Köln | Vom 12. bis zum 14. Juli gastiert das Mummenschanz-Theater beim Sommerfestival in der Philharmonie. Report-K im Gespräch mit Gründerin Floriana Frassetto (62).

report-k.de: Frau Frassetto, seit mehr als 40 Jahren gibt es Mummenschanz mit Fans auf der ganzen Welt. Worin liegt ihr zeitloses Erfolgsrezept?

Floriana Frassetto: Ob es ein Erfolgsrezept gibt, weiß ich nicht. Aber Mummenschanz schafft es, das Herz des Publikums genauso anzusprechen wie seine Fantasie und seine Freude am Spiel. Unsere Show funktioniert überall gleich, egal ob in Teheran, in Brasilien oder in Deutschland. Alle schaffen es, durch uns für ein paar Stunden ihren Alltag und ihre Probleme zu vergessen.

Während andere Shows auf immer mehr Technik und Requisiten bauen, setzen Sie nach wie vor auf die Reduktion.

Frassetto: Wir spielen mit Objekten des täglichen Gebrauchs und machen etwas Poetisches daraus. Gesellschaftliche Fragen werden bei uns auf das Essentielle reduziert, dazu gehören die Kommunikation zwischen Mann und Frau oder Missverständnisse ganz allgemein zwischen den Menschen. Auf die große Technik verzichten wir ganz bewusst und bleiben lieber ganz einfach und reduziert – kein Wort, keine Musik und trotzdem berühren wir die Herzen. Darin liegt unsere Stärke.

Es gab aber in den Anfangszeiten Shows, in denen gesprochen wurde.

Das war in der Phase bevor Mummenschanz 1972 gegründet wurde. Danach haben wir auf Worte verzichtet und uns auf eine ganz andere Dimension der Maske konzentriert. Der ganze Körper wird dabei zur Maske und aus dem Kopf wird schon mal der Schwanz, während aus dem Hintern auch mal der Kopf werden kann (lacht).

Sie wurden als Virtuosen der Stille bezeichnet. Wann ist die Stille virtuos?

Der Begriff stammt von einer Schriftstellerin aus Paris und passt sehr gut zu uns. Trotz den Stille hat die Show viel Rhythmus und so können sich die Leute im Publikum direkt damit identifizieren. Am schönsten finde ich es, wenn zum Schluss jemand sagt, er habe die Musik gehört, die es gar nicht gab.

Wie entwickeln Sie Ihre Show?

Alles beginnt mit Zeichnungen, Videos und viel Improvisation. Das dauert seine Zeit ,bis wir zum Essentiellen der Kommunikation kommen, das wir in der Show präsentieren. Das ist ein wenig wie bei der Comedia del Arte und kann nicht so einfach in der Schule gelernt werden.

Wie schwer ist es, da an Nachwuchs zu kommen?

Es ist schwierig, obwohl es eigentlich jeder Mensch machen kann. Man muss viel Geduld haben und üben, üben und noch einmal üben. Für die aktuelle Show haben wir zehn Monate geprobt. Bei manchen Nummern kann man nur anhand der Reaktionen aus dem Publikum spüren, was man als nächstes machen muss.

Sie sind weltweit auf Tour. Gibt es einen Ort, an dem Sie noch gerne auftreten würden?

Wir waren noch nicht oft in arabischen Ländern und noch nie auf Island oder in Schweden. Auch in Afrika gibt es noch viele Orte ohne Mummenschanz. Es gibt also noch viel zu tun. Wünschen würde ich mir auch wieder eine richtig große Tour durch Deutschland. Dort ist das Publikum sehr liebevoll. Anfangs sind die Leute etwas zurückhaltend, später entspannen sie sich und sind total emotional.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Die Philharmonie ist ein tolles Theater für unsere Show. Das Publikum ist einfach fantastisch. Wir hoffen im Juli auf ein ähnlich tolles Erlebnis wie im Vorjahr.

Infobox Mummenschanz

Rückblick: Mummenschanz wurde 1972 in Paris gergründet und in Zürich vom US-Impressario Arthur Shafman entdeckt. Seinen internationalen Durchburch schaffte es 1973 am Broadway. Auf Tour war das Ensemble weltweit auf allen Kontinenten.

Gastspiel: Den Auftakt beim diesjährigen Sommerfestival übernehmen Mummenschanz, die im vergangenen Jahr sich zu einem der Hits des Festivals entwickelten. Deshalb gastiert das Ensemble mit vier Tagen doppelt solange in Köln wie im Vorjahr. Vom 12. bis zum 14. Juli gastiert das Ensemble in Köln.

Tickets: Karten für das Kölner Sommerfestival 12. Juli bis zum 11. August in der Philharmonie gibt es im Vorverkauf ab sofort unter Telefon 02 21/280 280 oder im Internet unter:
www.koelnersommerfestival.de

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Floriana Frassetto