Das Pressefoto der DB AG zeigt wie die Deutsche Bahn (DB) 20 Jahre ICE Brüssel feiert. Auf dem Pressefoto der DB zu sehen sind von links nach rechts: Michael Peterson (DB Personenverkehrsvorstand); Gareth Williams (General Secretary and Chief Strategic Partnership Officer Eurostar); Georges Gilkinet (Belgischer Verkehrsminister und Minister für Mobilität); Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr; CEO SNCB Sophie Dutordoir; CEO DB AG Richard Lutz Foto: Deutsche Bahn AG / Bernard De Keyzer

Köln | Es sind zwei kleine Tabellen die in einer Bundestagsdrucksache zu finden sind. Es ist eine Anfrage des grünen Abgeordneten Matthias Gastel der die Pünktlichkeit der Fernverkehrslinien 78 und 79 abfragt. Das sind die Verbindungen zwischen Frankfurt am Main und Brüssel beziehungsweise Amsterdam und damit über Köln. Es geht um die Monate August und September. Die Ergebnisse: Niederschmetternd. Gleichzeitig gibt es Mitte November eine Party in Brüssel, die die ICE-Verbindung zwischen Deutschland und Belgien feiert.

Die Verkehrswende soll gelingen. Die Medien, die sozialen Medien, die Debatten an den Tresen der Kneipen sind voll von Debatten über Ticketpreise für den Regionalverkehr der Deutschen Bahn. 9 oder 49-Euro Ticket oder dem Verbot von Inlandsflügen oder kurzen Strecken innerhalb Europas. Aber kann eine Verkehrswende gelingen, wenn im August nur 50 Prozent der Fernzüge zwischen Frankfurt am Main und Amsterdam und nach Brüssel sogar nur 49,1 Prozent pünktlich waren? Und warum feiern sich die Verantwortlichen dann auch noch dafür?

104 Züge zwischen Frankfurt am Main und Brüssel via Köln fielen im August aus. Pro Tag gibt es 7 direkte Züge. Rein rechnerisch sind dies 217 Züge im August gewesen. Und davon ist fast die Hälfte ausgefallen.

Nach Amsterdam gibt es täglich acht direkte Züge von denen im August 48 ausfielen. Zwar waren die Ausfälle im September geringer und die Püntlichkeit verbesserte sich ein wenig, aber immer noch waren auf beiden Linien mehr als 1/3 der Fernzüge unpünktlich.

Und es gab, siehe Screenshot der Tabelle jede Menge Teilausfälle.

Die Antwort stammt aus dem Bundesverkehrsministerium.

Auf der Strecke von Frankfurt am Main über Köln nach Brüssel verschlechterte sich die „betriebliche Pünktlichkeit“ zwischen Januar 2021 und Juli 2022 um mehr als 37 Prozent. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Frage eines Abgeordneten hervor. Im Juli konnten nur 50 Prozent der Züge die angepeilte Fahrzeit von rund drei Stunden einhalten.

Die Deutsche Bahn schaltet bei Google Werbeanzeigen. Wer bei Google mit dem Begriff „Frankfurt am Main nach Amsterdam über Köln“ sucht, der findet folgende Sätze: „Schnell, entspannt und staufrei mit der Deutschen Bahn. Jetzt Ticket sichern! Wir bieten Ihnen Angebote im Fernverkehr von Köln nach Amsterdam an. 1. Klasse Exklusivität. Bequem & komfortabel. Klimafreundlich. Günstig nach Europa. Familienfreundlich.“

Um die Dimension dieser ICE-Verbindung Frankfurt am Main via Köln nach Brüssel einmal noch deutlicher zu machen. In Frankfurt sitzt die Europäische Zentralbank. In Brüssel die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und es tagt dort der Europarat.

20 Jahre Feier der ICE-Verbindung in Brüssel

Dabei feierten die Deutsche Bahn und die belgische Staatsbahn SNCB in Brüssel gerade erst das 20-jährige Bestehen der ICE-Verbindung zwischen Deutschland und Belgien. Am 16. November veröffentlichte die Deutsche Bahn dazu eine Mitteilung. Diese Mitteilung zitiert DB-Chef Richard Lutz: „Nie zuvor haben sich zwischen Deutschland und Belgien so viele Menschen für die klimafreundliche Schiene entschieden wie in diesem Jahr. Mit einer Million Reisenden von und nach Brüssel peilen wir einen Rekord an. Die richtigen Weichenstellungen vor zwanzig Jahren zahlen sich heute aus. Und ab 2024 machen wir das Bahnfahren nach Brüssel mit neuen Zügen und mehr Komfort noch attraktiver.“ 

Und die Chefin der belgischen Staatsbahn Sophie Dutordoir wird schriftlich zitiert: „Einst Pionier, ist der ICE heute eine Säule der nachhaltigen Mobilität. Dieses Erlebnis verbindet uns täglich mit der Deutschen Bahn: Seit 20 Jahren arbeiten unsere Teams zusammen, und der ICE verknüpft Brüssel über Aachen und Köln direkt mit Frankfurt. Und jetzt bis zu 7-mal pro Tag mit vielen Anbindungen in andere Städte wie Berlin oder München. Züge stehen für sicheres, nachhaltiges und komfortables Reisen und sind ein wichtiges Instrument zur Erreichung der Klimaziele. Und mit mehr als 3.600 internationalen Zielen, von denen mehr als 1.000 in weniger als 6 Stunden erreichbar sind, positioniert sich Brüssel als internationale Eisenbahndrehscheibe.“

Und auch Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing steht mit einem schriftlichen Zitat zur Verfügung: „Wenn wir unsere Klimaziele im Verkehr erreichen wollen, müssen wir deutlich mehr Menschen vom klimafreundlichen Reisen mit der Bahn überzeugen. Mit Hochgeschwindigkeit, Taktfahrplan, attraktiven Fahrzeiten und zeitgemäßem Komfort. Dafür stehen auch die neuen
ICE 3neo, die als Mehrsystemfahrzeuge künftig die Pünktlichkeit auf dieser Strecke wieder deutlich verbessern sollen. Eine wirklich gute Nachricht für alle Reisenden.“

Sein Kollege Georges Gilkinet, Verkehrsminister von Belgien: „Die Zusammenarbeit zwischen der DB und der belgischen Bahn auf der ICE-Strecke ist eine Erfolgsgeschichte, die mich sehr freudig stimmt. Ob für Geschäftsreisen, Familienbesuche oder einen Städtetrip: 1 Million beförderte Personen haben sich seit der Einführung dieser Strecke für die Nachhaltigkeit, den Komfort und die Benutzerfreundlichkeit dieser Hochgeschwindigkeitszüge entschieden. Doppelt so viele Fahrradstellplätze wie das europäische Minimum vorschreibt und ein Gesetz, das die starke Unterstützung der föderalen Regierung für Nachtzüge zeigt: Als Verkehrsminister möchte ich, dass Belgien sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene eine führende Rolle bei der Umstellung auf Nachtzüge spielt. Ein ICE auf der Schiene bedeutet zwei Flugzeuge weniger am Himmel! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag des ICE und zu dieser fruchtbaren Zusammenarbeit, von der ich hoffe, dass sie noch lange andauern und weiterhin Hunderttausende Reisende zwischen unseren beiden Ländern anziehen wird.“

Jetzt haben DB und SNCB/NMBS ihre Kooperation verlängert und zwar um weitere 5 Jahre. In der Mitteilung der DB an die Öffentlichkeit heißt es zum Abschluss: „Insgesamt bietet die DB derzeit täglich sieben Direktverbindungen pro Richtung zwischen Frankfurt/Main und Brüssel an. Die Fahrtzeit ist mit rund drei Stunden dabei konkurrenzlos kurz. Zusätzlich gibt es außerdem am Sonntagabend ein Zugpaar, das Brüssel und Köln auch nach 20 Uhr noch verbindet.“