Berlin | dts | aktualisiert | Bei der Landtagswahl im Saarland hat die SPD einen Erdrutschsieg eingefahren und die absolute Mehrheit in Reichweite, die Linke fliegt aus dem Landtag, und die FDP muss um den Wiedereinzug zittern. Laut erster Hochrechnungen von ARD und ZDF kommen die Sozialdemokraten auf 43,5 Prozent, die CDU auf 27,6 Prozent, die Linke auf 2,7 Prozent, die AfD auf 5,5 Prozent, die Grünen auf 5,7 Prozent und die Sonstigen auf 10,2 Prozent. Die FDP wird in der ARD-Hochrechnung auf genau 5 Prozent taxiert, beim ZDF auf 4,9 Prozent.

„Das Saarland hat rot gewählt“, freute sich die SPD-Spitzenkandidatin und höchstwahrscheinliche künftige Ministerpräsidentin Anke Rehlinger am Sonntagabend. „Das ist ganz klar der Sieg der Saar-SPD und der von Anke Rehlinger persönlich, anders sind solche Ergebnisse nicht möglich“, sagte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert aus Berlin. Die Bundes-SPD habe aber „nicht nur nicht im Weg gestanden, sondern auch geholfen“.

Die Zeiten, wo Landesverbände von der Bundes-SPD Abstand halten wollten, seien vorbei, so Kühnert. Die CDU fährt im Saarland ihr schlechtestes Resultat seit 1952 ein. „Natürlich werde ich persönliche Konsequenzen ziehen“, sagte Noch-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU).

Die Details würden aber noch in den Gremien besprochen. „Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden“, kommentierte CDU-Generalsekretär Mario Czaja aus Berlin. Er hoffe, dass Anke Rehlinger wieder eine Koalition schmiede, auf die die Bürger vertrauen – ein unmissverständlicher Hinweis auf die Beliebtheit der Großen Koalition im Saarland.

Die SPD könnte allerdings laut der ersten Hochrechnungen auch mit einer Stimme Mehrheit ohne fremde Hilde Rehlinger zur Ministerpräsidentin wählen. Genau steht das erst fest, wenn alle Stimmen ausgezählt sind, was im Saarland meist nicht lange dauert.

Nouripour: Saarland-Ergebnis ist Verdienst von Baerbock und Habeck   

Der Co-Vorsitzende der Grünen Omid Nouripour hat den wahrscheinlichen Einzug der Grünen in den saarländischen Landtag vor allem den Spitzenpolitikern seiner Partei Annalena Baerbock und Robert Habeck zugeschrieben. Der Landesverband habe in den vergangenen Jahren unter „vielen Verwerfungen“ gelitten, aber noch als Parteichefs hätten Baerbock und Habeck bei den Saar-Grünen für Struktur gesorgt. Und auch der aktuelle Auftritt der Grünen in der Bundesregierung habe im Saarland geholfen, sagte Nouripour der „Welt“.

Dass die Bundesgrünen in Fragen wie Waffenlieferungen oder Gasgeschäften mit Katar inzwischen eher realpolitisch-pragmatisch orientiert sind, sei kein Problem für die Partei, meint Nouripour: „Die Grünen haben sich immer geändert und haben immer ihr Programm der Realität angepasst. Das hat uns immer ausgezeichnet.“