Michael Wurzer (r.) und Thomas Lambert ließen die Ereignisse am Strand Revue passieren. Foto: Zwei Kölsch

Nizza/Köln | Der 1.FC Köln spielt am heutigen Sonntag gegen Union Berlin wieder in der Liga, will ungeschlagen bleiben und sich im oberen Tabellendrittel festsetzen.

Doch ob Coach Steffen Baumgart und die Spieler die Ereignisse von Nizza bereits abschütteln können? Im Fanlager zumindest ist die Aufregung über die unfassbaren Vorgänge beim UEFA Conference League-Spiel in Nizza (1:1) vom Donnerstag noch immer riesig.

Das wird auch in einem Blogbeitrag der beiden bekannten Anhänger „Zwei Kölsch“ deutlich.

Unter dem Titel „Europa kriminell“ haben Michael Wurzer und Thomas Lambertz einen Erlebnisbericht ins Netz gestellt, der fassungslos macht.

Nach dem Spiel wurden die FC-Fans Zielscheibe von Beleidigungen und Bedrohungen. Hier beim Verlassen Nizzas. Foto: Wurzer

„Europa kriminell“: 1.FC Köln-Fans schildern Angst und Panik in Nizza

Thematisiert wird das heillose Chaos rund um das Stadion und in der Arena, diffuse Polizeimaßahmen und die Inkaufnahme sinnloser Gewalt allerorten: „Auf dem Weg zum Stadion werden reihenweise FC-Fans angegriffen und zum Teil krankenhausreif geschlagen. Die Nizza-Hools machen keine Unterschiede zwischen “Ultras” und “Normalos”. Selbst Familien werden attackiert„, heißt es.

Eine Einlasskontrolle habe es nicht gegeben. „Auch die Tickets werden nicht kontrolliert. Nizza ist es offenbar vollkommen egal, wer mit was im Gepäck ins Stadion kommt. Sowas haben wir noch NIE erlebt. Selbst Kreisklasse-Sommerfeste sind besser gesichert„, so das Duo, das mit Ex-FC-Vorstand Stefan Müller-Römer unterwegs war.

Die Bilder der Ausschreitungen auf den Tribünen – surreal.

Auch mit Kritik an den Kölnern bzw. so verkleideten Anhängern, die sich schlugen, wird nicht gespart: „Als sich die “Kölner” wieder zurückziehen, werden sie im Gästeblock mit “Wir sind Kölner und ihr nicht”-Gesängen empfangen. Wir wissen jetzt auch, wie wahr dieser Satz in den meisten Fällen ist. Ändert aber nichts daran, dass das, was wir hier erleben, inakzeptabel ist. Niemals hätten wir uns zur Bühne der Feindseligkeiten zwischen den beiden französischen Lagern machen lassen dürfen. Und auch auf das unfassbar asoziale und gewalttätige Verhalten der Nizza-Hools im Vorfeld hätte man andere Antworten finden müssen.“

Schlimm auch die Schilderungen, wie die Freunde nach Abpfiff durch die nächtliche Stadt irren und dabei beleidigt und provoziert werden:

„Vom Balkon eines Hotels ruft einer: “Achtung! Hinter Euch!!” Tatsächlich: da kommen drei Typen in Nizza-Trikots zielstrebig auf uns zu. Sie reden auf uns ein, schubsen, treten uns in die Hacken, provozieren auf jede erdenkliche Weise.

Klar, wir sind einer mehr und die sind mindestens einen halben Kopf kleiner. Aber erstens weiß keiner, ob die nicht sofort ein Messer zücken, wenn du dich falsch bewegst und zweitens: wer weiß, wen die noch alles rufen können.

Michael Wurzer (r.) und Thomas Lambertz sind „Zwei Kölsch“. Foto: Bopp

Die Situation spitzt sich zu. Die Typen werden immer aggressiver. Wir sind zu viert. Stefan stellt sich mitten auf die Straße. Das erste, ein Franzose, weigert sich, uns aus der Situation zu retten. Das zweite, ein VW-Bus aus dem Westerwald, schaltet sofort und nimmt Stefan und unseren Freund Carsten auf. Wir ahnen, dass kaum ein Wagen 4 Leute mitnehmen kann, entdecken rote Shirts in einem Hotelfoyer gegenüber und retten uns dorthin.“

Was für ein Bericht, der eines deutlich macht: Diese Europa-Tour, auf die sich so viele Fans so lange gefreut hatten, werden sie leider negativ in Erinnerung behalten…