Neubau noch in diesem Jahrzehnt fertig?
Nach rund drei Jahren Diskussion fällte die Landesregierung nun einen Entschluss zur Zukunft der Fachhochschule Köln. Sie wird ihren Standort in Deutz behalten. Diese Entscheidung gab heute NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze in Köln bekannt. Der Standort in Deutz sei nicht nur die kostengünstigste Variante, so Schulze, sondern sichere zudem die Qualität der Lehre. "Die Fachhochschule Köln muss attraktiv bleiben", betonte Schulze. Sie schätzte die Kosten für die Sanierung und Modernisierung heute auf insgesamt 250 Millionen Euro. Darin inbegriffen seien auch die Ankäufe der weiteren Grundstücke dort. Diese gehören derzeit noch der Stadt Köln und werden von der Feuerwehr, den Abfall-Wirtschaftsbetrieben und Sozialhäusern, die selbst laut Stadt sanierungsbedürftig sind, genutzt. Künftig sollen sie für einen Neubau der FH zur Verfügung gestellt werden. Die Feuerwehr wird die Grundstücke wohl Ende 2014 verlassen. Etwa zeitgleich könnte auch das AWB-Grundstück frei gegeben werden, erklärte heute Kölns Oberbürgermeister Roters.

Das Land will nun schnellstmöglich in die konkreten Planungen einsteigen, kündigte Schulze an. Schon fest steht, dass die neue Bibliothek und der sanierte Altbau stehen bleiben sollen. Die anderen Gebäude sollen abgerissen und durch eine neue Campus-Landschaft ersetzt werden. Die Bauzeit für den Um- und Neubau würde rund sechs bis sieben Jahre dauern. Finanziert werden die Maßnahmen durch Mittel aus dem Hochschulmodernisierungsplan. "Wir hoffen, den neuen Standort noch in diesem Jahrzehnt zu realisieren", so die Wissenschafts-Ministerin. Dabei soll auch einen städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgeschrieben werden, um die Fachhochschule städtebaulich in die Stadtteile einzubeziehen. Dies begrüßte heute auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters. "So kann die Insel-Lage der FH aufgehoben werden", sagte Roters. Und auch die FH selbst will sich künftig offener und zugänglicher präsentieren.


Der Lageplan zeigt die derzeitige Situation in Köln. Die hellrosanen Gebäude der FH Köln sollen abgerissen werden, die dunkel-rosanen Gebäude (Bibliothek und Altbau) sollen stehen bleiben. Die grauen Bereiche oben recht zeigen die Grundtsücke don Feuerwehr, den Abfall-Wirtschaftsbetrieben (AWB) und den Sozialhäusern der Stadt. Sie sollen künftig deer FH Köln zur Verfügung gestellt werden.


FH mit Entschluss zufrieden
Die Fachhochschule begrüßte heute den Entschluss der Landesregierung.  Für den Standort in Deutz spreche, so Vize-Präsident Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Küchler, dass die Fachhochschule nun erweitert werden könne. Das sei wichtig, da die FH mit einem enormen Zuwachs rechnet. Allein in diesem Jahr seien 39.000 Bewerbungen für nur rund 5.000 Plätze eingegangen. Zudem erhoffte sich Küchler heute eine recht schnelle Realisierung des Neubaus. "Wir können die Entscheidung gut nachvollziehen und akzeptieren sie", so Küchler. Etwas traurig sei man jedoch darüber, dass die Fachhochschule nun weiter an zwei Standorten im Kölner Stadtgebiet verteilt bliebe. Zudem würde man nun nicht in den Masterplan für die Kölner Innenstadt einbezogen. Die Fachhochschule selbst hatte bislang einen Neubau der FH in den "Domgärten" in Köln-Bayenthal bevorzugt. Diese Variante hätte laut Schulze jedoch rund 360 Millionen Euro gekostet.

Grundstückstausch Deutz gegen Bayenthal?
Die Landesregierung NRW prüfte in den vergangenen Jahre vor allem zwei Varianten für die Zukunft der FH Köln. Zum einen prüfte das Land eine Sanierung des derzeitigen Bestands in Deutz der FH. Dies hätte laut einer Kostenschätzung des Landes rund 300 Millionen Euro gekostet. Die Fachhochschule lehnte eine Sanierung im bestand jedoch ab. Zum einen seien die Räume für eine moderne Lehre nicht mehr geeignet. Zum anderen "wäre eine Sanierung im laufenden Betrieb unzumutbar gewesen", so Küchler. Geprüft worden war darüber hinaus ein Neubau in Köln-Bayenthal. Dort hatte das Land Gelände am Alteburger Wall angekauft. Ein Neubau dort hätte laut Schulze rund 360 Millionen Euro gekostet. Vor zwei Monaten wurde nun die dritte und endgültige Variante bekannt: Sanierung und Erweiterung in Deutz. Diese war bereits 2008 diskutiert worden. Damals verkündete die Stadt Köln jedoch, dass die Gelände rund um den FH-Standort der Hochschule nicht zur Verfügung gestellt werden könnten. Vor zwei Monaten gab die Stadt nun bekannt, dass dies doch denkbar sei. Nun muss das Land die Gelände von der Stadt Köln abkaufen oder gegen andere Grundstücke eintauschen – nicht ausschließen wollte Schulze dabei, dass man etwa für die Grundstücke in Deutz das Gelände in Bayenthal tauschen könnte. Dort könnte die Stadt dann ihren Masterplan – nämlich die Ausweitung des Grüngürtels bis zum Rhein – umsetzen. Auch eine "hochschulaffine Nutzung des Geländes dort ist denkbar", so Roters heute. Zunächst müssten dazu jedoch nun Wertgutachten erstellt werden.

Stimmen zu dem Entschluss
NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze: "Ich bin sehr froh, heute eine Entscheidung präsentieren zu können. Mit der nun gefundenen Lösung haben wir nach Abwägung quantitativer und qualitativer Kriterien und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Fachhochschule Köln und ihrer Studierenden, der Stadt Köln und des Landes Nordrhein-Westfalen die mit Abstand beste Lösung gefunden."

Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters: "Diese Entscheidung ist zukunftsweisend. Der jetzige Standort hat nun exzellente Chancen sich zu einem äußert modernen Hochschul-Standort zu entwickeln. Die Stadt wird nun alles tun, um die nötigen Bausteine zeitnah zur Verfügung zu stellen. „Es sollten auch Möglichkeiten für eine noch engere Vernetzung und Kooperation der Fachhochschule mit den Berufskollegs in Deutz genutzt werden, beispielsweise durch eine gemeinsame Einrichtung dieser Institutionen."

FH-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Küchler: "Wir freuen uns, dass mit dieser Entscheidung die Sanierung und Modernisierung der Gebäude des IWZ im laufenden Betrieb vom Tisch ist. In Deutz sehen wird erhebliche Entwicklungspotentiale und die Chance für eine relativ schnelle Umsetzung. Mit einem weinenden Auge blicken allerdings darauf, dass die FH nun weiterhin an zwei Standorten getrennt bleibt."

SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Börschel MdL: "Die Lösung bietet sowohl die Chance, dass der Lehrbetrieb so wenig wie möglich beeinträchtigt wird, als auch gleichzeitig den Raum für eine städtebaulich überzeugende Lösung, mit der die jetzige Insellage des IWZ überwunden werden und der Campus stärker an Deutz, Kalk und Humboldt-Gremberg angebunden werden kann. Es wäre wünschenswert, wenn sich die FH zukünftig sowohl baulich als auch inhaltlich weiter öffnen würde und zukünftig auch noch enger mit den ebenfalls in Deutz ansässigen Berufskollegs verzahnt. Die SPD-Fraktion befürwortet deshalb die Durchführung eines Architektenwettbewerbs, in dem ausdrücklich auch die Möglichkeiten eines schrittweise baulichen Vorgehens dargestellt werden sollen. Die Entscheidung für den Deutzer Standort darf die Zukunft im Kölner Süden nicht unberücksichtigt lassen. Angesichts der Flächen im Kölner Süden erwarten wir vom Land und seinem Bau- und Liegenschaftsbetrieb eine Politik mit Augenmaß unter Berücksichtung unserer Kölner Interessen. Im Sinne des Masterplans lassen sich auch bei einem Verbleib der Fachhochschule in Deutz weiterhin Teile des Geländes im Kölner Süden zum Ausbau des universitären Wissenschaftsgürtels nutzen. Wichtig ist, dass Land und Stadt in diesen Fragen eng zusammenarbeiten. Wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, wird es gelingen, die Wissenschaftsstadt Köln einen großen und wichtigen Schritt voranzubringen."

CDU-Fraktionsvorsitzender Winrich Granitzka: „Wir sind froh, dass nach langem Hin und Her endlich die Entscheidung für den dringend benötigten Neubau gefallen ist. Mit dem Festhalten am Standort Deutz werden jedoch wertvolle Chancen für die Zukunft unserer Stadt vertan. Die Vision einer Wissenschaftsspange im Linksrheinischen ist damit zerstört. Es ist ein Unding, dass den Ratsfraktionen bisher nicht einmal das Gutachten vorgelegt wurde. Weiterhin verlangen wir eine Erklärung, was nun dazu geführt hat, dass die bislang als unverkäuflich geltenden Grundstücke von AWB und Feuerwehr doch für einen Neubau des IWZ zur Verfügung stehen. Hier stellt sich die Frage: Welchen Preis zahlt hier wer wofür?“ Für das nun freibleibende Grundstück in Bayenthal fordert die CDU-Fraktion Mut zu visionärem Denken: „Wir sollten dieses Filetstück nicht leichtfertig opfern“, betont Karl Jürgen Klipper, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Er fordert, nun wieder eine Verlängerung des Inneren Grüngürtels bis zum Rhein zu diskutieren.

Klaus Hoffmann, Ratsherr der Freien Wähler Köln (FWK): „Endlich hat die Vernunft gesiegt.  Dem großen Einsatz von Bürgern ist es zu verdanken, dass Roters, Börschel und Co. ihre schuldentreibende Verschwendungspolitik nicht durchsetzen konnten. In Zeiten drohender Staatspleiten wäre es der blanke Hohn, unnötig Geld auszugeben und bereits in die Entwicklung von Deutz getätigte Investitionen  zu zerstören. Die jetzt beschlossene Variante in Deutz ist immerhin 110 Millionen oder fast 30 Prozent günstiger als ein Umzug nach Bayenthal."

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung

Lageplan: Landvermessungsamt  Geobasis NRW