Wie er im Deutschlandfunk sagte, dämmere der Opposition in Griechenland langsam, dass, wenn sie die Regierung übernähmen, die harten Sparmaßnahmen in der Bevölkerung vertreten müssten. Es gäbe für die Griechen keine andere Alternative. "Ich glaube, dass die Referendumsankündigung, so unglücklich sie insgesamt war, doch einen positiven Effekt hatte, nämlich dass jetzt den anderen auch klar ist, es ist hop oder top, entweder man setzt das um, was in Europa beschlossen wird, oder man verlässt die Euro-Zone", sagte Lambsdorff. Wenn sich die Vertrauensabstimmung am Freitagabend nicht zugunsten des Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou entschiede, müsse die griechische Parteienlandschaft an einem Strang ziehen. "Man wird dann in dem Land politisch zu einer Koalitionskultur kommen müssen", meinte der FDP-Politiker.

Aktualisiert [17:40 Uhr]:
Scharfe Kritik an griechische Regierung
Alexander Graf Lambsdorff hat die Regierung in Griechenland angesichts der undurchsichtigen politischen Lage scharf attackiert. "Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert, in dem jeder Staat völlig souverän bestimmen konnte, was er tut und lässt", sagte Lambsdorff "Handelsblatt-Online". Eine gemeinsame Währung bedeute auch gemeinsame Regeln und gemeinsame Verantwortung. "Wenn die Beschlüsse des schwierigen Doppelgipfels nach fünf Tagen im Alleingang in Frage gestellt werden, hat das mit europäischer Solidarität wenig zu tun", betonte das Mitglied im FDP-Bundesvorstand. "Damit wurden nicht nur die Märkte, sondern auch die europäischen Partner vor den Kopf gestoßen."` Lambsdorff forderte Konsequenzen aus dem Griechenland-Chaos. "Unabhängig von dem Ausgang der Vertrauensfrage am heutigen Abend müssen die Griechen endlich zu einer Koalitions-, vielleicht sogar einer zeitweiligen Konsenskultur im Land finden, in der alle Parteien konstruktiv zusammenarbeiten", sagte er. "Das Schielen auf den kurzfristigen Vorteil muss einer gemeinsamen Anstrengung Platz machen, die von einer breiten Koalition getragen wird." Denn in einer solch wichtigen Phase für Griechenland und auch Europa könnten "politische Entscheidungen nicht jedes Mal mit einer Mehrheit von zwei Stimmen durchgeboxt werden".

[dts]