Köln | Am kommenden Freitag veröffentlicht Björn Heuser sein neues Album „Café Schmitz“, mit dem er ab April auf Tour geht. Wir haben den Kölner Musiker im Café am Hansaring 98 getroffen und mit ihm über die neuen Songs und seine Vorfreude auf die anstehenden Konzerte in diesem Jahr gesprochen.
Ihr neues Album trägt den Titel „Café Schmitz“. Wie kam es dazu?
Björn Heuser: Ich habe einen Schauplatz für das neue Album gesucht, der einen typisch kölschen Namen hat. Es sollte ein Ort sein, an dem meine Songs stattfinden können. Da hat das „Café Schmitz“ gut gepasst, das meinem Trommler Flo Bungardt gehört.
Das war auch ein schönes Pendant zum Brauhaus, wo ich sonst regelmäßig auftreten. Die künstlerische Idee dahinter war, dass man an jedem Tisch, an dem ich einen der elf neuen Songs platziert habe, andere Geschichten und andere Menschen kennenlernen kann.
Sind Sie auch privat Stammgast?
Heuser: Seitdem ich den Laden kennengelernt habe, bin ich tatsächlich zum Stammgast geworden. Ich mag die kleinen Cafés, die nicht zu einer Kette gehören. Hier gibt es regelmäßig eine neue Wochenkarte. Alles wird frisch und nachhaltig selbst produziert. Und viele Zutaten stammen hier aus der Region.
Wie ist das Album entstanden?
Heuser: Das Album ist komplett in den vergangenen zwei Pandemiejahren entstanden. Ich konnte in dieser Zeit deutlich weniger auf der Bühne stehen und hatte so mehr Zeit für die Arbeit an den Songs, die diese Zeit auch geprägt hat. Ich habe immer mal wieder einen Song geschrieben und aufgenommen – mal konnten wir vor Ort gemeinsam im Studio arbeiten, mal ging es nur per Videokonferenz.
Björn Heuser schrieb Lied auf Parkbank vor Krankenhaus
Das Album ist anders als seine Vorgänger nicht aus einem Guss entstanden, aber die Songs sind zusammengewachsen und so ist es ein homogenes Album geworden. Ich konnte dafür auch mal Leute Nashville oder wie bei „Diamante“ aus Los Angeles dazuschalten.
Gearbeitet haben Sie viel in ihrem Dachstudio.
Heuser: Da sind die Demos entstanden. Der Song „Do un Ich“ ist direkt als Demo auf die Platte gekommen, den habe ich nur einmal gesungen. Es ist ein Lied für meinen Vater, der in der Corona-Zeit verstorben ist, und ein Song, der ganz tief aus dem Inneren kommt und der sehr persönlich ist. Für mich ist das Schreiben von Liedern ein Ventil für Emotionen.
„Do un Ich“ habe ich auf der Parkbank vor dem Krankenhaus geschrieben, in dem mein Vater im 15. Stock lag. Besuche waren in der Zeit leider nicht möglich, aber mit der Musik konnte ich ihm sehr nahe sein.
In die Zeit fällt bei Ihnen auch eine Stimmband-OP.
Heuser: Die Ärzte haben mir versichert, dass das eine Routine-OP ist. Aber sie haben auch gesagt, dass ich möglicherweise danach nicht mehr so singen kann wie davor. Deshalb habe ich den Song „Diamante“ so aufgenommen, als wenn es meine letzte Single wäre.
Die Stimme war damals rau und heiser. Als bei der OP alles gut gegangen ist, habe ich mir einen Traum erfüllt und mir als Belohnung von Jonas Petersen in Los Angeles einen Streichersatz gegönnt.
Ein anderer Traum war es, ein Vinyl-Album zu veröffentlichen.
Heuser: Ich habe immer mal wieder musikalische Flausen und Träume im Kopf, die ich mir erfülle. Dazu gehört die Arbeit in den Abbey Road-Studios genauso wie die Albumproduktion in Nashville oder das große Mitsingkonzert in der Arena. Vinyl ist etwas, das ich wirklich liebe. Das ist für mich zu Hause die schönste Art, Musik zu hören. Man hört diese auch ganz bewusst und nicht in der digitalen Endlosschleife, denn ab und zu muss man die Platte ja umdrehen.
Und Vinyl ist erfreulicherweise aktuell sehr angesagt und wird wieder mehr gekauft. Ich selbst habe zu Hause mehr als 300 LPs in meiner Sammlung. Es gibt das Album aber auch zusätzlich als CD und es ist zudem digital abrufbar. Ich selbst nutze durchaus, wenn ich unterwegs bin, auch Dienste wie Spotify. Aber zu Hause mit einem Kölsch oder einem Glas Wein eine Platte angehören, da kann man Musik regelrecht zelebrieren.
Kölner Sänger Björn Heuser: „Ich bin dankbar für alles“
Gibt es noch unerfüllte Träume bei Ihnen?
Heuser: Ich denke immer, mehr geht nicht. Das war auch der Fall, als ich aus den Abbey Road-Studios gekommen bin. Da dachte ich, jetzt hast Du es geschafft. Und dann kamen wieder neue Träume, die ich mir erfüllen wollte. Aktuell habe ich aber keine musikalische Flausen im Kopf.
Ich bin dankbar und glücklich für das, was ich bislang alles machen durfte. Dazu gehört auch „Kölle singt“ in der Arena – die Hymne zur Veranstaltung habe ich erstmals auf dem neuen Album verewigt.
Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation mit Pandemie und Krieg um?
Heuser: Ich hoffe, dass jetzt alle in Sachen Pandemie so vernünftig sind, dass wir im Herbst wieder mit den Konzerten regulär starten können. Jetzt freue ich mich auf einen Sommer mit möglichst vielen Auftritten und auf meine Tour mit dem neuen Album. Die Leute sehnen sich nach solchen Momenten. Der Krieg ist etwas, was uns alle derzeit sehr bedrückt.
Aber die Seele braucht auch Ausflüge aus dem tristen und schockierenden Alltag, der so viele negative Schlagzeilen mit sich bringt. Dazu brauchen wir die Kunst und die Kultur. Das merke ich bei den Mitsingkonzerten, die den Menschen ein paar glückliche und sorgenfreie Stunden bescheren. Solche Ausflüge sind gerade in diesen, schwierigen Zeit sehr wichtig und Musik ist da ganz zentral.
Welche Bedeutung hat das Mitsing-Format für Sie?
Heuser: Das ist etwas, das ich besonders liebe, weil es Menschen von acht bis 80 Jahren zusammenbringt. Alle stehen zusammen, singen und schunkeln. Da spielt es keine Rolle, wo einer herkommt oder welchen Beruf er ausübt.
Solche Konzerte geben den Leuten Zuversicht und Hoffnung auch in Krisenzeiten. Es geht dabei nicht nur um die gesungenen Lieder, sondern darum, das, worum es in den Liedern geht, auch wirklich zu leben.
Waren Sie auch mal damit im Autokino?
Heuser: Ja, das war für mich eine besondere Herausforderung. Man hört ja nichts, wenn die Menschen in ihren Autos mitsingen. Da stand ich dann etwas verloren auf der Bühne. Aber die Resonanz danach war toll. Die Leute hatten wirklich Spaß.
Aber es ist ein Format, auf das ich trotzdem in Zukunft gerne verzichten würde. In der Zeit während Corona war es aber wichtig und eine sehr gute Idee von Brings. Sonst hätten wir live gar nichts machen können.
In der Volksbühne gab es ein Mitsingkonzert, bei dem Singen gar nicht erlaubt war.
Heuser: Das war aber trotzdem eine wirklich magische Stimmung in dem Saal. Mitsummen war ja erlaubt und der eine oder andere hat wohl auch heimlich unter der Maske leise mitgesungen. In der Pandemie konnte man Erfahrungen sammeln, die es normalerweise nicht gegeben hätte.
Das war beim gemeinsamen Schweigen des Publikums beim „Stammbaum“ der Bläck Fööss der Fall – ein ganz besonderer Moment in der Volksbühne.
Und jetzt geht es auf Tour?
Heuser: Ich hoffe, dass es möglichst viele Termine mit möglichst wenigen Einschränkungen geben kann. Das Geschäft hat sich durch die Pandemie verändert. Die Termine kommen jetzt so nach und nach zustande. Bei den Konzerten wird kräftig gesungen. Es gibt viele neue Songs des Albums, aber auch Klassiker von mir und von kölschen Komponisten wie Willi Ostermann, die ich auf meine ganz eigene Weise interpretiere.
Auch die Mitsingkonzerte bei Gaffel am Dom laufen wieder an.
Heuser: Da verzeichnen wir eine steigende Tendenz – von Woche zu Woche wird es voller. Ich erlebe da viel Sehnsucht und Dankbarkeit der Leute, die endlich wieder gemeinsam singen möchten. Solche Konzerte sind für viele ein Highlight in Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben.
Die Menschen wollen einfach für kurze Zeit aus ihrem Alltag ausbrechen. Und im Brauhaus ist es wirklich sicher, da haben wir dank des strengen Hygienekonzeptes keine Hotspots zu befürchten.