Köln | Politik, Börse und Gewerkschaft begrüßten den Strategiewechsel beim Energiekonzern Eon. Aber es wurden auch kritische Stimmen laut, die fürchten das Eon die Kosten für die Abwicklung der Atomkraftwerke auf den Staat abwälzen könnte.

Eon-Strategiewechsel kommt bei Anlegern gut an

Die Ankündigung des Energiekonzerns Eon, künftig auf konventionelle Energieträger wie Atomkraftwerke, Gas und Kohle zu verzichten, kommt bei den Anlegern offenbar sehr gut an. Am Montag schoss der Wert der Eon-Aktie an der Frankfurter Börse zwischenzeitlich um bis zu sechs Prozent in die Höhe und hielt sich am Vormittag kontinuierlich rund vier Prozent im Plus. Das Unternehmen will die konventionellen Energieträger in einem neuen Unternehmen bündeln und dieses an die Börse bringen.

Unter dem bisherigen Namen Eon wird hingegen langfristig nur noch auf erneuerbare Energien, auf Energienetze und Kundenangebote gesetzt.

Gabriel begrüßt Eon-Aufspaltung

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die Entscheidung von Eon begrüßt, sich von seiner Sparte konventioneller Energieerzeugung zu trennen. „Mit seiner Entscheidung stellt sich Eon konsequent auf und zieht als erstes Unternehmen die Konsequenz aus einer sich völlig gewandelten Welt der Energieversorgung. Das schafft durchaus neue Chancen“, sagte Gabriel der „Rheinischen Post“ (Dienstagausgabe).

Der Wirtschaftsminister gehe davon aus, dass die Arbeitsplätze und die Mitbestimmungskultur in beiden neuen Unternehmen erhalten bleiben und die Unternehmen auch ihren Verpflichtungen zur finanziellen Rückstellung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle nachkommen, erklärte ein Ministeriumssprecher weiter. Der Bundeswirtschaftsminister sehe eine Reihe positiver Ansatzpunkte in der Eon-Entscheidung: Mit der Fokussierung auf Erneuerbare Energien, intelligente Netze und innovative Energiekonzepte könne die neue Eon einen wesentlichen Beitrag zur Transformation der Energieversorgung in Deutschland leisten. Dies könne zugleich die Energiepolitik der Bundesregierung unterstützen.

Verdi stellt sich hinter Umbaupläne bei Eon

Die Gewerkschaft Verdi hat sich hinter den tiefgreifenden Umbau beim Energiekonzern Eon gestellt. „Das Konzept beinhaltet für beide künftigen Unternehmen Chancen auf eine gute Zukunft“, sagte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott der „Welt“. Das gelte auch für die künftige Gesellschaft zur konventionellen Stromerzeugung, da sie die Kernkraft-Rückstellungen erhalte, schuldenfrei starte und viele Großkunden behalte.

„Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass die neue Gesellschaft wirtschaftlich auf soliden Beinen steht. Nach unserer Bewertung ist das der Fall“, sagte Ott. Für beide Unternehmen habe sich der Eon-Vorstand im Zuge des Umbaus auf Kündigungsschutz bis Ende 2018 festgelegt, erklärte Ott, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef bei Eon ist.

„Die Tarifbindung bleibt erhalten“, sagte er. Die Maßnahmen zur sozialen Absicherung im Rahmen des laufenden Kostensenkungsprojekts Eon 2.0 seien teilweise sogar zu besseren Konditionen vereinbart worden. Gewerkschaft und Betriebsräte hätten das Paket in den vergangenen zwei Wochen ausgehandelt, so Ott weiter.

Autor: dts