Die riesige Brache
Es ist windig auf der riesigen Brachfläche, in regelmäßigen Abständen donnert eine rote S-Bahn über den Bahndamm. Ein Güterzugwagon, den die Bahn bei ihrem Abzug aus dem Gelände des Ehrenfelder Güterbahnhofs vergessen hat, steht mitten auf der Brache und erinnert wie ein Mahnmal an die ehemalige Nutzung. Daneben türmen sich Brocken aus Gestein, mehr als ein Minihügel ist nicht zu erahnen. Dort liegen mit roten Bändern markiert die Reihen in denen einst Wein auf dem Ehrenfelder Güterbahnhof wachsen könnte. Davor ein Stand von Winzer Hans-Peter Müller der auf dem Weingut Brühler Hof in Volxheim ökologischen Weinbau betreibt und die Initiative unterstützt.

Community-Projekt
Denn das Projekt soll nicht von einem Anbieter alleine realisiert werden, sondern von einer Community von rund 100 Menschen die sich der urbanen Agricultur widmen und urbane Flächen beackern wollen. Der Weinberg für Ehrenfeld ist daher aktuell auch erst einmal nur eine Idee. Winzer Hans-Peter Müller hat den Aktivisten aber bestätigt, dass man hier Wein anbauen kann. Es ist eine sonnige Lage,  durch das urbane Umfeld geschützt und es friert selten. Der Boden müsste gelockert werden und es muss zuvor eine Bodenanalyse stattfinden. Der Winzer hält den Standort für zwei Rebsorten für besonders geeignet, Regent und Monarch, beides kräftige Rotweinsorten. Sabine Voggenreiter will vor allem, dass Brachflächen als Interim genutzt werden und diese Idee vorantreiben. So lange das eine Brachfläche ist bauen wir etwas an und vielleicht kann der Investor am Ende sogar einen Streifen stehen lassen und in sein Konzept integrieren. Für den Wein würde das bedeuten, dass man mindestens einen Zeitraum von mehr als drei Jahren benötigt, denn erst dann könnte man auf der rund 6. Ha großen Fläche zum ersten Mal ernten und vielleicht ein Ehrenfelder Tröpfchen ernten.

Spaß und Mitmacheffekt stehen im Vordergrund
Es geht aber bei Projekten dieser Art aber nicht um eine rein kommerzielle Nutzung, sondern vor allem, dass in Gemeinschaft Flächen sinnvoll genutzt oder zumindest zwischengenutzt werden. Schließlich würde die Community viel dabei lernen, wenn sie das riesige Feld zwischen Bahndamm und Vogelsanger Straße beackern würde, vielleicht könnten auch Ehrenfelder Schulen eine Exkursion machen. Der Ertrag könnte zumindest für ein Weinfest in Ehrenfeld reichen, denn Winzer Müller rechnete vor, dass man aus einem Hektar 7000-8000 Flaschen gewinnen kann. Bei rund drei Hektar Ehrenfelder Fläche wären das ja konservativ gerechnet schon mal 21.000 Flaschen. Winzer Müller baut in Volxheim auf insgesamt 8 ha Wein nach den ECOVIN-Richtlinien an. Denkt man daran wie lange Flächen oft ungenutzt bleiben, bis sie einer neuen Nutzung zugeführt werden ist die Idee gar nicht mehr so abwegig. Denn etwa im gewerblichen Weinbau, so Experte Müller, müssen die Rebstöcke nach 20-30 Jahren auch erneuert werden.

[ag]