Köln | Das Wallraf-Richartz-Museum und Fondation Corboud rekonstruierte ein längst vergessenes Meisterwerk. Sieben Meter breit, fünf Meter hoch. Es handelt sich dabei um das Altarbild der Kölner Kreuzbrüder. Rund 300 Jahre lang erzählte das monumentale Retabel und virtuos geschnitzte Bilder von Leben und Leid Christi.

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Im Rahmen der Ausstellung „Ein vergessenes Meisterwerk“ rekonstruierte das Wallraf-Richartz-Museum den Altar auf Basis von Forschungsergebnissen der letzten 20 Jahre. „Das Museum ist ein Medium der Erinnerung. Es soll uns an unsere Ahnen erinnern,“ erklärte Dr. Roland Krischel, Kurator der Ausstellung „Ein vergessenes Meisterwerk“.

Wie bei einem großen Puzzle, wurden die identifizierten Gemälde und Skulpturen – gemeinsam mit Stellvertreterfotos von verschollenen Fragmenten – wieder zusammengesetzt. Auf diese Weise soll das monumentale Werk wieder zum Leben erwachen, so Krischel. Das Altarbild beeindruckt nicht nur durch seine Maße, sondern vor allem auch durch den hohen ästhetischen Wert seiner Gemälde und Holzskulpturen, führte Krischel fort. Das Museum konnte acht der 16 Gemälde identifizieren und zwei der verbannten Abbildungen durch Stellvertreterfotos zusammensetzten.

Ein bewegliches Holzmodell soll dabei die Funktionsweise des mehrfach klappbaren Bildes darstellen. Von insgesamt vier Anschichten des Altars hat das Museum drei rekonstruiert. Neben der „Alltagssituation“ mit geschlossenen Außenflügeln, zeigt das Wallraf-Richartz-Museum auch die „1. Öffnung“ eines Sonntags und die „2. Öffnung“ eines Feiertags, erklärte Krischel. „Bei solch einem Gemälde wie dieses, würde man heute von meinem Blockbuster sprechen“, so abschließend Krischel.

Das Altarbild der Kölner Kreuzbrüder wurde 1520 aus Antwerpen an den Rhein an die Kölner Kreuzbrüderkirche, auf der heutigen Schildergasse, geholt. Insgesamt beinhaltete der Altar im Originalzustand 16 große Gemälde. 1802 fiel der Altar der Säkularisation – der Verstaatlichung von Kirchenbesitz – des Klosters zum Opfer. Dabei wurde das Werk in verschieden Teile zerlegt, einzeln verkauft und geriet dann in Vergessenheit.

Autor: Irem Barlin