Köln | Die Kommunikation der Kölner Polizei im Umfeld von Fußballspielen des 1. FC Köln erfolgt aktuell über einen sogenannten Fanbrief. Dieser beschäftigt sich aber nur bedingt mit dem aktuellen Spiel und den zu erwartenden Fanszenen und besteht zu großen Teilen aus Textbausteinen, die immer gleichlautend veröffentlicht werden, sich aber nicht auf aktuelle Geschehnisse oder Fakten stützen, sondern pauschalieren. Besonders auffällig beim Spiel gegen St. Pauli ist der Absatz „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“. Einem Verein, der sich sogar mit einem seiner Sponsoren anlegt und diesem Rassismus vorwirft und auch die Ultraszene von St. Pauli sich aktiv gegen Rassismus ausspricht. Wie hilfreich sind pauschale Fanbriefe, die alle Fans und Alles über einen Kamm scheren und fördern sie nicht einfach nur pauschale Vorurteile?

Textbausteine als Allheilmittel?

Sowohl im Fanbrief zum Spiel gegen den VFL Bochum, wie auch gegen St. Pauli findet sich der Passus Rassismus und Fremdenfeindlichkeit der Kölner Polizei: „Stellen Sie sich gemeinsam mit Verein und Polizei gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Schauen Sie hin und beziehen Sie aktiv Stellung gegen rassistisches und fremdenfeindliches Verhalten. Die Polizei wird fremdenfeindlich motivierte Straftaten konsequent verfolgen.“ Fragt man bei der Polizei Köln nach, auf welche Vorfälle und Taten sich dieser Passus in der Vergangenheit bezieht, heißt es, dies sei eine allgemeine Ansprache an alle Fußballfans, sowohl der Heimmannschaft, wie auch der Gastmannschaft.

Eine aktive Fanszene gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

Auf der Website von „USP“ einer Ultragruppierung von St. Pauli gibt es sogar einen eigenen Unterpunkt „antirazzista“. Dort stellt sich eine Arbeitsgruppe bei „USP“ so vor: „Unser Engagement konzentriert sich auf den Antirassismus, einem der fundamentalen Gruppenideale von USP.“ Die Ultras laden Geflohene ein, sammeln für Flüchtlinge, stehen hinter „kein mensch ist illegal“ und veröffentlichen Texte zu „Fußball und Nationalismus“, um nur einen zu nennen. Der FC St. Pauli engagierte sich unter dem Motto „Musik ist bunt“ gemeinsam mit dem Musikstreamingdienst „Deezer“ gegen Musik mit rassistischen und diskriminierenden Inhalten im Jahr 2016 ein. Im Jahr 2014 musste sich der Deutsche Fußball Bund bei den Fans von St. Pauli entschuldigen, weil er das antifaschistische Banner „Kein Fußball den Faschisten“ beim Training der Nationalmannschaft im Stadion Millerntor verhängte. Der damalige DFB-Chef Niersbach entschuldigte sich bei den Fans. Der Verein zitierte damals Niersbach mit den Worten: „Wir treten ein gegen jede Form von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder Homophobie und machen dies deutlich – wie in vorbildlicher Art und Weise immer wieder auch Ihr Verein und Ihre Fanszene.“

Der Verein geht sogar so weit und machte seinem eigenen Sponsor Vorwürfe wegen einer Plakatwerbung. Die Biermarke Astra spielte mit dem Sujet des Rosenverkäufers unter der Headline „Wolle Dose kaufen?“. Damals schrieb der Zweitligist: „Astra, wir haben was dagegen! Rassismus ist nicht lustig und nicht akzeptabel“ unter dem Hashtag „#neinzurassismus“. Die Biermarke stoppte die Kampagne, erklärte das Motiv und stellte eindeutig klar: „Fremdenfeindlichkeit ist zum Fremdschämen!“

Im August des vergangenen Jahres veranstaltete der Verein Anti-Rassismus-Workshops für die Talente U23, U19 und U17. Der Verein titelte: „Aktuell bereiten sich die Talente unserer U23, U19 und U17 nicht nur auf die anstehenden Ligaspiele vor, sie widmen sich neben dem Training aktuell auch einem ganz wichtigen Thema. Haltung zeigen! Gegen Rassismus.“

Sind pauschale Vorverurteilungen mit dem rechtstaatlichen Prinzipien vereinbar?

Vor dem Hintergrund, nur einer kleinen Auswahl an Beispielen aus der Antirassismus-Arbeit der Fanszene und des Vereins St. Pauli, bleibt die Frage, was pauschale Textpassagen in Fanbriefen, losgelöst von der Realität bewirken sollen oder ob sie sich nicht sogar ins Negative verkehren. Welches Bild vermittelt die Kölner Polizei hier Unbeteiligten? Warum pauschale Unterstellungen und nicht ein differenzierter Fanbrief, der sich mit der aktuellen Situation beim Aufeinandertreffen zweier Vereine mit der echten Gewalttäterszene anhand von Fakten und Verurteilungen auseinandersetzt und so Grenzen aufzeigt? Die Polizei sagt, sie wolle mit ihrer pauschalen Ansprache alle Fußballfans erreichen. Aber gelingt das so und wo bleiben hier die Prinzipien des Rechtsstaates?

Die Kommunikationsstrategie der Kölner Polizei stand schon vor kurzem erst in der Kritik als die Beamten ein Bedrohungsszenario eines Fanmarsches von Dynamo Dresden Fans an die Wand malten. Der Dresdener Verein widersprach sofort den Darstellungen der Kölner Polizei damals vehement und stellte klar, dass die Fans von Dynamo Dresden noch nie einen nicht angemeldeten Fanmarsch durchgeführt haben, wie von den Kölner Beamten unterstellt. Eine Richtigstellung durch die Kölner Polizei erfolgte nie.

Autor: Andi Goral