Berlin | aktualisiert | Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sind am Sonntagabend zum mit Spannung erwarteten TV-Duell zusammengetroffen. Wie erwartet betonte Merkel zu Beginn die aus ihrer Sicht positive Bilanz der letzten vier Jahre: Was die Regierung geschafft habe sei „fast sensationell“. „Wenn wir einmal schauen, wie wir heute dastehen, dann ist das für viele Menschen besser als vor vier Jahren“, so Merkel, „und das in einer schwierigen Zeit“. Umfragen: Kein eindeutiger Sieger nach TV-Duell: Nach dem TV-Duell und dem vermutlich einzigen Zusammentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück vor der Bundestagswahl haben die Umfrageinstitute verschiedene Sieger ausgerufen.

23:01 Uhr > Umfragen: Kein eindeutiger Sieger nach TV-Duell: Nach dem TV-Duell und dem vermutlich einzigen Zusammentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück vor der Bundestagswahl haben die Umfrageinstitute verschiedene Sieger ausgerufen. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL gaben in einer Blitzerhebung unmittelbar nach Ende des TV-Duells 44 Prozent der Befragten an, dass die Bundeskanzlerin das 90-minütige Rededuell gewonnen habe. 43 Prozent dagegen sahen SPD-Herausforderer Peer Steinbrück als Sieger.

Laut RTL sei Merkel damit die „hauchdünne“ Siegerin, aufgrund der statistischen Schwankungsbreite dürfte dieses Ergebnis aber als ein Unentschieden zu werten sein. Die ARD kam zu einem eindeutigeren Ergebnis: Laut einer von Infratest erhobenen Umfrage fanden 44 Prozent Angela Merkel insgesamt überzeugender, 49 Prozent Peer Steinbrück. Eine Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF kam zum gegenteiligen Ergebnis: Merkel bekam hier 41 Prozent Zustimmung, Steinbrück nur 33 Prozent, unentschieden waren 26 Prozent der Befragten.

Alle Sender bezeichneten ihre Befragungen als „repräsentativ“ für die Zuschauer des TV-Duells.

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22:29 Uhr > Merkels Deutschland-Halskette ist Internet-Hit: Während des TV-Duells hat die schwarz-rot-goldene Halskette von Kanzlerin Angela Merkel für hohe Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter gesorgt. Ein während der Sendung eingerichteter Twitter-Account unter dem Namen „schlandkette“ bekam innerhalb weniger Minuten über 4.000 Follower, die dann Kommentare wie „Ich spreche der Kanzlerin mein vollstes Vertrauen aus“ lesen konnten. Merkels Halskette schaffte es in den Twitter-Trends zwischenzeitlich gar auf Platz drei der aktuellen Themen.

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22:27 Uhr > Sigmar Gabriel zum TV-Duell: „Nach dem TV-Duell erklärt der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Sigmar Gabriel: Peer Steinbrück will das Land sozial sicherer gestalten, Angela Merkel nur an der Macht bleiben. Das hat das TV-Duell heute noch mal klargemacht. Peer Steinbrück hat präzise dargestellt, was er als Kanzler einer von der SPD geführten Bundesregierung anpacken wird – und wie er das finanziert. Denn das ist das eigentliche Thema dieser Wahl: Welche Partei hat für ihre Wahlversprechen auch ein Finanzierungskonzept? Peer Steinbrück verspricht nur, was er auch finanzieren und halten kann. Angela Merkel dagegen verspricht viel, aber ohne zu sagen, woher das Geld kommen soll.“
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22:17 Uhr > ARD-Umfrage nach TV-Duell: Frauen für Merkel – Männer für Steinbrück: In der ersten Hälfte des TV-Duells zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück hat Angela Merkel laut einer ARD-Umfrage die Frauen stärker überzeugt, Steinbrück die Männer. Im Ergebnis ist es mit einem Wert von 44 Prozent für Angela Merkel und 43 Prozent für Peer Steinbrück praktisch unentschieden. Die Unentschiedenen konnte mit 45 Prozent Steinbrück stärker überzeugen, 37 Prozent Merkel.

Unter allen Befragten fanden laut der Umfrage 70 Prozent Steinbrück angriffslustiger, 14 Prozent Merkel. 42 Prozent sahen bei Merkel die besseren Argumente, 40 Prozent bei Steinbrück. 47 Prozent fanden Merkel sympathischer, 33 Prozent Steinbrück.

43 Prozent aller Befragten fanden in der ersten Hälfte Merkel glaubwürdiger, 40 Prozent Steinbrück. 46 Prozent fanden Merkel kompetenter, 39 Prozent den Herausforderer.
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22:00 Uhr > TV-Duell: Merkel und Steinbrück in Syrien-Frage einig: Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück haben beim TV-Duell in der Syrien-Frage Einigkeit gezeigt. Beide schlossen eine deutsche Beteiligung an einem möglichen militärischen Eingriff in Syrien aus. Ein Militärschlag der USA würde die Lage der Menschen in Syrien nicht verbessern, so Steinbrück.

Er selbst würde nicht ohne entsprechenden Beschluss des Bundestages handeln und würde einen US-Militärschlag ohne völkerrechtliches Mandat „bedauern“. Auch Merkel mahnte eine gemeinsame Antwort der Vereinten Nationen an. Sie werde deswegen auf dem G20-Gipfel auch intensive Gespräche mit den Regierungschefs von Russland und China führen.

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21:59 Uhr > Merkel verteidigt Gesundheitssystem – Steinbrück mahnt:  Beim Thema „Gesundheit“ haben sich die Kontrahenten im TV-Duell am Sonntagabend wie erwartet in ihren typischen Rollen gezeigt: Merkel lobte die aktuelle Lage – Steinbrück mahnte Änderungen an. „Wir können stolz sein auf unser Gesundheitssystem“, sagte Merkel überzeugt. „Insgesamt“ sei das System zuverlässig, so die Kanzlerin, dennoch werde natürlich an Verbesserungen gearbeitet.

Steinbrück mahnte, das Gesundheitssystem werde in wenigen Jahren „an die Wand“ fahren. Deutschland drohe zudem ein Pflege-Notstand. Beide Kandidaten gaben zu, selbst privat versichert zu sein.

Bezogen auf das Betreuungsgeld übte Steinbrück scharfe Kritik: Diese staatliche Leistung sei integrationspolitisch falsch, Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten und Kindern von Migranten würde dadurch Chancengleichheit genommen. Merkel, die in der Vergangenheit ebenfalls als Kritikerin des Betreuungsgeldes galt, verteidigte es nun: Es sei ihre feste Überzeugung, dass jede Familie volle Wahlfreiheit habe, ob Kinder ausschließlich selbst betreut werden sollen oder in die Kita gehen.

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21:23 Uhr > TV-Duell: Merkel lobt Gerhard Schröder: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im TV-Duell die zu Beginn des Jahrtausends von der SPD-Regierung unter Gerhard Schröder angekündigte Agenda 2010 gelobt. Die Maßnahmen seien richtig gewesen und Schröder habe sich „für Deutschland verdient gemacht“. Jetzt gehe es darum, das Konzept weiterzuentwickeln.

Auch Steinbrück stellte sich hinter die Agenda 2010. Einer Nachfrage von RTL-Moderator Peter Kloeppel, die darauf abzielte, dass er persönlich sich im Vergleich zur SPD-Basis damals noch härtere Maßnahmen gewünscht hatte, wich er aus: „Dann müssen sie mit mir zu Wikipedia gehen und das nachweisen“, so der SPD-Kanzlerkandidat. Auch auf die Frage, ob Politiker genug verdienen, zeigte sich Steinbrück dünnhäutig: „Was bezwecken Sie mit dieser Frage? Glauben Sie, dass ich jemals nochmal auf diese Frage eingehe?“, so der SPD-Kanzlerkandidat.

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21:00 Uhr > Ab 2015 könne es sich das Land sogar leisten, keine neuen Schulden mehr aufzunehmen. Dennoch sei die Arbeit „natürlich nicht zu Ende“. Steinbrück hatte es zuvor schon mit scharfen Angriffen versucht: „Frau Merkel wird ihnen ein Land beschreiben, in dem vieles ausgesessen wird“, so Steinbrück, „lassen Sie sich davon nicht einlullen“.

Er habe eine Vorstellung von einem Land, das „aus dem Stillstand“ herauskomme und „nicht im Kreisverkehr fährt, wie in den letzten vier Jahren“. Ein chancengerechtes Bildungssystem beispielsweise, habe das Land nicht.

Autor: dts, ag