Seit rund einem Jahr leitet Ute Berg die Geschicke des Dezernats für Liegenschaften und Wirtschaft in Köln. Heute zog sie eine erste Zwischenbilanz und zeigte sich zufrieden mit ihrer Arbeit. So habe sie verschiedene große Projekte, die lange in der Warteschleife gehangen hätten, beschleunigt. Künftig will sie vor allem die Medienwirtschaft und Industrie in Köln stärken, aber auch die „Marke Köln“ entwickeln.
Berg feiert erste Erfolge
Fasziniert war Ute Berg zu Beginn ihrer Kölner Karriere vor allem von der Herzlichkeit und Internationalität der Domstadt. „In keiner Stadt bin ich mit so offenen Armen empfangen worden wie hier“, sagte sie heute. Köln habe nicht nur eine bunte Bevölkerung, sondern auch eine vielfältige Wirtschaft. So sei Köln „Kulturhochburg, Fernseh-Hauptstadt, Versicherungs-Stadt und ein renommierter und herausragender Hochschul-Standort“. Nicht zuletzt der neue Rheinauhafen weise Köln als Stadt mit einer gesunden Mischung aus Tradition und Moderne aus. Dennoch sei bereits in ihrem ersten Jahr viel zu tun gewesen. „Ich musste nicht das Rad neu erfinden, habe es jedoch beschleunigt“, betonte Berg heute. So habe sie etwa die Sanierung des Clouth-Geländes in Nippes voran getrieben. 15 Jahre lang sei dort wenig geschehen. Jetzt sein das Gelände so weit, dass es an die Entwicklungsgesellschaft übergeben werden könne. Darüber soll der Rat in der übernächsten Sitzung im Mai 2012 entscheiden. Alle Künstler seien dort inzwischen in anderen Räumen untergebracht worden.
Als weiteres positives Beispiel nannte Berg die Planung zur Messe-City in Köln-Deutz. In ihrer ersten Ratssitzung im Februar 2011 hatte der Stadtrat beschlossen, den Zuschlag für die Entwicklung des Projektes an Strabag und ECE zu vergeben. Derzeit werde nun an dem Bebauungsplan gearbeitet. Das Verfahren inklusive Bürgerbeteiligung soll Ende 2013 abgeschlossen werden. Anfang 2014 sollen dann der Bau beginnen. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel“, betonte Berg und zeigte sich davon überzeugt: „Messe-City wird ein Vorzeigeprojekt par excellence“. Und auch die Entwicklung des Staatenhauses als Musical-Standort seien vorangegangen. Dagegen habe es in Köln zwar auch Gegenwind gegeben, doch Berg war sich sicher: „Diese Entscheidung war richtig.“ Denn das Staatenhaus bringe nicht nur die Nähe zur Innenstadt und technische gute Voraussetzungen mit, sondern sei auch ein sehr repräsentatives Gebäude. 2015, so hofft Berg, sollen dort die ersten Musicals aufgeführt werden. Erste Interessenten hätten sich für das Projekt bereits gemeldet. Die Ausschreibung dafür werde derzeit vorbereitet und soll ein wettbewerbliches Verfahren werden. Genauere sollte Berg heute jedoch nicht bekannt geben. Zunächst wolle sie den Kölner Stadtrat informieren.
„Marken-Papst“ soll Marke Köln entwickeln
Große Anstrengungen unternehme sie derzeit dafür, Citroën in Köln zu halten und die geplante Deutschland-Geschäftsstelle von Twitter an den Rhein zu holen. Dafür hat Berg Twitter nicht nur einen Brief geschrieben, sie warb für Köln auch per Videobotschaft auf youtube. Mit Hamburg habe Köln jedoch einen großen Konkurrenten im Wettbewerb um Twitter, sagte Berg heute. Ein weiteres Anliegen sei es ihr künftig, die Medienwirtschaft und die Industrie in Köln weiter zu stärken. Dazu werde derzeit in einem Workshop-Verfahren mit der Industrie- und Handelskammer Köln ein Business-Plan erstellt. Festgehalten werden sollen darin auch konkrete Maßnahmen, die dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Voran bringen möchte Kölns Wirtschaftsdezernentin darüber hinaus die Entwicklung der „Marke Köln“. Dazu hat sie nun den „Marken-Papst“, so Berg, das Unternehmen Brandmeyer engagiert. Brandmeyer wird als ersten Schritt Ende März drei Workshops für die Zielgruppen Unternehmer, Touristen und Wissenschaft organisieren. Anschließend sollen diese ersten Ergebnisse öffentlich präsentiert werden.
„Der Mülheimer Hafen ist nicht tabu“
Nicht weitergekommen ist Berg bislang mit der Entwicklung des Deutzer Hafens. „Ich würde mir manchmal wünschen, dass es schneller geht“, sagte sie heute. Allerdings müssten vorab einige rechtliche Aspekte gelöst werden – etwa zum Hochwasserschutz. Kölns Liegenschafts-Dezernentin versprach jedoch, den Hafen so schnell wie rechtlich möglich entwickeln zu wollen. Nicht ausschließen wollte sie dabei, auch den Mülheimer Hafen in Zukunft umzugestalten. Dafür gäbe es derzeit zwar noch keine konkreten Pläne. „Der Mülheimer Hafen ist jedoch nicht tabu“, betonte Berg.
CDU kritisiert Stillstand in der Kölner Wirtschaftspolitik
Scharfe Kritik äußert dagegen die Kölner CDU an der Arbeit von Kölns Wirtschaftsdezernentin. „Das erste Jahr Ute Berg steht für viel Gewurschtel“, stellt Herbert Gey, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, fest und klagt: „In der Kölner Wirtschaftpolitik fehlen eindeutige Ziele!“ Die Liste dessen, was im letzen Jahr in Köln nicht geschehen ist, sei lang: Der Businessplan Industrie wurde aufgehalten und durch zehn Workshops gejagt, ohne dass es greifbare Ergebnisse gibt. Es mangele an Zukunftsperspektiven und einem klaren Bekenntnis für den Industriestandort Köln, das man mit der Ausweisung von Industrieflächen und dem Ausbau von Industriestraßen belegen könnte. „Stattdessen beschäftigt sich die Wirtschaftsdezernentin mit einer Verbesserung und Katalogisierung des Brachenkatasters“, kritisiert Gey und verweist auf Ansiedelungsflächen, die so lange im Dornröschenschlaf gelegen hätten, dass sie sich zu Naturschutzgebieten entwickelt hätten.
Autor: Cornelia Schlösser