Köln | Ehrenfeldgürtel Ecke Hüttenstraße am Busbahnhof Ehrenfeld: Eine Frau mit ihrem Baby in der Bauchtrage will in einen Bus der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) am Montag, 24. Juni, einsteigen. Die Tür schließt, ihr Arm ist eingeklemmt. Keiner im Bus hilft. Eine Passantin verhindert das Schlimmste. Auf den Vorfall angesprochen zuckt der Busfahrer nur mit den Achseln.

Nur eine Passantin half

Die Kölnerin schildert den Vorfall gegenüber der Redaktion von report-K: „Beim Einsteigen in den Stadtbus haben sich die Türen verschlossen und mein Arm war in der Bustür eingeklemmt und ich konnte ihn nicht mehr herausziehen. Panisch habe ich mit dem innen befindlichen Arm von innen an die Scheibe geklopft und geschrien. Ich habe gedacht der Bus fährt jeden Moment los und schleift mich und mein Baby mit. Die Passagiere im Bus haben auf diese Situation nicht reagiert. Zum Glück war eine Passantin an der Haltestelle die blitzschnell reagierte und auch an die vorderen Busfenster schlug und den Busfahrer auf uns aufmerksam machte. Nach unendlich empfundenen 15 Sekunden öffnete der Busfahrer die Türen und ich stieg ein. Zu meinem Erstaunen fragte niemand nach meinem Befinden und auch der Busfahrer entschuldigte sich nicht bei mir. Er setzte seine Fahrt wie selbstverständlich fort. Als ich ihn an der nächsten Haltestelle ansprach, ob ihm bewusst war, wie gefährlich die Situation war, zuckte er nur mit den Achseln.“

Zu Recht fragt die Kölnerin, warum ihr nur eine einzige Frau half. Alle anderen Buspassagiere sollen sie nur angesehen haben. Die Frau verletzte sich zudem leicht und stellte bei der Kölner Polizei eine Strafanzeige. Die ermittelt jetzt, so Polizeisprecher Christoph Schulte, wegen eines Verkehrsunfalls mit Personenschaden und fahrlässiger Körperverletzung.

Diese Regeln gelten für KVB-Busfahrer

Die Kölner Verkehrsbetrieben wollen sich zunächst nicht zu dem Einzelfall äußern, da ein Ermittlungsverfahren anhängig ist. Report-K wollte wissen welche Regeln für Busfahrer in Anfahrsituationen gelten. Stephan Anemüller, der Pressesprecher der KVB, beantwortete die Fragen.

Report-K: Gibt es bei der KVB Regeln für Busfahrer, bevor Sie die Türen schließen und losfahren?

Anemüller: Die Fahrerinnen und Fahrer beobachten während der Standzeit an einer Haltestelle den Fahrgastwechsel. Nach Schließung der Türen wenden Sie ihren Blick nach vorne auf die Fahrbahn, Kreuzung und ähnliches.

Dabei ist wichtig zu wissen, dass nicht jede Person an einer Haltestelle gesehen und in ihren Handlungen beobachtet werden kann. In Gruppen von Menschen, mit unterschiedlichen Größen und Bewegungen, ist es unmöglich, alles zu erfassen – dies zumal es mehrere Türen gibt und auch, weil eine Hand/ein Arm nicht aus der Masse hervorsticht. Dies gilt auch für Fahrgäste im Fahrzeug, die aussteigen möchten. Hier stehen ja auch Fahrgäste im Gang.

Wie sind KVB-Busse gesichert, dass nicht aus Versehen jemand eingeklemmt und mitgeschleift wird?

Anemüller: Greift eine Hand, ein Arm noch in eine Tür und übt dabei den entsprechenden Druck aus, reversiert die Tür, geht also wieder auf. Jedoch kann es sein, dass einzelne Finger oder die schmale Hand die Sicherungstechnik nicht zur Öffnung anregen. Dann kann der Fahrgast jedoch einfach herausziehen. Es gilt aber immer: Nicht in eine sich schließende Tür fassen!

Autor: Andi Goral
Foto: Die Zeichnung stellt die Situation symbolisch dar