Der Waidmarkt in Köln am 24. Mai 2023. | Foto: Bopp

Köln | Mit dem Dienstag, 23. Mai begann die Beratungsfolge in den politischen Gremien der Stadt Köln zum unterirdischen Kulturort K3 – der Halle mit dem Knick. Die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung sieht eine Ablehnung eines solchen unterirdischen Kulturortes vor. Auch die Vorschlagenden aus der Initiative „Archivkomplex“ sahen schon 2022 die Idee nicht mehr als unantastbar an. Der Verkehrsausschuss war das erste Gremium, das die Vorlage berät.

Es ist der 3. März 2009, 13:58 Uhr. Das Stadtarchiv stürzt in die Baugrube zur Nord-Süd-Stadtbahn. Auch Wohnhäuser werden beschädigt. Der 17-jährige Kevin und der 24-jährige Khalil starben in den Trümmern. Seit 14 Jahren erinnern Initiativen wie „Archivkomplex“ und „Köln kann auch anders“ an den Einsturz. Auch die Stadt beteiligt sich. Aus den Reihen der Initiativen kam die Idee der unterirdischen „Halle mit dem Knick“. Es scheint Konsens zu sein, dass der Vorschlag von Henriette Reker, die U-Bahn zu Ende zu bauen, oberirdisch wieder einen „lebendigen urbanen Treffpunkt“ zu schaffen und einen Gedenkort auszubilden weitergedacht wird. Es gibt zudem eine dezernats- und ämterübergreifende Projektgruppe die von Kölns Kulturdezernent Stefan Charles geführt wird.

Das soll der Rat zu K3 beschließen

Der Rat soll in seiner Sitzung am 15. Juni beschließen, die Planungen zum unterirdischen Kulturraum K3 einzustellen und dafür einen oberirdischen Kultur-/Gedenkraum zu planen und zu errichten. Damit einher geht, dass die Vergleichsvereinbarung vom 29. Juni 2020 mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) und dem Baukonsortium ARGE Los-Süd geschlossene Vergleichsvereinbarung und damit der Entfall des Rohbaus K3 geändert werden muss. Zur Genese von K3: Es war der Vorschlag der Bürgerinitiative „Archivkomplex“, den der Rat und die Stadtverwaltung aufnahmen und unterstützten. Im April 2019 beschloss der Rat in seiner Sitzung für die Schaffung eines Hohlraumes zwischen Deckel des Gleisbauwerks und Straßenebene. Im Juni 2020 kam es zu einem weiteren Ratsbeschluss und der Verpflichtung der ARGE Los-Süd den Ausstellungsraum auf eigene Kosten zu entwickeln und bauen.

K3 überzeugt nicht

Die Stadtverwaltung stellt fest, dass die unterirdische Veranstaltungshalle im weiteren Verlauf des Austausches nicht überzeugen konnte. Die Verwaltung der Stadt Köln sei nun zu dem Schluss gekommen, dass die Planung des unterirdischen Kulturortes K3 aufgegeben und zugunsten einer Alternativlösung fortgeführt werden muss. Als Begründung nennt die Stadtverwaltung große bautechnische Herausforderungen und daraus resultierend Risiken hoher Baukosten und langer Bauzeiten. Zudem entwickelte die Stadtverwaltung eine ganze Reihe von Gegenargumenten zur Nutzung als Kulturort, eines der gravierendsten sind die Vibrationen und Geräusche der darunter fahrenden Stadtbahnen. Aber auch Sicherheit und Brandschutz würden die Bespielbarkeit eines Kulturortes K3 einschränken. Wird der Kulturort oberirdisch gebaut, so sei eine zuverlässigere Planung  und eine „städtebaulich sichtbare, integrierte Lösung am Quartier am Waidmarkt“ möglich.

Die Stadtverwaltung orientiert sich an den von Oberbürgermeisterin Reker formulierten Zielen für den Waidmarkt und sieht in der Abfolge Stadtbahnausbau, Gedenkort und anschließend Neugestaltung des Stadtraumes als beste Lösung an. Die Stadtverwaltung versichert in der Ratsvorlage, dass sie weiterhin daran interessiert sei einen Kultur- und Gedenkort am Waidmarkt zu etablieren. Dazu arbeite bereits eine Planungswerkstatt seit Januar dieses Jahres, die vom Büro „startklar“ begleitet und moderiert werde. An dieser Planungswerkstatt seien Mitglieder der Initiativen „Archivkomplex“ und „Köln kann auch anders“ sowie Vertreter der Stadtverwaltung beteiligt. Es gebe bereits erste Ideen und Ansätze für einen oberirdischen Gedenkort. Vertreter der Politik, die die Bürger:innen wählten, sind nicht vertreten.

Wird die ARGE Los-Süd aus ihrer Verpflichtung einfach entlassen?

Die ARGE Los-Süd verpflichtete sich den Hohlraum zu schaffen. Es sind Fragen der Statik, der Versorgung, die so die Stadtverwaltung das Projekt bei Schaffung des unterirdischen Kulturortes komplizieren würden. Nun gibt es aber die Vergleichsvereinbarung. Die Stadtverwaltung hat nun vor Beratung in den Gremien bereits eine Verständigungsvereinbarung mit der ARGE Los-Süd geschlossen in der diese sich zu einer finanziellen Erstattung und einer um 10 Monate verkürzten Bauzeit verpflichtet, wenn der Rohbau K3 entfalle und die Vergleichsvereinbarung entsprechend geändert würde. Diese Vereinbarung stehe unter dem Vorbehalt, dass die politischen Gremien der Stadt zustimmen werden.

Stadt erhält 4,8 Millionen Euro überwiesen

Die Vergleichsvereinbarung zwischen ARGE Los-Süd und Stadtverwaltung aus dem Juni 2020 sah vor, dass es für die Planung und die Errichtung des Rohbaus für den Gedenkort K3 einen Kostendeckel von 4,8 Millionen Euro gebe und die Bauunternehmen 18 Monate mehr Zeit erhalten, das Gleiswechselbauwerk mit Gedenkort auszuführen. Die Stadtverwaltung führt nun aus, dass sie diese Teilvereinbarung nicht gekündigt habe, weil sie eine streitige Auseinandersetzung fürchtete, sondern gemeinsam mit der KVB eine „gütliche Verständigung“ suchte. Die ARGE Los-Süd wird aus der Vergleichsvereinbarung entlassen und zahlt die 4,8 Millionen Euro netto an die Stadt Köln. Diese Mittel sollen dann für die Planung und Errichtung des oberirdischen Kultur-/Gedenkraumes verwendet werden. Und die ARGE Los-Süd verpflichtet sich zu einer Bauzeitverkürzung von 10 Monaten. Die neue Vereinbarung habe keine Auswirkung auf die Bestandskraft der Vergleichsvereinbarung vom 29. Juni 2020, so die Stadtverwaltung.

Bevor die Vorlage den Rat erreicht wird sie noch von der Bezirksvertretung Innenstadt, dem Stadtentwicklungsausschuss, dem Ausschuss Kunst und Kultur und dem Finanzausschuss vorgelegt. Der Verkehrsausschuss verwies ohne Votum die Vorlage in das nachfolgende Gremium.

ag