10 ehemalige Zwangsarbeiter aus der Ukraine ,teilweise in Begleitung ihrer Ehepartner, Kinder oder Enkelkinder besuchen derzeit Köln. Heute wurden sie im Hansasaal des Historischen Rathauses in Vertretung von Oberbürgermeister Fritz Schramma von Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes begrüßt.

"Karawey" ist ein ganz besonderes Gebäck in der Ukraine. Zum Beispiel bringt es die Familie des Bräutigams der Familie der Braut mit, wenn man sich das erste Mal begegnet. Es wird immer dann mitgebracht und gegessen, wenn zwei Menschen sich zum ersten Mal begegnen, oder man sich versöhnen will. Es ist ein außen dunkel gebackener Teig, der innen leicht und locker ist und ein wenig süßlich und sehr lecker schmeckt. Später wurde das Brot auch aus der rein privaten Hochzeitszeremonie auch auf staatlicher Ebene als Symbol in der Ukraine verwendet.

"Unsere Einladung an Sie ist eine Geste, die deutlich machen soll, wir haben Sie nicht vergessen und ihr Schicksal ist uns eine Mahnung" formulierte Elfi Scho-Antwerpes und fügte die Hoffnung an, dass die Gäste den Wandel in der Stadt bemerken werden und spüren, dass für Intoleranz und Rassismus in Köln kein Platz mehr ist, sondern Köln eine moderne, freundliche und offene Stadt ist. Organisiert werden die Besuche vom Kölner NS-Dokumentationszentrum in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Messelager, einer unabhängigen, geschichtswissenschaftlichen-politischen Initiative im Verein EL-DE Haus. Die Gäste aus Köln besuchen Stätten ihrer Leidenszeit, so zum Beispiel die Kölner Ford-Werke. So Marija Dmitrijewna Tofan, geborene Prokoptschuk, die vom 16.6.1942 bis 21.4.1945 als Förderer mit der Personalarbeits-Nr. 818 dort arbeitete. Galina Moissejewna Wassilenko, geb. Poltawez wurde sogar ins KZ Ravensbrück verschickt. Man machte ihr den Vorwurf Sabotage zu betreiben, weil sie aufgrund von Mangelernährung und Hunger ihr Arbeitspensum in einem Kölner Gummiwerk nicht erfüllen konnte. 12 Stunden lang musste Alexej Nikolajewitsch Bradulow in einer Halle "Verzinkum", eventuell Felten & Guilleaume, jeden Tag schwere Lasten, in der Regel Zinkdrahtrollen tragen. Er kam schon 1942 nach Köln und hat die Stadt vor den allierten Luftangriffen, als sehr schön in Erinnerung behalten. Erst 1950 kehrte er in seine Heimat zurück.

Vier Kinder wurden in Köln geboren
Alleine vier Menschen die in Köln geboren wurden, sind mit der Gruppe nach Köln gekommen. Da ist zunächst Galina Fjodorowna Babajewa, geborene Olexijenko, die im Dezember 1944 in Köln geboren wurde, als Tochter der Zwangsarbeiterin Odarka Dmitrijewna Olexijenko, die Bauhelferin der DAF, des Bauhofes Köln-Aachen war. Oder Tamara Wiktorowna Stafijtschuk, geb. Wlasenko, die im Krankensammellager Gremberg geboren wurde und deren Eintrag beim Standesamt durch Anzeige des Lagerleiters Wilhelm Salmon erfolgte, der auch die Unterschrift leistete. Ihre Mutter war Hausgehilfin und wohnte im Städtischen Krankenhaus in Köln-Mülheim. 1943 wurde Ljubow Andrejewna Wassilitschenko, geb Sablina in Köln geboren, als sie mit ihrer Mutter heimreiste, waren sie in einen Zugunfall involviert, der Vater musste nach der Befreiung zur Roten Armee. Auf Gut Johanneshof, des Landwirts Josef Conzen, kam 1944 Adele zur Welt, deren Mutter Walentina Zdunowski, geb. Skiba, 1942 aus Stalino, dem heutigen Donezk nach Köln verschleppt wurde.

Bitte erzählen Sie ihre Geschichte – Sie sind ein wichtiger Zeitzeuge
Neben vielen Sehenswürdigkeiten besuchen die ehemaligen Zwangsarbeiter auch Kölner Schulen. Dort erzählen sie von ihrem Schicksal, auch werden in Interviews im NS-Dokumentationszentrum die Lebensgeschichten gesammelt. Ein ganz besonders wichtiger Teil des Besuches, denn nur so können wir und nachfolgende Generationen lernen und verstehen, was damals geschah und wie furchtbar es für den Einzelnen war. Um die Erzählung ihrer persönlichen Geschichte bat Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes die ehemaligen Zwangsarbeiter ganz Bbesonders, auch im Namen der Kölner Bürgerinnen und Bürger. Es ist wichtig zu wissen, wo waren die Lager, was ist damals geschehen, wie ist man ihnen menschlich begegnet im Köln der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts. Diese Zeitzeugengespräche sind gerade für die wissenschaftliche Forschung und die historisch-politische Bildungsarbeit von unschätzbarem Wert. Zum Abschluss des Programmes findet eine Kranzniederlegung an den Gräbern der Gestapo-Opfer auf dem Kölner Westfriedhof statt. Die Gäste sind vom 9.-17. September in Köln.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung