Seniorin gestorben – zwei weitere Fälle in Köln
In einem Bremer Krankenhaus ist eine Seniorin aus Cuxhaven an dem gefährlichen EHEC-Erreger gestorben. Das teilte das Gesundheitsministerium in Hannover heute mit. Bislang sind somit sechs Todesfälle bekannt, die in Verbindung mit dem Bakterium stehen sollen. Der EHEC-Keim verbreitet sich indessen weiter. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, wollte daher noch keine Entwarnung vor dem Erreger geben. Man müsse nun weiter die Infektionsketten nachverfolgen, um die Ursache des Erregers herauszufinden. Von Donnerstag zu Freitag seien 60 neue HUS-Fälle hinzugekommen. In Köln vermeldete die Stadt heute zwei weitere Fälle von EHEC. Insgesamt seien nun sieben Menschen erkrankt, dazu kämen zwei Verdachtsfälle. Betroffen sind in Köln vier Männer und dünd Frauen. Die jüngste erkrankte Person ist 16, die älteste 83 Jahre alt, drei werden ambulant, die anderen in Krankenhäusern behandelt. Der Zustand der Patientin, die unter einem Hämolytisch-Urämischen-Syndrom (HUS) leidet, habe sich stabilisiert. Bei vier Personen, die im Verdacht standen, sich ebenfalls mit dem EHEC-Erreger infiziert zu haben, habe sich dieser nicht bestätigt. Darunter sei ein knapp ein Jahr altes Kind. In Nordrhein-Westfalen meldete die Landesregierung heute insgesamt 84 Fälle, davon sind 15 Menschen schwer erkrankt.Im Vergleich zur aktuellen Situation in anderen Bundesländern und zur Größe von Nordrhein-Westfalen (rund 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner) seien in Nordrhein-Westfalen relativ geringe Fallzahlen zu beobachten. In den vergangenen zehn Jahren wären in Nordrhein-Westfalen jährlich zwischen 160 und 300 EHEC-Fälle gemeldet worden.

Land NRW erlässt Maßnahmen-Katalog
Das NRW-Verbraucherschutzministerium hat einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erlassen, um die EHEC-Erkrankungen einzudämmen und die Ursachenforschung voranzutreiben. „Es gibt derzeit noch keine Hinweise, dass Gemüse aus NRW die ursächliche Quelle oder das Gemüse aus NRW mit EHEC-Keimen belastet ist. Um aber weitestgehende Sicherheit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewährleisten, haben wir jetzt ein umfangreiches Maßnahmenpaket erlassen. Unser Ziel muss es sein, alle möglichen und denkbaren Quellen zu finden und zu schließen“, sagte Minister Johannes Remmel.

Die Maßnahmen im Einzelnen:

  • 1. Erlass: Wegen der bestätigten Belastung von spanischen Gurken mit EHEC-Keimen hat das NRW-Verbraucherministerium per Erlass angeordnet, dass nur spanische Gurken verkauft, vertrieben und weiterverarbeitet werden dürfen, wenn durch ein Testat zweifelsfrei nachgewiesen ist, dass sie frei von einer Belastungen mit EHEC sind. Bei den in Frage kommenden Betrieben handelt es sich nicht nur um Importeure, Groß- und Einzelhändler, sondern auch um Gaststätten, Imbisse und Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung und gegebenenfalls weitere Betriebe. Die Lebensmittelüberwachungsämter der Kommunen wurden angewiesen, diesen Erlass schnellstmöglich umzusetzen. Der Erlass ist ab sofort einzuhalten.
  • 2. Empfehlung: Da es bisher keine Sicherheit darüber gibt, dass nicht neben spanischen Gurken noch weitere Gemüsearten betroffen und kontaminiert sind, wird den Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung (Kantinen), den Gaststätten und Imbissen zudem dringend empfohlen, grundsätzlich auf ein Angebot an Rohkost zu verzichten, solange ihr Vorlieferant nicht bestätigen kann, dass die Ware keine EHEC-Belastung aufweist – oder die Ursache des aktuellen Erkrankungsgeschehens eindeutig geklärt ist. Diese Empfehlung gilt auch für alle anderen Verbraucher und Verbraucherinnen.
  • 3. Präventive Kontrolle: Im sicher gehen zu können, dass von den nordrhein-westfälischen Großmärkten keine belastete Ware vertrieben wird, werden alle Großmärkte kontrolliert und Proben zur Untersuchung auf EHEC entnommen. Die Probenahme werden sich auf Gurken, Blattsalate und Tomaten konzentrieren.
  • 4. Koordinierung: Beim Landesumweltamt (Lanuv) wurde ein Krisenstab, das Landeskontrollzentrum Lebens- und Futtermittelsicherheit (LaKoLF), aktiviert, der alle relevanten Informationen sammelt, auswertet und den engen Kontakt mit den Kommunen hält.


Spanien untersucht Agrarbetriebe
Nach dem Fund von Erregern der Darmerkrankung EHEC an spanischen Salatgurken haben die dortigen Behörden eine Untersuchung von mehreren Agrarbetrieben eingeleitet. Wie das spanische Gesundheitsministerium am Donnerstagabend in Madrid mitteilte, werden derzeit zwei Betriebe in den Provinzen Málaga und Almería überprüft, aus denen die kontaminierten Gurken stammen könnten. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Gemüse auch auf dem Transportweg nach Deutschland oder bei der Verarbeitung verunreinigt wurde. Derzeit gibt es Berichte, wonach eine Lieferung spanischer Gurken womöglich auf dem Hamburger Großmarkt zu Boden gestürzt sei. Gegebenenfalls sei das Gemüse dabei verunreinigt worden. Das Hamburger Hygiene-Institut hatte Salatgurken aus Spanien am Donnerstag als möglichen EHEC-Träger identifiziert. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte am Mittwoch vor dem Verzehr von Gemüse aus Norddeutschland gewarnt. Vor allem von rohen Tomaten, Salatgurken und Blattsalaten wurde abgeraten. Diese Warnung wird vom Deutschen Bauernverband scharf kritisiert.

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