Düsseldorf | Der Waschbär wird in Nordrhein-Westfalens zunehmend heimisch. Ausgehend von den Auswertungen der Jagdstatistik gebe es vor allem in Ostwestfalen, dem Sauerland und dem Siegerland immer mehr Waschbären, sagte Andreas Schneider vom Landesjagdverband NRW. Die anhaltende Ausbreitung des Waschbären hat offenbar bisher keine gravierenden Auswirkungen auf die heimische Tierwelt. Der Landesjagdverband hält es dennoch für notwendig, das Tier zu jagen. Die Naturschutzverbände widersprechen dem.

Dass der Waschbär in NRW auf dem Vormarsch sei, belegten die Auswertungen der Jagdstatistik, sagte Jürgen Eylert von der Forschungsstelle Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW. Demzufolge seien im Jagdjahr 2011/2012 knapp 8.000 Waschbären erlegt worden. Hinzu kämen mehr als 500 tot aufgefundene Waschbären, die meisten von ihnen wurden überfahren. Auch das sei ein Beleg für eine große Population. „Es wäre ein Alarmzeichen, wenn kein Waschbär mehr überfahren wird.“ Denn das würde bedeuten, dass es nur noch wenige Tiere gebe. Das Bundesamt für Naturschutz schätzt, dass inzwischen 500.000 Waschbären in Deutschland leben.

Waschbären gibt es seit den 50er Jahren in NRW

Der Waschbär sei vermutlich aus Hessen nach Ostwestfalen eingewandert. Ursprünglich in den USA heimisch, sei er in NRW seit Anfang der 50er Jahre nachgewiesen. „Bisher gibt es keine wissenschaftlich ernst zu nehmenden Ergebnisse, dass er eine heimische Art verdrängt hat“, sagte Eylert. Dennoch sei es vernünftig, den Waschbären zu jagen: „Der Ausbreitung nur zuzusehen, halte ich nicht für klug.“ Eine Ausrottung des aus Nordamerika stammenden Tieres, das in den 30er Jahren erstmals in Hessen angesiedelt wurde und sich seitdem bundesweit verbreitet, halten Experten aber für illusorisch.

Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) NRW richtet das Tier keinen Schaden an. Es könne aber zum Problem werden, wenn es sich bei seiner Nahrungssuche auf Schutzgebiete für bestimmte Vogelarten spezialisiere. Dies sei derzeit aber nicht der Fall. Menschen könne das Tier lästig werden, wenn es in die Städte komme und die Mülltonnen plündere. Der NABU rät: „Anwohner sollten die Mülltonnen so verschließen, dass der Waschbär den Deckel nicht öffnen kann.“

BUND will Waschbär von der Liste der jagdbaren Tiere streichen

Auch Eylert sagte, er kenne Einzelfälle aus Ostwestfalen, in denen der Waschbär sich in Dachböden eingenistet habe. „Der klettert an den Hausfassaden hoch und kann auf dem Dachboden ganz schön poltern.“

Der Waschbär habe sich in NRW etabliert, sagte Holger Sticht vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW. „Inzwischen gehört er in weiten Teilen zur Fauna, obwohl er einst durch den Menschen eingeführt wurde.“ Weil er keine Gefahr darstelle, weder Krankheiten übertrage noch andere Tierarten ausrotte, gebe es keinen vernünftigen Grund, den Waschbären zu jagen. „Wir sind dafür, dass der Waschbär von der Liste der jagdbaren Tiere gestrichen wird“, forderte Sticht.

Ein ganz besonderes Erlebnis mit Waschbären machte der Duisburger Zoo vor zehn Jahren. Die Waschbärweibchen hatten immer wieder Nachwuchs – obwohl die Männchen kastriert worden waren. Schließlich entdeckten Mitarbeiter des Zoos, dass wilde Waschbären, angelockt vom Duft der Weibchen, über den Zaun sprangen.

Autor: Kathrin Aldenhoff, dapd | Foto: sid221/fotolia
Foto: Waschbär