Bochum | Das ZDF macht es seinen Zuschauern nicht gerade leicht, für den neuen TV-Ermittler Nikolas Heldt Sympathien zu entwickeln. In der ersten Folge der Krimiserie „Heldt“ mit dem Titel „Explosive Fracht“ (Donnerstag, 24. Januar, 19.25 Uhr) warnt Heldt gleich in der ersten Szene den Kopf einer kriminellen Bande vor einem SEK-Einsatz, um sich so das Vertrauen des Oberbosses zu erschleichen. Nicht das gängige Verhalten eines deutschen TV-Ermittlers, doch die üblichen legalen Ermittlungswege beschreitet Heldt (alias Kai Schumann) eben nicht. Und auch sein Revier ist keine der etablierten TV-Städte wie Berlin, Hamburg oder München: Der gut aussehende Ermittler mit dunklem Teint, Dreitagebart und unförmiger Strickmütze klärt seine Fälle in Bochum auf.

Ermittler mit Ecken und Kanten

„Wir wollten gleich mit der ersten Szene zeigen, dass dies ein Polizist ist, der seinen eigenen Weg hat, gegen das Böse vorzugehen“, sagt Redakteurin Berit Teschner. „Der Zuschauer soll sich fragen: Was ist das für ein Typ?“ Gezeigt werde ein Ermittler mit Ecken und Kanten, ein Kommissar, der Dienstaufsichtsbeschwerden und Kritik seines Vorgesetzten (Timo Dierkes) gewöhnt ist, aber trotzdem – oder gerade deshalb – eine hervorragende Aufklärungsbilanz vorzuweisen hat.

„Heldt ist ein großes Kind, der das Spielen liebt“, skizziert Hauptdarsteller Kai Schumann seine Rolle. Der Bochumer Kommissar habe „eine klare und einfache Einschätzung von Gut und Böse“, sagt der 36-Jährige, der unter anderem durch die RTL-Serie „Doctor’s Diary“ bekannt wurde. Nun schlüpft Schumann in die Rolle eines Ermittlers, möchte sich einreihen in die Tradition so bekannter Revier-Kommissare wie Horst Schimanski (Duisburg) oder Heinz Haferkamp (Essen).

Schnelle Schnitte, witzige Dialoge und ein eingehender Soundteppich sollen „Heldt“ vor allem für junge Zuschauer attraktiv machen. Als Ort für Krimihandlungen ist Bochum bislang eher unterrepräsentiert – sieht man einmal von der Doku-Serie „Toto und Harry“ und ihren beiden echten Streifenbeamten ab. „Wir haben uns bei den Planungen zu ‚Heldt‘ relativ schnell darauf geeinigt, dass die Serie nicht in einer der bekannten Großstädte spielen soll“, berichtet Teschner. Und Bochum sei eben „noch nicht so bespielt“. Zudem kämen aus dem Produktionsstab zwei Mitarbeiter, die vorübergehend dort gelebt haben und wussten, dass die Stadt durchaus für einen TV-Krimi geeignet ist.

Die Großstadt im mittleren Ruhrgebiet hat in den vergangenen Jahren eher durch Negativschlagzeilen von sich reden gemacht – im Opel-Werk steht die Autoproduktion vor dem Aus, Nokia schließt sein Handy-Werk, die Stadtwerke zahlen SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ein exorbitantes Redehonorar. Da tut ein sympathischer Ermittler mit südländischem Charme der Stadt durchaus gut. Das sieht man auch im Rathaus so. „Wir freuen uns darüber, dass Bochum einen neuen TV-Kommissar bekommt. Nikolas Heldt soll auf recht unkonventionelle Weise seine Fälle lösen und wird dabei – ganz nebenbei – hoffentlich ein sympathisches Bild unserer Stadt vermitteln“, sagt der Bochumer Kulturdezernent Michael Townsend.

Und da eine Romanze – oder zumindest eine Ahnung davon – nie schadet, wird mit der attraktiven Staatsanwältin Ellen Bannenberg (alias Janine Kunze) eine Hauptperson in die Serie integriert, die als Vorgesetzte die Ermittlungsarbeit von Nikolas Heldt immer wieder kritisiert, seinem persönlichen Charme aber erliegt. Bislang war Kunze vor allem aus dem Comedy-Bereich („Hausmeister Krause“) bekannt, nun zeigt sie ihr Talent im Krimigenre.

Macher sehen „viel Potenzial“

Sechs Folgen hat das ZDF zunächst produziert. Redakteurin Teschner ist guter Dinge, dass es nicht bei einer Staffel bleibt: „Wir glauben sehr an das Format. Die Dreharbeiten haben uns unendlich viel Spaß gemacht. In der Figur steckt viel Potenzial.“ Weitere Drehbücher seien schon in der Mache. Nun müsse der Zuschauer entscheiden, ob der Krimiheld mit „dt“ ankommt. Die Redakteurin hofft auf ähnliche Einschaltquoten, wie sie sonst die „Soko Hafenkante“ an diesem Sendeplatz hat.

Autor: Michael Bosse, dapd