Jochen Ott, Carolin Kirsch und Lena Teschlade sprechen mit dem Vorstand der DEVK Bernd Zens vor dem Modell des geplanten Hochhauses.

Köln | Es geht um eine exponierte Lage am Rheinstrom in Köln. Die neben Zoo und Kölner Seilbahn ansässige DEVK-Versicherung will ein Hochhaus bauen. Und das seit 4 Jahren. Jetzt schaut sich das Unternehmen an anderen Standorten im Rheinland um. In Monheim gibt es eine Option, die rund 200 Millionen Euro günstiger wäre, daher stellt sich die Frage ob der Domblick 200 Millionen Euro wert ist? Drei Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Carolin Kirsch, Jochen Ott und Lena Teschlade besuchten den DEVK-Vorstand Bernd Zens. Beobachtungen aus einem interessanten Gespräch.

DEVK-Vorstand Bernd Zens

Köln verbunden

Im fünften Stock der aktuellen DEVK-Zentrale mit Domblick, wird die Frage „Ist der Domblick 200 Millionen Euro wert?“ später fallen. Wer die DEVK in Köln besucht, findet die Zentrale neben der Seilbahnstation linksrheinisch, Kölner Zoo, dessen Parkhaus und Rhein. Top erschlossen durch Zoobrücke, Rheinuferstraße, Riehler Straße und die Stadtbahn mit der Haltestelle Kölner Zoo.

Im Foyer wird die Verbundenheit des Versicherungskonzerns mit Köln auf den ersten Blick sichtbar. An den Wänden Trikots des 1. FC Köln und der ein oder andere Kunststoff-Geisbock lächelt den Fremden an. Hennes der IX lebt ja vis a vis. Auch eine Figur aus den Trash-People von HA Schult findet sich. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die DEVK am Standort Köln, zuvor auf den Ringen, jetzt am aktuellen Standort am Rheinufer. Die Immobilien auf den Ringen seien immer noch im Besitz des Unternehmens. Die DEVK fühle sich Köln und dem Standort verbunden, so Zens. Das Unternehmen wachse und erschloss sich mit der Rückversicherung neue Geschäftsfelder. Wie so häufig bei einem wachsenden Unternehmen verteilt sich dieses um die Firmenzentrale in weiteren Gebäuden, bis sich die Frage stellt, bauen wir neu und fügen alle Unternehmensteile in einem Gebäude zusammen.

Diese Frage stellt sich auch bei der DEVK und das seit rund 4 Jahren. Im fünften Stock, hier geht es etwas gediegener zu, moderne Kunst schmückt die Wände, stehen in einem Flur Architekturmodelle. Eines davon zeigt ein Hochhaus, direkt am Rhein, direkt neben Zoobrücke und Seilbahn. Das ist die Vision der DEVK. Ein modernes multifunktionales Hochhaus. Aber nicht nur als Büro-Tower, sondern wie es heute international Konsens ist mit gemischten Funktionalitäten. Also etwa einem kleinen Supermarkt, einer Kindertagesstätte oder einem Fitnessstudio und einer Roof-Top-Bar, die aber nicht nur den Mitarbeitenden der DEVK offensteht, sondern der Öffentlichkeit.

Bauen will die DEVK dort, wo derzeit das Zoo-Parkhaus steht. Dieses stehe vor der Sanierung und könnte Platz für den DEVK-Tower machen. Dessen Parkplätze blieben in der Tiefgarage erhalten. An Wochenenden stünden dann dem Zoo sogar mehr Parkplätze zur Verfügung. Der Standort gut erreichbar, auch mit dem ÖPNV. Und es gibt sogar eine Fernwärme-Infrastruktur. Wer das liest, der denkt wahrscheinlich: Da passt ja alles. Arbeitsplätze, Infrastruktur, Mehrwert für den städtischen Zoo, da ist alles vorhanden. Der kennt aber Köln nicht.

Das Modell des geplanten DEVK-Hochhauses am Kölner Rheinufer.

Das Projekt stockt

Das Projekt stockt. Und nicht nur das. Die DEVK sucht nach Alternativ-Standorten auch außerhalb von Köln. Hier, so Zens, bietet sich jetzt Monheim am Rhein an. Die Stadt bietet ein Rheingrundstück voll erschlossen an und würde sogar noch einen Teil der Kosten für die Kita mittragen. Das alles würde Köln nicht tun. Und Monheim käme die DEVK rund 200 Millionen günstiger. Das liegt unter anderem an Erschließungskosten und der schwierigeren Baustelle und deren Einrichtung in der Großstadt Köln. Hier stellt Zens die nicht ganz unketzerische Frage: „Ist der Domblick 200 Millionen Euro wert?“. Eine Frage, die ihm womöglich auch bei der in rund drei Wochen angesetzten Aufsichtsratssitzung gestellt wird. Gleichwohl räumt Zens ein, dass für Köln die Werthaltigkeit der Immobilie spreche.

Eigentlich sollten in dem Turm auch Wohnungen entstehen. Die DEVK will dort aber keine Wohnungen mit Sozialbindung bauen. Allerdings bot die Versicherung an, an einer anderen Stelle sozialen Wohnungsbau zu realisieren und somit die Vorgaben des kooperativen Baulandmodells einzuhalten. Das neue Gebäude soll zudem besonders klimaeffizient ausgerichtet werden, etwa mit Solar an der Fassade oder die Nutzung von Erdwärme solle geprüft werden. Das Dach solle begrünt werden und das Unternehmen habe bereits einen sehr renommierten Architekten mit einer Professur in Darmstadt gewinnen können.

Die Kölner Politik war bereits vor Ort allen voran die Parteien des Kölner Ratsbündnisses Grüne, CDU und Volt sowie die Kölner FDP. Am gestrigen Freitagmorgen machten die Kölner SPD-Landtagsabgeordneten der DEVK ihre Aufwartung. Der Kölner Baudezernent und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sind involviert.

Die DEVK macht deutlich, dass das Projekt in Köln nicht vorankommt. Im günstigsten Fall könnte es 2031 fertiggestellt werden. Im Umland stünde die neue Zentrale wahrscheinlich schon 2027. Anstatt das Projekt zu fördern, würden ständig neue Hürden aufgestellt. So wurde gefragt, ob ein Hochhaus direkt neben dem AXA-Hochhaus in der Einflugschneise des Kölner Flughafens liege. Der Bauherr habe ein UNESCO-Gutachten zu veranlassen und zu bezahlen. Statt 4 Architekturbüros soll die DEVK jetzt 8 für den Architektenwettbewerb vorschlagen. Der Architektenwettbewerb solle starten bevor Baurecht geschaffen werde. Hier stellt die DEVK die klare Forderung, dass Architektenwettbewerb und die Schaffung des Baurechts parallele Prozesse sein müssten. Auch der geforderte zweistufige Architektenwettbewerb verzögere die Maßnahme.

Allerdings wünscht sich die Stadtpolitik eine Roof-Top Bar. Hier fragt Zens zu Recht: Im fünften Stock? Denn so viele Stockwerke hat die aktuelle Zentrale.

Leverkusen, so Zens, sei bei der Suche nach alternativen Standorten ausgeschieden, da dort kein Grundstück zur Verfügung stehe und bei Hürth habe die Kostenstruktur des Kaufpreises nicht gestimmt. Zens betonte, dass er Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Arbeitsebene der Stadtverwaltung ausdrücklich in Schutz nehme. Dort sei ihm immer neutral bis positiv begegnet worden. Allerdings habe er den Eindruck gewonnen, dass die Dezernate in der Luft hingen.

Die Kölner SPD-Landtagsabgeordneten Lena Teschlasse, Jochen Ott und Carolin Kirsch.

Die SPD fordert Planungssicherheit

Lena Teschlade, SPD, sieht in den Plänen der DEVK eine Aufwertung des Viertels. Sie zeigt sich schockiert von der Hinhaltetaktik der Kölner Politik und Stadtverwaltung. Die Position der SPD-Ratsfraktion und der SPD im Land seien deckungsgleich, so die SPD-Politikerin, die eine klare Positionierung der Stadtverwaltung fordert, ein Höhenkonzept und eine Baugenehmigung. Dabei ist gerade das kommunale Kernaufgabe.

Jochen Ott spricht von einem einmaligen Vorgang und einem erschreckenden Signal für die Wirtschaftskraft der Stadt Köln. Es sei Aufgabe der Stadtverwaltung, der Oberbürgermeisterin, des Baudezernenten und des Rates, die Stadt voranzubringen. Solche Prozesse können nicht 10 Jahre liegen gelassen werden. Ott spricht von einer versäumten Zeit in den vergangenen 10 Jahren, in denen die Niedrigzinsphase Chancen für die Stadt und Investoren eröffnet habe. Ott befürchtet, das die Stadt die Chance vertue das nördliche Rheinufer zu entwickeln und aufzuwerten. Ott meint damit den Bereich bis zur Bastei, aber auch die Rheinseilbahn über den Rhein mit der Verbindung zu Rheinpark und Parkcafe. Ott stellt die Frage warum nicht Waterfront-Bars in diesem Bereich entwickelt würden? Auch die Planungen der Fahrradbrücke, die jetzt im Kölner Süden entstehen solle hätte dazu gepasst. Ott sieht Chancen für die Stadt im Rahmen einer Entwicklung wie der DEVK auch Landesmittel für das Umfeld zu akquirieren und damit dieses aufzuwerten.

Die SPD-Finanzexpertin und Mülheimer Landtagsabgeordnete Carolin Kirsch sieht noch ganz andere Probleme. Sie spricht die schwierige Lage des Kölner Haushaltes der Stadt Köln an und verknüpft damit die Frage, ob Köln es sich leisten kann, auf verlässliche Gewerbesteuerzahler in der Größenordnung der DEVK zu verzichten. Sie fragt ob die Differenzen im Ratsbündnis und die daraus resultierenden Beschlüsse, die von Kompromissen getrieben werden, diese nicht so verkomplizierten, dass die Stadtverwaltung außer Stande gesetzt werde, diese umzusetzen. Kirsch geht weiter und fragt, ob Ratsmitglieder überhaupt noch in der Lage seien diese komplexen Vorgänge nachzuvollziehen. Ausdrücklich nimmt Kirsch die Stadtverwaltung in Schutz, wenn sie sagt, diese könne nur so gut handeln wie das Mehrheitsbündnis Beschlüsse fasse. Auch die Aufblähung der Dezernatsstruktur und der damit einhergehenden komplizierten Abstimmung zwischen den Schnittstellen kritisiert Kirsch. Sie meint damit das von Grünen, CDU und Volt neu eingerichtete Dezernat IX für Stadtentwicklung.

Jochen Ott kritisierte zum Ende die Untätigkeit des Rates und des Gestaltungsbündnisses und befürchtet, dass die Bürger das Vertrauen in die Entscheidungen verlören.

Signal der Stadt erwartet

Zens befürchtet, dass der Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses eine Art Verschiebebeschluss sei. Er wirbt dafür ein Signal des Vertrauens zu senden, dass es nun zügig weitergeht. Auch fürchtet er, dass nach den 8 Entwürfen eines Architektenwettbewerbs der Streit erneut aufflammen könnte. Neben dem Architektenwettbewerb müsse parallel Baurecht geschaffen werden, so die Bitte.

Für Köln steht auf vielen Ebenen viel auf dem Spiel. Auch rund 3.500 hochwertige Arbeitsplätze.


Die bisherige Entwicklung