Köln | In Köln gibt es Stand 21. März 2024 laut der Bundesnetzagentur 1.251 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektromobilität. Das teilte die Stadtverwaltung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Rat gestern im Verkehrsausschuss mit und wie es mit dem Ausbau weitergeht.
In Köln waren zum Stichtag am 31. Dezember 2023 insgesamt 585.100 Kraftfahrzeuge zugelassen und deren Zahl ist in den vergangenen Jahren immer noch gewachsen. Demgegenüber stehen 1.251 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Privat genutzt werden davon 405.400 Pkw. Pro 1.000 Einwohner finden sich 370 Pkw in Köln.
So viele Elektrofahrzeuge gibt es in Köln
14.500 Pkw fuhren in der Statistik 2023 rein elektrisch. Weitere 17.300 sind sogenannten Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge, die elektrisch an einer Steckdose geladen werden können und fossil unterwegs sind. Zusammengerechnet sind dies 31.800 Fahrzeuge, die an einem Ladepunkt geladen werden können. Die Zahlen stiegen deutlich an.
Wie viele Fahrzeuge könnten rechnerisch in Köln öffentlich geladen werden
Anbieter von Ladepunkten wie „Shell“ sprechen von 30 Minuten bis zu 14 Stunden, die ein Elektroauto benötigt, um geladen zu werden. Dieser Ladevorgang ist von mehreren Faktoren abhängig, etwa ob eine Schnellladesäule zur Verfügung steht, oder nur eine Haushaltssteckdose.
Eine theoretische Rechnung:
• Bei einer Ladezeit von 30 Minuten könnten innerhalb von 24 Stunden maximal 48 Fahrzeuge geladen werden, wenn diese immer exakt nach 30 Minuten den Platz vor der Ladesäule wechseln würden. Das ist natürlich unrealistisch aber theoretisch möglich.
• Mit den 1.251 öffentlich zugänglichen Ladesäulen könnten so rechnerisch 60.048 Fahrzeuge am Tag geladen werden. Das wären rechnerisch in etwa doppelt so viele E-Fahrzeuge wie aktuell in Köln angemeldet sind. Und in dieser Rechnung fehlen die privaten Wallboxen oder Wallboxen, die nur dem Fuhrpark in Unternehmen zur Verfügung stehen.
Schon ganz anders sieht die Rechnung aus, wenn man davon ausgeht, dass 8 Stunden in der Nacht nur ein Fahrzeug geladen wird und jedes Fahrzeug eine Säule für eine Stunde blockiert. Dann könnten an den 1.251 öffentlich zugänglichen Ladepunkten am Tag maximal 21.267 elektrische Pkw geladen werden und damit schon heute nicht alle in Köln zugelassenen Elektrofahrzeuge.
Es geht alles sehr langsam
Die Anfrage der SPD-Fraktion ist vor dem zeitlichen Hintergrund interessant. So stellt die Stadtverwaltung fest, dass der Rat der Stadt Köln im Jahr 2016 die Verwaltung beauftragte, ein Konzept für den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorzulegen. Das ist ein Jahr nachdem damals das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und FDP seine Arbeit unter der gemeinsam unterstützten Oberbürgermeisterin Henriette Reker aufnahm. In dieser ersten Ausbaustufe wurden 200 Ladesäulen mit 400 Ladepunkten errichtet. Das war vor rund 8 Jahren. Beauftragt wurde der stadteigene Stadtwerkekonzern.
2021 beschäftigte sich die Kommunalpolitik erneut mit dem Thema und forderte den Zubau von 500 weiteren Ladesäulen mit 1.000 Ladepunkten. Auch in diesem Fall sollte der stadteigene Stadtwerkekonzern beauftragt werden. Die Ladesäulen sollten gleichmäßig im gesamten Stadtgebiet verteilt werden. Bis heute sind durch Stadtverwaltung und Stadtwerkekonzern noch nicht einmal alle 500 Ladesäulen geplant. Der Stadtwerkekonzern reichte für 395 von 500 Ladesäulen Unterlagen ein. In Planung seien 217, in Bau 98 und in Betrieb ganze 80 von 500 Ladesäulen.
Marktöffnung im Februar 2024
Am 7. Dezember 2023 entschied der Rat der Stadt Köln auch private Unternehmen zum Aufbau der Ladeinfrastruktur in Köln zuzulassen. Diese können ab 1. Februar 2024 sich am Infrastrukturausbau beteiligen. Im Zeitraum 1. Februar bis 24. Mai 2024 wurden 492 Anträge gestellt und darunter waren 142 Anträge durch den stadteigenen Stadtwerkekonzern. Im Amt für Verkehrsmanagement wurde ein „Büro für E-Ladesäuleninfrastruktur“ eingerichtet, das sich kümmern soll und das aus der Verwaltungsgebühr finanziert wird. Insgesamt wurden 2 Standorte bisher realisiert.
Die kleinen Projekte
Neben den Ladesäulen wurden 3 Plätze für das Laden an Laternenmasten im Pilotareal „Klimastraße Neusser Straße“, am Hauptbahnhof 6 Ladeplätze für induktives Laden am Taxistand und im Stadthaus Deutz 14 Ladepunkte eingerichtet. Zudem wurden vier Ladebordsteine eingerichtet, drei weitere seien in Planung.
Zudem sollten Ladeplätze auf den Parkplätzen von Supermärkten geschaffen werden. Die Supermarktbetreiber, so die Stadtverwaltung zeigten dafür wenig Interesse. Die Verwaltung blickt zudem kritisch auf sogenannte Ladeparks, da Gewerbegrundstücke in Köln ein knappes Gut seien. Im Rahmen der dritten Stufe des Ausbaus der Ladeinfrastruktur will die Stadt Köln prüfen, wo Schnellladesäulen gebraucht werden oder wo ein Angebot mit geringerer Ladeleistung sinnvoll erscheint. Etwa an Orten, an denen Menschen sich länger aufhalten, wie Schwimmbädern.
Zur Ladeinfrastruktur in Tiefgaragen schreibt die Stadtverwaltung: „Bisher wurden in den Tiefgaragen Mülheim, Neptunplatz, Philharmonie sowie im Parkhaus Zoo Lastgangmessungen zur Ermittlung der Kapazitäten durchgeführt. Die Untersuchung konnte aber aufgrund der Insolvenz des beauftragten Unternehmens nicht finalisiert werden. Die Verwaltung bereitet aktuell eine Neuvergabe vor, um dieses Projekt abzuschließen.“