Bereits im Sommer 2003 hat die Stadt Brühl eine Erweiterung des Phantasialands um etwa 30 Hektar beantragt. Dafür muss die Bezirksregierung jedoch ihren Regionalplan ändern. „Die Erweiterung kann nicht konfliktfrei ablaufen“, gab heute Regierungspräsidentin Gisela Walsken zu. Zusammen mit einem extra gebildeten Arbeitskreis wurde nun das im Herbst 2008 vom Regionalrat beantragte Zielkonzept fertiggestellt. Gefordert wurde eine umfassende Raum- und Umweltverträgliche Alternative. Diese soll nun am Freitag, 15 Juli, in der Regionalratssitzung vorgestellt werden. Auch die Stimmen der Öffentlichkeit sollen vernommen werden. Transparenz sei ihr in diesem Fall sehr wichtig, so Walsken. Allerdings sei eine Anhörung der Bürger gesetzlich erst möglich, wenn der Erarbeitungsbeschluss genehmigt wurde.
Erweiterung nach Osten kaum möglich
Indes glaube sie nicht, dass noch viele Alternativvorschläge eingehen werden. Acht Alternativen werden im Planentwurf vorgestellt, „und wenn man sich die genau anschaut, dann bleibt da nicht mehr viel Platz für weitere Alternativen“, so Walsken. Zwei Planalternativen blieben am Ende als wirklich relevant übrig. Die eine sieht eine Ausweitung in beide Richtungen, Osten und Westen, vor. Die andere hauptsächlich eine westliche. Obwohl die West-Ostalternative insgesamt, mit einer geringen Waldinanspruchnahme von 12 Hektar, die verträglichste Alternative darstellt, präferiert die Bezirksregierung die Westalternative (Waldinanspruchnahme ca. 20 ha). „Bei einer erheblichen Erweiterung nach Osten haben wir das Problem, dass wir nahe an Siedlungsflächen herankommen“, erklärte Marco Schlaeger von der Regionalentwicklung bei der Bezirksregierung die Entscheidung. Natürlich muss das Unternehmen, egal für welche Variante der Rat sich letztendlich entscheiden wird, entsprechende Ausgleichsmaßnahmen leisten. Das bedeutet etwa, verlorengegangene Waldfläche müssen an anderer Stelle neu aufgeforstet, Ersatzgewässer geschaffen und Artenschutz gewährleistet werden.
V.l.: Marco Schlaeger, Regierungspräsidentin Gisela Walsken und Joachim Diehl vor ihrer favorisierten Alternative.
Enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber
Der Freizeitpark Phantasialand ist für die Stadt und Umgebung ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Nach Eigenangaben beschäftigt das Unternehmen ca. 500 unbefristete und ca. 850 befristete Arbeiter. Darüber hinaus werden ca. 2.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze angegeben. Außerdem sollte beachtet werden, dass das Phantasialand für Brühl eine ausgewiesene Imagerolle spielt. Das Unternehmen selbst begründet die Erweiterungsabsichten mit dem herrschenden Wettbewerb unter Deutschlands größten Freizeitparks. Man plane eine ganzjährige Öffnung und somit eine Ausweitung der bisherigen Besucherzahlen von ca. zwei Millionen im Jahr. Allerdings, so Joachim Diehl, Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung Köln, seien die Begründungen der Parkbetreiber überhaupt nicht ausschlaggebend für die Überprüfung eines solchen Antrags. „Der Freizeitpark ist in erster Linie für uns ein Wirtschaftsunternehmen wie jedes andere auch“, so Diehl. „Diese Gründe zu überprüfen ist weder unsere Aufgabe noch gibt es dafür eine gesetzliche Grundlage.“
15.7.2011, 15:45 Uhr > Der Rat beschließt, nichts zu beschließen
Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) hat zur heutigen Regionalratssitzung vorgeschlagen, "Gespräche mit dem Land als Eigentümer zu führen, mit dem Ziel, die Möglichkeiten einer einvernehmlichen Lösung zu eruieren". Das ging heute aus dem Antrag der SPD-Fraktion hervor. Dieser Vorschlag wurde vom Rat einstimmig angenommen. Aus dem Antrag geht hervor, dass der Regionalrat Köln den Tagesordnungspunkt "Änderung des Regionalplans zum Themenkomplex Erweiterung des Phantasialandes" am 14. Oktober 2011 erneut auf die Tagesordnung setze, "um über die Ergebnisse der Gespräche zu beraten und die notwendigen Beschlüsse zu fassen, mit dem Ziel das Erarbeitungsverfahren einzuleiten".
Das bedeutet konkret, dass der Regionalrat Köln zunächst darauf verzichtet, den Erarbeitungsbeschluss zu beraten und zu beschließen. Auf Anfrage von report-k.de teilte die Bezirksregierung Köln mit, dass diese Entscheidung mitunter auch aufgrund der anstehenden Sommerferien akzeptiert wurde. Sobald der Erarbeitungsbeschluss vom Regionalrat stattgegeben wird, laufen die weiteren Verfahren an. Im nächsten Schritt würde die Öffentlichkeit in die Entscheidung eingebunden. Da man dies vonseiten der Bezirksregierung unbedingt wolle, würde eine Entscheidung zu solch einem Zeitpunk, wo große Teile der Bevölkerung nicht anwesend seien, nicht von Transparenz zeugen. Regierungspräsidentin Gisela Walsken sei mit dieser Entscheidung, wie ein Sprecher der Bezirksregierung report-k.de mitteilte, "im Interesse des Verfahrens" einverstanden. 17:40 Uhr > Ein Sprecher des Phantasialandes teilte auf Anfrage von report-k.de mit, dass das Unternehmen die Entscheidung des Rats akzeptiere.
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Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung; Foto Achterbahn: phantasialand.de