Köln | Eigentlich sollte WDR-Intendantin Monika Piel die größte ARD-Senderanstalt als starke Frau an der Spitze bis 2019 führen. Die Nachricht vom vorzeitigen Ende ihrer Tätigkeit kam am Freitag überraschend: Aus persönlichen Gründen beende sie ihre Tätigkeit, sobald die Nachfolge geregelt sei, hieß es in einer am Freitag in Köln verbreiteten Pressemitteilung des Westdeutschen Rundfunks. Das habe Piel den Vorsitzenden von Rundfunkrat und Verwaltungsrat mitgeteilt.

Seit 2007 steht Piel an der Spitze des WDR. Im Mai 2012 stimmte der Rundfunkrat noch mit breiter Mehrheit für die Wiederwahl der 61-Jährigen. Damit verlängert sich ihr bis 2013 laufender Vertrag um weitere sechs Jahre. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Das Aufsichtsgremium signalisierte damit, wie unumstritten Piel aus seiner Sicht ist.

Die langjährige WDR-Hörfunkdirektorin blieb somit die Chefin der größten ARD-Anstalt mit derzeit 4.279 Beschäftigten und einem Etat von 1,43 Milliarden Euro (Haushalt 2012). Ihr Jahresgehalt für 2009 betrug 308.000 Euro. Seit 2009 spart der Sender jedes Jahr 50 Millionen Euro ein; das soll bis einschließlich 2014 so fortgesetzt werden.

Der WDR solle der Motor für programmliche Innovationen und technischen Fortschritt bleiben, betonte Piel nach ihrer Wiederwahl. „Mein Kurs: erstklassige Qualität in den Programmen, solides Wirtschaften auf allen Ebenen und technischer Fortschritt zum Nutzen unseres Publikums.“

Schon bei ihrer Amtseinführung im Jahr 2007 hatte sie Entwicklungsfreiheit im Internet für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefordert: „Wir dürfen nicht zulassen, dass eines gar nicht so fernen Tages unsere Programme nur noch auf dann veralteten Randwegen oder von nur ausschließlich kommerziell denkenden Netzbetreibern verschlüsselt zu unserem Publikum gelangen“. Der Streit mit Zeitungsverlegern über die Kompetenzen im Netz ist bis heute nicht gelöst.

Kritik wegen „Gottschalk Live“

Piel, die in den Jahren 2011 und 2012 als erste Frau in der Geschichte des Senderverbundes ARD-Vorsitzende war, wurde auch für das gescheiterte, vom WDR verantwortete Projekt „Gottschalk Live“ kritisiert. Sie hatte argumentiert, die Sender müssten auch einmal etwas probieren dürfen. Am Anfang ihrer Amtszeit hatte die Intendantin angekündigt, sie wolle gemeinsam mit der neuen Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff versuchen, in der Unterhaltung an frühere innovative Zeiten anzuknüpfen. Sie würde Hape Kerkeling sehr gerne beim WDR haben, sagte Piel damals.

Zu den auf ARD-Ebene nicht erreichten Zielen gehört die Vorverlegung der „Tagesthemen“. An der Sendezeit 22.15 Uhr müsse man auch im Hinblick auf das 30 Minuten früher startende „heute journal“ des ZDF dringend etwas ändern, forderte Piel. Doch dann galt es schon als Erfolg, dass die „Tagesthemen“ feste Anfangszeiten bekamen, aber wie gehabt ab 22.15 Uhr.

Ansonsten fällt die Intendantin durch Zurückhaltung in der Öffentlichkeit auf. Ihr Vorgänger Fritz Pleitgen bescheinigte ihr einen „souveränen und zugleich solidarischen Führungsstil“.

Piels Anfänge beim WDR reichen bis in die Zeit ihres Studiums zurück. Sie wurde am 9. April 1951 in Bensberg im Rheinland geboren, begann mit 14 Jahren eine Verwaltungslehre im Amtsgericht, erlangte dann die mittlere Reife und die Fachhochschulreife. Nach ihrem Fachhochschulstudium der Betriebswirtschaft studierte sie Jura und Orientalistik in Köln. Sie jobbte beim WDR als Assistentin von Werner Höfer beim „Internationalen Frühschoppen“. Sie arbeitete danach als Moderatorin, Redakteurin und Korrespondentin für den Sender.

1993 stieg sie zur Leiterin der Hörfunk-Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr auf, nur ein Jahr später zur stellvertretenden Chefredakteurin. 1997 wurde Piel Chefredakteurin und stellvertretende Hörfunkdirektorin. Auf den Zenit ihrer Radiokarriere gelangte sie 1998 mit der Wahl zur Hörfunkdirektorin. Während der ARD-Geschäftsführung 2001 bis 2002 war sie Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission. Von 2002 bis 2008 moderierte Monika Piel den „Presseclub“ im Ersten. Im November 2006 wählte der Rundfunkrat sie zur Intendantin. 38 Mitglieder stimmten für sie, zwei gegen sie, und zwei enthielten sich. Piel ist Mutter einer Tochter und lebt mit ihrer Familie in der Voreifel. Dort engagiert sie sich für den Naturpark und die heimischen Wildkatzen, die „Eifeltiger“, wie es im Personenarchiv „Munzinger“ heißt.

Autor: Inge Treichel, dapd