Bonn | aktualisiert | Verschiedenste Medien melden mittlerweile zwei Festnahmen im Zusammenhang mit der gestern am Bonner Hauptbahnhof aufgefundenen blauen Tasche mit „explosionsfähigem“ Material. Unterdessen veröffentlicht die Kölner Polizei ein Phantombild mit dem sie nach einem Somalier fahndet. NRW-Landeskriminalamt, Bonner Polizei und Bundeskriminalamt verweisen alle auf die Kölner Polizei, die sich aber nicht eindeutig äußert und mehrfach Medienberichte gegenüber report-k.de dementierte. Bei einer Festnahme beruft sich der Spiegel mittlerweile auf Ermittlerkreise. Ob das Phantombild einen dritten Verdächtigen zeigt, ist ebenfalls unklar.

21:57 Uhr > Polizei bestätigt Befragungen

Nach dem Bombenfund am Bonner Hauptbahnhof sucht die Polizei weiter mit dem Phantombild nach einem Tatverdächtigen. Zwei weitere Männer sind von der Polizei am Dienstag ins Gewahrsam genommen worden. Das bestätigte am Abend die Bonner Staatsanwaltschaft und die Kölner Polizei der Nachrichtenagentur dapd. Die beiden in Gewahrsam genommenen Islamisten würden überprüft, gälten bislang aber nicht als Tatverdächtige. Die Stadt Bonn ist womöglich nur knapp einem Bombenanschlag entkommen.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen handelt es sich bei einer der beiden Personen um den aus Somalia stammenden Islamisten Omar D. Zeugen hätten angegeben, den Mann in der Nähe des Tatortes gesehen zu haben, hieß es. Zudem wollen sie den ebenfalls den Sicherheitsbehörden bekannten Islamisten Abdirazak B. erkannt haben. Anhand von Handy-Daten sollte geprüft werden, ob sich die beiden tatsächlich zur Tatzeit am Bonner Hauptbahnhof aufgehalten haben. Auf Nachfrage von report-k.de bestätigt die Kölner Polizei, dass man allen Spuren nachgehe und nicht nur eine Gruppe im Visier habe.

18:07 Uhr > Die Lage ist und bleibt unbestätigt

Auf allen Medienkanälen kursieren Namen von mutmasslichen Tätern oder Verhafteten. Aber stimme die auch? Namen die nicht neu sind, sondern in der Szene bekannt, etwa der von Omar D.. Der war am 26. September 2008 in eine Fokker 50 auf dem Köln-Bonn Airport gestiegen und wurde – anstatt nach Amsterdam zu fliegen – von der GSG 9 auf Geheiß des LKA wieder aus dem Flieger mit einer weiteren Person geholt. (report-k.de berichtete) Später kam heraus, dass er vor dem Flug Studiengebühren bezahlt und Bafög beantragt hatte und die Beweislage sehr dünn war. Das LKA hatte damals gemutmaßt, dass die beiden jungen Männer auf dem Flug in ein terroristisches Ausbildungslager befanden. Stimmen die Medienberichte wurden beide Männer, einen Tag nachdem sie die Tasche abgestellt haben sollen, heute in der Bonner Öffentlichkeit, in einem Internetcafe und nahe der Bonner Rheinbrücke festgenommen? Aber warum, wurden Sie vielleicht auch nur als Zeugen befragt, weil sie von den Sicherheitsbehörden einer Szene in Bonn zugerechnet werden? So lange die Polizei und die Sicherheitsbehörden schweigen, was wiederum auch nicht bedeutet, dass es nicht doch zu Festnahmen gekommen ist, im Laufe des Tages, bleibt dies alles Spekulation.

Wenn man bei der Kölner Polizei derzeit nachfragt bestätigt diese nur einen einzigen Fakt, dass sie noch die Federführung bei den Ermittlungen habe und diese nicht an das Bundeskriminalamt, das Landeskriminalamt oder die Generalbundesanwaltschaft abgegeben habe. Bundesinnenminister Friedrich hatte ein Statement um 17:30 Uhr in Berlin abgeben wollen, der Termin ist aber abgesagt worden. Auf Nachfrage, ob es Verhaftungen gegeben habe, ob die Liste mit den Substanzen, die in der Tasche gefunden wurden richtig sei, heißt es derzeit, dass es aus ermittlungstaktischen Gründen keine Aussagen gebe. Sowohl die Absage von Friedrich und die derzeit noch andauernde Federführung des Einsatzes durch die Kölner Polizei deuten darauf hin, dass die Sicherheitsbehörden noch nicht sicher sind, wie sie, also etwa als Attentatsversuch mit terroristischem Hintergrund, die Tasche auf dem Bonner Hauptbahnhof einordnen. Und da bleibt die Frage, wo bleibt das Bekennerschreiben oder Video?

16:29 Uhr > Festnahmen nach Bombenalarm in Bonn – Somalischer Islamist unter Verdacht

Einen Tag nach dem Bonner Bombenalarm deutet vieles auf einen versuchten Anschlag hin. Am Dienstag nahm die Polizei einen somalischen Islamisten fest. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dapd aus Sicherheitskreisen. Zeugen hätten angegeben, den Mann namens Omar D. in Tatortnähe gesehen zu haben. Zudem wollen sie den ebenfalls den Sicherheitsbehörden bekannten Islamisten Abdirazak B. erkannt haben. Nun soll anhand von Handy-Daten geprüft werden, ob sich die beiden tatsächlich zur Tatzeit am Bonner Hauptbahnhof aufgehalten haben.

Am Nachmittag berichtete der Bonner „General-Anzeiger“, dass ein zweiter Verdächtiger gefasst wurde. Der mutmaßliche Islamist soll an einer Rheinbrücke in der Innenstadt festgenommen worden sein, hieß es. Die Polizei habe dies aber nicht bestätigen wollen.

Am Montag war auf einem Bahnsteig eine herrenlose Tasche gefunden worden. Darin lagerte nach Angaben der Ermittler Metallbehälter mit „zündfähigem Material“. Nach Informationen von „Spiegel Online“ aus Ermittlerkreisen befanden sich in dem Gepäckstück Butangas und Ammoniumnitrat sowie ein Metallrohr, ein Wecker und Batterien. Unklar ist noch, ob die Tasche explosionsfähig war.

16:27 Uhr >> Polizei veröffentlicht Phantombild

Ein Schüler (14) berichtete den Ermittlern, dass ein dunkelhäutiger Mann die Tasche abgestellt habe, so die Pressestelle der Kölner Polizei. Auf Grundlage der Angaben dieses Zeugen hat die Polizei Köln ein Fahndungsbild des möglichen Verdächtigen erstellt. Dieser wird wie folgt beschrieben:

30-35 Jahre alt, 190 cm groß, schlanke Statur, dunkle Hautfarbe, schwarze Mütze, schwarze Stiefel, braun-graue Jacke.

Die Polizei Köln bittet Zeugen, die Hinweise auf den abgebildeten Mann geben können, sich umgehend mit den Ermittlern in Verbindung zu setzen.

15:50 Uhr >> „Focus Online“: Erste Festnahme nach Bombenalarm in Bonn

Einer der mutmaßlichen Bombenleger vom Bonner Hauptbahnhof ist einem Medienbericht zufolge festgenommen worden. Das bestätigte sein Verteidiger am Dienstag gegenüber „Focus Online“. Sein Mandant sei auf dem Weg zu ihm gewesen, als Staatsschützer ihn in der Bonner Innenstadt um kurz nach 13.30 Uhr festgesetzt hätten. Die Bonner Staatsanwaltschaft wollte dies weder bestätigen noch dementieren. Auch die Pressestelle der Polizei Köln, die mit dem Fall betraut ist, bestätigte eine Festnahme nicht. Dem Bericht von Focus Online zufolge soll es sich bei dem Mann um einen radikalen Islamisten aus Somalia handeln.

Ebenso waren durch eine deutsche Boulevardzeitung die „Kampfnamen“ zweier Personen genannt worden, die im Verdacht stünden, die Tasche deponiert zu haben. Dies wollte die Pressestelle der Kölner Polizei weder bestätigen noch dementieren.

15:20 Uhr >> „Bild“ meldet: Zwei Islamisten sollen Tatverdächtige sein

Zwei Schüler hätten die Islamisten auf Fotos identifiziert. Die Männer seien als terroristische Gefährder bekannt und es werde bundesweit nach ihnen gesucht. Die zuständige Bonner Staatsanwaltschaft und die Polizei wollten sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Im Laufe des Nachmittags solle es eine Pressekonferenz zu dem Thema geben. Gegenüber Report-k hatte ein Sprecher der Polizei noch gegen 13:00 Uhr erklärt, er könne nicht bestätigen, dass man radikale Islamisten damit in Verbindung bringen könne. Man ermittle in alle Richtungen.

Laut „Bild“ soll im Laufe des Tages entschieden werden, ob die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt den Fall an sich ziehen. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dapd, dass seine Behörde in den Informationsaustausch mit den Landesbehörden eingebunden sei. Eine weitere Stellungnahme wollte er nicht abgeben.

Derweil dauert die Untersuchung der in der Reisetasche deponierten Gegenstände an. Bislang sei nicht klar, ob die Tasche auch einen Zünder enthalten habe, sagte ein Sprecher der Polizei Bonn. Die Ermittlungen von Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes (LKA) seien derzeit noch nicht abgeschlossen.

Die Tasche war am Montag auf einem Gleis entdeckt und der Bahnhof daraufhin für mehrere Stunden weiträumig gesperrt worden. Mit einem Wassergewehr wurde die Tasche aufgesprengt, dabei wurde der Inhalt verstreut. In der Reisetasche befanden sich nach Angaben der Ermittler Metallbehälter mit „zündfähigem Material“.

Der Bonner Bombenalarm weckt Erinnerungen an zwei vereitelte Anschläge im Jahr 2006. Damals deponierten zwei Männer auf dem Kölner Hauptbahnhof zwei Kofferbomben in Regionalzügen nach Hamm und Koblenz, die aber nicht explodierten. Zweieinhalb Jahre später verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf den 24-jährigen Libanesen Youssef El Hajdib zu lebenslanger Freiheitsstrafe. Der Mittäter Jihad Hamad war zuvor bereits im Libanon zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.
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Autor: dd, dapd, ag
Foto: Mit diesem Phantombild sucht die Kölner Polizei nach einem Mann, den ein Schüler mit der blauen Tasche am Bonner Hauptbahnhof gesehen haben will.