Köln | Am 2. Mai 2014 erscheint mit „Die Leichtigkeit des Seins“ das 16. Studienalbum von Matthias Reim. Im Interview mit report-k.de sprach der Sänger über seine anstehende Tour, das neue Album und wie wichtig familiärer Rückhalt in Krisenzeiten sein kann.

Report-k.de: Matthias Reim, Ihre „Unendlich“-Tour haben Sie gerade erfolgreich beendet. Jetzt geht es direkt weiter mit einer ausgedehnten „Open Air“-Tour zum neuen Album „Die Leichtigkeit des Seins“, das am 2. Mai erscheinen wird. Im Herbst geht es dann weiter in Konzerthallen. Termine, Termine, Termine. Wie fühlen Sie sich?

Reim: Es gibt schon mal Momente, wo du müde bist. Keine Frage. Auf der anderen Seite ist es mein Lebensinhalt, auf der Bühne zu stehen – inzwischen auch wieder in Arenen. Das ist für mich das Größte. Das ist für mich die „Leichtigkeit des Seins“. Selbst wenn du jetzt im Hotelbett irgendwie falsch gelegen hast, so dass dir am nächsten Morgen alle Knochen wehtun und du denkst dir: „Das hattest du früher aber noch nicht“, habe ich dennoch das Gefühl , ich werde nicht älter. Komisch – Nur alle anderen um mich herum werden älter. (lacht)

Ihr Album „Unendlich“ war neben „Reim“, die erfolgreichste Veröffentlichung, schaffte auf Anhieb eine Nummer-1-Platzierung in den deutschen Charts. Hat man als Musiker beim Entstehen eines Albums so eine Art Vorahnung, von wegen: Das wird was Großes, oder hat Sie der Erfolg selbst ein wenig überrascht?

Ich glaube, es war eine Konsequenz der letzten Alben. Alle Alben davor sind vergoldet worden, das haben die Medien nur nicht so registriert. Und teilweise standen die letzten Alben schon kurz vor Platin, haben es aber dann aber doch nicht ganz geschafft. Und dann kam „Unendlich“ und hat tierisch gut funktioniert. Und daraus resultiert dann auch ein gewisser Druck und du fragst dich: „Was mach‘ ich denn danach?“ Aber Erfolg motiviert natürlich auch. Also überlegst du dir: „Was war gut daran, was war schlecht daran, was davon kannst du ins neue Projekt mitnehmen?“

Und dann habe ich in einer unglaublichen Geschwindigkeit  das Album „Die Leichtigkeit des Seins“ produziert, weil ich unbedingt „Unendlich“ toppen wollte. Und ich glaube, es wird sehr erfolgreich. Man hat natürlich immer Angst und denkt sich „Wenn’s nicht klappt, was denn dann?“ Aber das verdränge ich im Moment, sonst fange ich an, nervös zu werden.

Was gibt es auf dem neuen Album? Worauf kann man sich freuen?

Ich habe meiner Meinung nach mit den neuen Songs mit die besten meines Lebens gemacht, einfach deshalb, weil alles daran stimmt. Die werde ich auch dementsprechend auf die Bühne übertragen. Sie sind auch schon so produziert worden, dass sie live auch genau so reproduzierbar sind. Und dann geht es jetzt eben auf Tour. Dadurch, dass wir inzwischen wesentlich mehr Publikum haben, also noch vor drei, vier Jahren, können wir auch ein bisschen mehr auffahren. Das heißt, wir können auch diese Songs und natürlich auch „Verdammt, ich lieb‘ Dich“ und „Ich hab‘ geträumt von Dir“ zu einem Event machen.

Und wer schon weiß, was bei Matthias Reim live passiert, der kommt sowieso. Und die, die neugierig geworden sind, sollten auch kommen, weil unsere Konzerte wie ein Fest sind. Es gibt Hochs und Tiefs, ich singe den Leuten sozusagen ihre Geschichte. Und das kann ja nur ich so schön (grinst), ansonsten schafft das keiner.

Auf „Unendlich“ sind Songs ehemaliger Ost-Größen wie „City“ oder den „Puhdys“ zu finden. Wie kam es dazu, die Songs neu einzuspielen? Wie kam das beim Publikum auf Ihrer Tour an?

Ich hatte während der Tour das Gefühl, dass die Songs auf dem Album ankamen. Sonst wäre es nicht so groß geworden. Der Grund, weshalb ich das gemacht habe, ist folgender: Mein Comeback begann in Sachsen. Ich habe mich gefragt: „Wenn die mir die Menschen dort so sehr geholfen haben und mir das Podium für ein unfassbares Comeback geben, das dann auch von dort aus zurück in den Westen der Republik schwappt, warum sind die Bands, die damals wirklich richtig geile Musik gemacht haben und immer noch machen, im Westen nie richtig angekommen? Wie kann man eine Tür für sie öffnen?“  Aber der Hauptgrund: Es sind einfach unglaublich gute Songs, die ich im Osten Deutschlands entdeckt habe – und es sind Songs, die jeder Sänger gerne singt.

Sie haben lange Zeit im Ausland gelebt, (in den USA, in Spanien). Seit einiger Zeit sind sie wieder zurück in Deutschland, wohnen jetzt am Bodensee. Wie groß war anfangs die Umstellung?

Nein, für mich war es wie nach Hause zu kommen. Ich war von 1992 mit kurzen Unterbrechungen bis 2012 im Ausland, sieben Jahre in den USA, in Kanada, drei Jahre auf Ibiza, acht Jahre auf Mallorca. Das reicht. Ich habe das alles genossen, gelebt und kennengelernt. Das war gut für meinen Kopf.

Auch Fremder zu sein und sich immer durchwurschteln zu müssen, war gut. Und ich muss sagen, ich bin jetzt so heilfroh, in einer süddeutschen Kleinstadt zu leben und zu wissen, dass meine Kinder in guten Schulen sind. Ich kann ihnen helfen, die Umgebung ist sicher. Und die Gegend rund um den Bodensee es ist eine der schönsten Landschaften der Welt. Ich habe den See direkt vor dem Haus.

Das ist der Luxus, den ich mir auch mit dem wiedererlangten Erfolg leisten konnte. Ich konnte mir wieder ein Haus leisten – das ich übrigens, wie jeder andere auch, abbezahle – und es steht da, wo ich jedes Mal, wenn ich dort stehe, Herzklopfen kriege und mir sage: „Wow, ist das schön!“

Sie hatten in der Vergangenheit immer wieder Krisen zu überwinden, so etwa eine Schaffenskrise Ende der 90er Jahre oder auch eine Insolvenz. Wie wichtig war Familie für Sie bei der Bewältigung? Oder sind Sie da eher ein Einzelkämpfer?

Ich habe wirklich Glück. Ich habe eine tolle Familie, die mir immer sehr geholfen hat. Aber so sind wir. Wir sind vier Brüder, wir halten zusammen und wann immer Alarm ist, sind wir zur Stelle. Dabei hängen wir nicht ständig zusammen. Wir sind noch nicht einmal so erzogen worden. Ich weiß auch nicht, warum das so ist, finde es aber großartig, dass es so ist. Es hat mir sehr geholfen und darum kann ich jedem nur empfehlen, wenn er Geschwister hat: Vertragt euch und seid froh darüber, dass ihr sie habt. Es ist gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn Alarm ist. Dafür ist Familie wirklich sehr, sehr wichtig.

Am 28. November sind Sie in Köln, zum ersten Konzert nach ihrem Geburtstag, den Sie zwei Tage früher feiern. Was erwartet die Fans?

Ich werde mit den Kölner Fans meinen Geburtstag nachfeiern. Und zwar musikalisch, laut, mit einer gigantischen Produktion, mit einigen neuen Songs aus „Unendlich“ und „Die Leichtigkeit des Seins“. Natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit den ganz großen Hits geben. Selbstverständlich werde ich auch meine „Klassiker“ wie  „Verdammt, ich lieb‘ Dich“ spielen, aber eben nicht nur.

Hatten Sie jemals einen Plan B in der Tasche, für den Fall, dass es mit der Musiker-Karriere nicht klappt?

Ich hatte immer einen Plan B, auch während meines Studiums und der wäre gewesen, Lehrer an einem Gymnasium zu werden. Aber das war der falsche Plan B.

Jetzt hätte ich jederzeit einen Plan B. Also wenn die Leute mich irgendwann einmal als Sänger nicht mehr wollen, würde ich eben Songs für andere schreiben, produzieren im Studio. Das ist etwas, das ich kann und das kann ich auch noch bis ins hohe Alter, weil ich mich dazu nicht bewegen muss (lächelt). Was das anbelangt, bin ich relativ entspannt.

Matthias Reim, vielen Dank für das Interview.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Matthias Reim nach dem Interview mit report-k.de