16:45 Uhr > Grüne fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit
Anlässlich des "Equal Pay Day" verteilten die Grünen heute vor der Eigelsteintorburg bunte Flyer. Strukturelle Benachteiligungen drängen Frauen in schlecht bezahlte Berufe, Teilzeitjobs und geringfügige Beschäftigungen. Weder diese Strukturen noch die daraus folgende Lohnungleichheit wollen wir länger dulden. Tradierte Rollenklischees müssen dringend aufgebrochen werden, damit Mädchen und junge Frauen die Berufe wählen, die sie wirklich ausüben wollen und nicht diejenigen, die von ihnen erwartet werden. Zudem müssen frauentypische Berufe neu- und aufgewertet werden – auch finanziell! Auf die bestehende Lohnungerechtigkeit wollen wir auf Initiative der GRÜNEN Landesarbeitsgemeinschaft Frauenpolitik am diesjährigen Equal Pay Day durch eine frauenpolitische Aktion am Eigelsteintor aufmerksam machen", erklärte Katharina Dröge, Vorsitzende des Kreisverbands der Kölner Grünen.

Die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Lohnlücke von 23 Prozent berücksichtigt keine arbeitsplatzbezogenen und persönlichen Faktoren wie Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, Beruf, Berufserfahrung oder die individuelle Arbeitszeit. Aber selbst wenn all diese Faktoren einbezogen werden, ergibt sich immerhin noch eine Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen von acht Prozent (Statistisches Bundesamt), bzw. 13 Prozent (Institut der deutschen Wirtschaft). Mit fast 66 Prozent ist die Frauenerwerbsquote in Nordrhein-Westfalen zwar gestiegen, liegt aber immer noch im unteren Bundesdurchschnitt. Und: Bei den Frauen würden rund 235.000 aller Teilzeitbeschäftigten (13,6 Prozent) lieber einer Vollzeittätigkeit nachgehen. Auch bei den Renten schneiden Frauen schlechter ab: Betrug 2010 die durchschnittliche Altersrente männlicher Versicherter 857 Euro im Monat, erhielten weibliche Versicherte im Durchschnitt nur 479 Euro. Noch deutlicher wird der Unterschied bei Altersrenten für langjährig Versicherte mit mindestens 35 Versicherungsjahren: Männer erzielten hier eine durchschnittliche Rente von 1.033 Euro monatlich, Frauen dagegen nur von 590 Euro.

Lohndifferenz im Westen sechs Mal größer als im Osten
In den alten Bundesländern ist der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern mit einer Vollzeitbeschäftigung fast sechs Mal größer als in den neuen Bundesländern. Wie die "Saarbrücker Zeitung" (Freitag) unter Bezug auf eine aktuelle Statistik der Bundesagentur für Arbeit berichtet, verdienten Frauen im Westen Ende 2010 monatlich rund 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Im Osten lag der Lohnunterschied nur bei vier Prozent. Nahezu gleich verdienten Frauen und Männer im Land Brandenburg. Dort betrug die Differenz lediglich ein Prozent. Dagegen wies Hessen mit einer Lohnspreizung von 20 Prozent unter den alten Bundesländern den niedrigsten Wert aus. Besonders krass waren die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in Bremen und Baden-Württemberg mit jeweils 27 Prozent. Nach Einschätzung von DGB-Vize Ingrid Sehrbrock ist das deutlich geringere Lohngefälle im Osten nicht zuletzt auf die gute öffentliche Kinderbetreuung zurückzuführen. "Das besser ausgebaute Angebot an Kinderbetreuung in den ostdeutschen Bundesländern ermöglicht den Frauen dort, ihre Berufstätigkeit schneller wieder aufzunehmen und zwingt sie seltener, in Teilzeit zu verharren", sagte Sehrbrock. Dies wirke sich positiv auf die Einkommen erwerbstätiger Frauen aus und trage zur Überwindung der Entgeltlücke bei.

Stimmen zum Equal Pay Day
SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel fordert ein Lohngleichsgesetz: "Bei den Löhnen sind Frauen noch immer Menschen zweiter Klasse. Sie verdienen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer", sagte Gabriel der "Bild-Zeitung" (Freitagausgabe). Die SPD fordere "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" per Gesetz, "damit wir nicht nur ständig über Gleichberechtigung quatschen, sondern sie auch durchsetzen", so der SPD-Chef weiter. Die Lohnungleichheit sei eine der größten sozialpolitischen Skandale in Deutschland. Man schreibe schließlich das Jahr 2012 – und nicht 1912.

NRW-Emanzipationsministerin Barbara Steffens: „Das ist eine Diskriminierung der Frauen. Und ich finde es beschämend, dass in Deutschland, das so stolz ist auf seine Wirtschaftskraft, Frauen so schlecht bezahlt werden. Ich bin allerdings der Auffassung, dass auch der Teil des Verdienstunterschiedes zwischen Männern und Frauen, der durch persönliche und arbeitsplatzbezogene Merkmale erklärt werden kann, nicht als ‚gerechtfertigt’ oder gar ‚gerecht’ definiert werden darf Mit solchen Argumenten wird der bestehende Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen verharmlost. Denn: Es gibt keine akzeptable Begründung dafür, dass in Branchen, wo in erster Linie Frauen tätig sind, systematisch schlechter entlohnt wird als dort, wo Männer die Berufe dominieren. Es ist nicht gerecht, dass in den Frauendomänen der Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigung durchgängig wenig bezahlt wird. Es gibt auch keine Rechtfertigung dafür, dass Frauen so viel seltener als Männer in Führungspositionen aufsteigen und dort ebenfalls weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Ursula Heinen-Esser (CDU); Staatssekretärin beim Bundesumweltministerium: „Es ist nicht in Ordnung, dass gut ausgebildete Frauen in Deutschland durchschnittlich immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. Eine Gleichberechtigung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt bedeutet auch eine Anpassung der Löhne.“ Um auf dieses Missverhältnis dauerhaft aufmerksam zu machen, „sei der Equal Pay Day eine von vielen Initiativen“, erklärt Ursula Heinen-Esser. So laufe aktuell eine Unterschriftenaktion der Frauen Union NRW zur Rentengerechtigkeit für Frauen. Ursula Heinen-Esser dazu: „Ich bin davon überzeugt, dass der Equal Pay Day einen großen Beitrag dazu leisten wird, dass sich noch mehr Leute mit ihrer Unterschrift unterstützend für mehr Rentengerechtigkeit für Frauen einsetzen“.

[dts, cs
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