Das Foto zeigt die Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2022. | Foto: Bopp

Köln | An der Unglücksstelle des Archiveinsturzes am Waidmarkt sollte ein unterirdischer Gedenk- und Kulturraum, die die sogenannte Halle K3 (Kunst, Kultur und Kommunikation), entstehen. Dieser wurde im Juni 2020 vom Kölner Stadtrat beschlossen. Allerdings soll sich nun herausgesellt haben, dass dieser unterirdische Raum als Kulturraum ungeeignet ist. Die Alternative: Eine oberirdische Umsetzung eines Kultur- und Erinnerungsortes.

Kein unterirdischer Kulturraum

Nach neuen Erkenntnissen zur Umsetzung und möglichen Nutzung des unterirdischen Kulturraumes K3 schlägt die Verwaltung der Politik vor, die weiteren Planungen zur Errichtung nicht weiterzuverfolgen. So wurden in einem ersten Schritt verschiedene Nutzungsmöglichkeiten geprüft. Allerdings habe sich gezeigt, dass die unterirdische Halle als Veranstaltungssaal für Kultur wegen der akustischen Rahmenbedingungen zu vielen Einschränkungen unterliege, so Kulturdezernent Stefan Charles. So würden etwa durchfahrende Bahnen dauerhaft für Lärm und Vibrationen sorgen, die in der Halle K3 deutlich wahrnehmbar wären. Diese könnten zwar bis zu einem gewissen Grad gedämpft werden, sie ließen sich jedoch nicht vollständig vermeiden.  Daher wäre der Raum nicht für Konzerte, Theater, Lesungen und ähnliches nutzbar.

Zudem, so Charles, brauche es bei einem unterirdischen Kulturraum besondere Regularien, etwa im Brandschutz und bei Fluchtwegen. Außerdem soll eine Prüfung ergeben haben, dass eine Nutzung durch das Archiv und die Museen nicht zielführend sei. Somit, so Charles weiter, ist die kulturelle Nutzbarkeit der unterirdischen Halle „ganz unmöglich“.

Eine Halle der Kultur und des Erinnerns

Teilnehmer einer Projektwerkstatt sollen, so Charles, stattdessen erarbeiten, welche Möglichkeiten es am Waidmarkt gibt. So fand im Januar ein erster Termin der Projektgruppe statt. Ein Zwischenergebnis soll in den nächsten Monaten, voraussichtlich im Herbst, so Thomas Luczak von „ArchivKomplex“, vorliegen. Allerdings, so betonte Markus Greitemann, Dezernent für Planen und Bauen, handle es sich um einen Prozess. Bis die neue Gedenk- und Kulturstätte fertig ist, soll es temporäre Aktionen geben.

Die Idee sei es in der Halle einen Ort der Kultur und des Erinnerns zu vereinen, so Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Am Grundgedanken, Kultur und Erinnerung am Waidmarkt eine ganz besondere Bedeutung zu geben, hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Dieses Ziel kann oberirdisch nachhaltiger und deutlicher verfolgt werden.“

Aber was genau soll oberirdisch entstehen?

An Alternativen würde bereits gesucht. Das machten am Vormittag Verwaltung und den Bürgerinitiativen „Archiv Komplex“ und „Köln kann auch anders“ klar. Erste Ideen und im oberirdischen Bereich des Waidmarkts seien bereits entstanden. Diese konkreten Ideen verrieten sie bislang jedoch nicht. Die Verwaltung geht davon aus, dass ein oberirdischer, kultureller Ort eine weitaus größere Präsenz entwickeln könne als eine unterirdische Lösung.

Notwendige Änderung der Vergleichsvereinbarungen

Verwaltung und KVB konnten mit der Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd-Stadtbahn Köln Los-Süd (ARGE) eine der Gremienzustimmung vorbehaltene Einigung zur Änderung des Vergleichs erzielen. Laut Verkehrsdezernent Ascan Egerer solle der Verzicht auf die Halle zehn Monate Bauzeit einsparen, bis der Tunnel am Waidmarkt fertig ist und die Nord-Süd-Bahn dort fahren kann.

Die ARGE hatte sich eigentlich verpflichtet, die Halle zu bauen. Falls der Stadtrat aber nun auf K3 verzichtet, zahle diese die 4,8 Millionen Euro an die Stadt, die dann für den Bau der oberirdischen Gedenkstätte zur Verfügung stehen.

Dazu sagt Lino Hammer, Vorsitzender des Verkehrsausschusses und Fraktionsgeschäftsführer der GRÜNEN im Kölner Rat:

Es ist gut, dass die Verwaltung nun Klarheit schafft und die Initiativen bei der Entscheidungsfindung einbezogen hat. Gemeinsam gilt es nun, eine würdige Alternative zu erarbeiten. Eins muss dabei klar sein: Die Gedenkstätte gehört in die unmittelbare Nähe des Unglücksortes. Sie muss den Ansprüchen der Hinterbliebenen, der Initiativen und denen des Veedels gerecht werden. Wir brauchen eine gemeinsame Erinnerungskultur und einen Ort, um sie zu leben.“

rs