuz Köln-West. Die B265 zwischen Liblar und Hermülheim wird ausgebaut, wie auch die A61 zwischen Meckenheim und Bliesheim.
Im rechtsrheinischen Köln: An der A1 wird bei Wermelskirchen erweitert. Die A3 wird erweitert zwischen Leverkusen und Langenfeld, Köln-Mülheim und Leverkusen, Königsforst und Autobahndreieck Heumar. Teilweise sind die Ausbaumaßnahmen bereits erfolgt. Die A559 wird zwischen Köln-Porz und Gremberg erweitert, wie auch die A59 zwischen Flughafen und Köln-Porz. Neu gebaut wird die A553 zwischen Köln-Godorf und Köln-Lind mit der Rheinbrücke bei Wesseling. Zwischen Köln-Ost und Moitzfeld wird die A4 erweitert.
Fünf von sieben RRX Linien rollen durch Köln
Geht es nach dem Bundesverkehrswegeplan dann rollen sieben RRX-Linien schon 2030 durch NRW. Sie werden vor allem die Regionalexpresslinien ersetzen. Der Düsseldorfer Hauptbahnhof, der Düsseldorfer Flughafen und Duisburg bilden die Stammstrecke aller sieben Linien. Köln wird im Süden mit fünf Linien angebunden, die es in dieser Form eigentlich schon gab. Da sind die Verbindungen nach Koblenz und Aachen sowie eine Linie die den Flughafen Köln Bonn erschließt. Der Vorlaufbetrieb des RRX läuft allerdings schon. Kern des Projektes ist vor allem die Taktverdichtung. Damit sollen mehr Verbindungen angeboten und Menschen transportiert werden können. So sollen zwischen Köln und Dortmund alle 15 Minuten RRX-Verbindungen angeboten werden. Besonders profitieren werden natürlich Duisburg und Düsseldorf auf der Rheinschiene.
Weiterer ÖPNV Ausbau
Ein Blick auf den Ausbau des Stadtbahn und Schienennetzes 2040 zeigt Veränderungen. So sollen Teile der Eifelbahn elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut werden, vor allem im Bereich des Speckgürtels bis Euskirchen. Die Siegstrecke soll teilweise zweigleisig ausgebaut werden. Auch ins Bergische soll die S-Bahn-Strecke ausgebaut und elektrifiziert werden. Zwischen Köln, Pulheim und Grevenbroich soll es eine S-Bahn geben und zwischen Horrem und Bedburg soll die Linie elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut werden.
Im Bereich der Stadtbahnen wird es vor allem zu Verlängerungen kommen. Widdersdorf könnte wie im rechtsrheinischen Neubrück angebunden sein. Die Nord-Südstadtbahn läuft dann bis Meschenich und der Bahnhof Mülheim ist rechtsrheinisch bis Frankfurter Straße angebunden. Dazu kommt, dass die Stadbahn vom Sülzgürtel bis zum Bayenthalgürtel geführt ist. Bensberg und Kürten sollen rechtsrheinisch angebunden werden. Zwischen Niederkassel und Bonn-Beuel soll es dann ebenfalls eine Stadtbahn geben. In Bonn soll eine Seilbahn den Rhein queren.
Hilft das alles?
Die vorgestellte Studie ist deutlich skeptisch, vor allem was den Verkehr aus dem Bergischen in Richtung Metropole Köln angeht. So gehen die Experten davon aus, dass die Überlastung der A4 zwischen Köln und Olpe tendenziell zunehmen werde. Zwar würden die Maßnahmen die jetzt geplant dafür geeignet seien Verspätungen und Spitzen abzubauen aber um das prognostizierte Wachstum im Individualverkehr zu kompensieren müsste die Kapazität des ÖPNV zwischen Gummersbach und Köln verdoppelt werden.
Die Ausbaumaßnahmen im Bereich der Stadtbahn könnte zu Verbesserungen des Verkehrsflusses in den Rheinmetropolen Köln und Bonn führen. Wenn die Rheinquerung bei Wesseling, also die Rheinspange 553 kommt, dann werde es zu Verkehrsverlagerungen kommen. Dazu zählt auch die Stadtbahn Bonn-Beuel und Niederkassel.
Im Bereich der Ville und Börde könnten die geplanten Maßnahmen die Streckenabschnitte Aachen und Köln entlasten. Aber es seien noch nicht alle Engstellen beseitigt, wie die Bundesstraße B59 zwischen Grevenbroich und Köln.
So kommt das Papier zu dem Schluss: „Insgesamt lassen sich für die gesamte Region durch die geplanten neu- und Umbaumaßnahmen Entlastungen im Netz erwarten. Diese werden jedoch angesichts der erwarteten Zuwächse des Verkehrsaufkommens im Personen- wie auch im Güterverkehr teilweise wieder (über)kompensiert. Im Jahr 2040 werden die Netze im MIV und ÖV bei weitem nicht überlastungsfrei sein. Die regionalen Akteure sind daher gefordert, über rein infrastrukturelle Projekte in den Bereichen Straße und Schiene hinaus Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und Stärkung der Nahmobilität zu verfolgen.“
ag