Köln | Eine Arbeit des Kölner Photo-Künstlers Jan Paul Evers wird den Jubiläumskatalog der in Frankfurt ansässigen DZ Bank Kunstsammlung, einer der größten Photokunstsammlungen Deutschlands, zieren. Für den jungen, 1982 geborenen Kölner Photo-Künstler, der in den letzten Jahren bei Insidern häufiger Beachtung fand, ist dies eine weitere wichtige Anerkennung

Christina Leber, die Chefin der DZ Bank Kunstsammlung, nennt gleich mehrere Gründe, warum sie das „Cycle of the fittest“ betitelte Photo für das Cover gewählt hat: „Unser Jubiläumskatalog trägt den Titel „Fotofinish. Der Siegeszug der Fotografie als künstlerische Gattung“. Siegeszug hat gut zu dem Bild gepasst. Gleichzeitig wird in Ausstellungen in der letzten Zeit, wie beispielsweise der Biennale für aktuelle Photografie „Farewell Photography“ in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen, häufiger die Frage gestellt, ob die Photografie zu einem Ende gekommen sei. Ein Fotofinish ist ja eine Photografie eines Zieleinlaufs und definiert einen Sieger. Gleichzeitig ist das Ende impliziert.“ All dies findet sich auf dem Photo.

Doch die promovierte Kunsthistorikerin geht noch tiefer: „Das Bild „Cycle of the fittest“, das Jan Paul Evers 2017 angefertigt hat, ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Zeugnis für seinen Umgang mit photografischem Material, das er als künstlerisches Material begreift. Auch Evers bedient sich bereits vorhandener Bilder, die er beispielsweise im Internet vorfindet, wie eben den Zieleinlauf eines Radrennens.

Einerseits greift Evers dieses Ans-Ziel-Kommen als ein gesellschaftliches Phänomen auf. Es beschreibe die Konkurrenz unter Künstlern, die er an der Kunstakademie und auch im Anschluss daran erlebt habe. Nicht das Forschen, die Suche, das Hinterfragen, die Ruhe sind hier das Augenmerk, sondern vielmehr die Positionierung in der aktuellen Kunstszene.

Andererseits geht es Evers um die Reflexion seines photografischen und künstlerischen Schaffens. Bewusst werden die Bildausschnitte gewählt, die Horizontalen und Vertikalen austariert und in eine abstrakte Formensprache überführt. Die Motive werden perspektivisch verzerrt, mal geraten sie zur zeichnerischen Fläche, mal zu einem räumlichen Konstrukt, das an skulpturale Körper erinnert.

Am Ende dieses Prozesses belichtet Evers das Photo in seiner Dunkelkammer analog aus. Er entscheidet über Grauwerte und Kontraste und wird so zum Konstrukteur seiner Bilder, die allesamt Unikate sind.“

Die in Frankfurt beheimatete DZ Bank, das Zentralinstitut der etwa eintausend genossenschaftlichen Banken in Deutschland, ist nach Bilanzsumme die zweitgrößte Bank in Deutschland. In Köln gehört die Volksbank Köln Bonn eG zu dem Verbund. Zur DZ Bank-Gruppe gehören auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die R + V Versicherung, und die Union Asset Management (Union Investment).

Die DZ Bank Kunstsammlung wurde im Jahr 1993 ins Leben gerufen und umfasst nach eigenen Angaben heute mehr als 7500 Arbeiten von über 800 Künstlerinnen und Künstlern. Unter der Leitung von Luminita Sabau wurde sie zu einer der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer künstlerischer Photographie in Deutschland. Einen Schwerpunkt bildet die Düsseldorfer Schule von Bernd und Hilla Becher und ihrer Schüler wie Andreas Gursky, der in Köln lebenden Candida Höfer, Thomas Ruff und Jörg Sasse. Seit 2011 hat die Leitung Christina Leber übernommen. Im letzten Jahr erwarb sie fünf Arbeiten von Jan Paul Evers für die Sammlung.

Zu sehen sind die Arbeiten der DZ Bank Kunstsammlung in Themenausstellungen in eigenen Ausstellungsräumlichkeiten am Hauptsitz der Bank in Frankfurt am Main. 2009 übergab die DZ Bank ein Konvolut von über 200 Arbeiten aus ihrer Kunstsammlung dem Städel Museum in Frankfurt, darunter Werke von Richard Avedon, Hanne Darboven, Andreas Gursky, Seidou Keita, Barbara Klemm, Robert Mapplethorpe, Thomas Ruff, Cindy Sherman, Katharina Sieverding, Thomas Struth und Andy Warhol. Das Städel Museum, das bis dahin anders als das Museum Ludwig in Köln keine eigene Photosammlung besaß, zeigt den Sammlungsbestand in wechselnden Präsentationen.

Neben der DZ Bank betreiben auch andere Banken und Finanzdienstleister Unternehmenskunstsammlungen, so  Commerzbank, Deka, Deutsche Börse (Deutsche Börse Photography Foundation), Deutsche Bank, Deutsche Bundesbank, Helaba, Schufa, UBS u.a.

Jan Paul Evers, 1982 in Köln geboren, wo er heute auch wieder lebt und arbeitet, gehört zu den jungen Photokünstlern, die in den letzten Jahren durch einen besonderen Umgang mit dem Material der Photografie aufgefallen sind.

Zuletzt waren in Köln einige seiner Arbeiten im Rahmen der Ausstellung Ars viva 2017 im Kölnischen Kunstverein zu sehen, bei der die Preisträger des Art viva-Kunstpreises des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI vorgestellt wurden.

Jan Paul Evers wird von der Düsseldorfer Galerie Max Mayer vertreten, die dem Künstler in den letzten Jahren immer wieder Einzelausstellungen gewidmet hat.

Im Kölner Verlag der Buchhandlung König erschien 2014 der Band „Modernismus fängt zu Hause an“ mit mehr als 40 Schwarzweiß-Photographien, der einen ersten umfangreichen Überblick der Arbeiten des jungen Photokünstlers bietet.

Der Jubiläumskatalog der DZ Bank Kunstsammlung erscheint im Kölner Snoeck-Verlag. Er soll mit einer eigenen Veranstaltung am 8. Juni 2018 in Frankfurt der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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Jan Paul Evers auf Report-K:

BDI-Kunstpreis an Kölner Künstler Jan Paul Evers

https://www.report-k.de/Kultur/Kunst/BDI-Kunstpreis-an-Koelner-Kuenstler-Jan-Paul-Evers-69984

Autor: Von Christoph Mohr