Der Ausschnitt zeigt das Verkehrsschild Fahrradstraße

Köln | aktualisiert | In rund sechs Jahren steigerte die Stadt Köln die Fahrradstraßenkilometer um 450 Prozent. Das hört sich toll an und wird von der Stadtverwaltung entsprechend gefeiert. In realen Zahlen: 2017 gab es 5 Kilometer Fahrradstraße und heute gibt es 22,5 Kilometer. Noch ernüchternder wird die Zahl wenn sie mit den 3.005 Kilometern Straßen und Wegen auf Kölner Stadtgebiet, wie es „Statista“ für 2019 meldet verglichen wird. Denn dann sind nur 0,75 Prozent aller Kölner Straßen und Wege Fahrradstraßen.

Der Anteil der Fahrradstraßen liegt damit unter einem Prozent am gesamten Kölner Straßen- und Wegenetz. Die Stadtverwaltung spricht in ihrer PR-Mitteilung von einem „merklichen Anstieg“ an Fahrradstraßen. 48 Fahrradstraßen auf 160 Straßenabschnitten stünden jetzt zur Verfügung. Die meisten dieser Fahrradstraßen lägen in der Kölner Innenstadt.

Die Fahrradstraßen werden auf der Basis des Fahrradstraßennetzplans und dem Radverkehrskonzept Innenstadt entwickelt. Die letzten Fahrradstraßen, die die Stadt Köln einrichtete, befinden sich auf der Deutzer Alfred-Schütte-Allee und dem Mauritiuswall. Die Stadtverwaltung zeigt sich überzeugt, dass die Politik noch in diesem Jahr für sämtliche Stadtbezirke Fahrradstraßennetze beschließen werde.

Wissenslücken zur Fahrradstraße

Die Stadt bezieht sich auf eine Studie der Unfallversicherer, die ergab, dass Verkehrsteilnehmer:innen große Wissenslücken hinsichtlich der Nutzung, der Rechte und Pflichten auf einer Fahrradstraße haben. Daher rollt die Stadtverwaltung jetzt eine großangelegte Kampagne mit Postern und Radiospots aus und erklärt so die Regeln. Dies geschieht mit Protagonisten aus der Musikszene und einer Motivik, die musikalischen Begrifflichkeiten entlehnt ist. Unter anderem wird thematisiert, dass in Fahrradstraßen Tempo 30 gelte und Radfahrende Vorfahrt genießen.

Die Kampagne wird zu 80 Prozent aus Mitteln des Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und zu 20 Prozent aus städtischen Mitteln finanziert.

SPD mit deutlicher Kritik

Christian Joisten, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kölner Rat in einem schriftlichen Statement: „Eine autofreie Altstadt, mehr Fahrradstraßen und ein zuverlässiger ÖPNV sind die richtigen Ansätze, damit mehr Kölnerinnen und Kölner bei der Verkehrswende mitmachen und das Auto öfters auch einmal zu Hause stehen lassen. Was sicher nichts bringt, ist 500.000€ für eine Gesangs-Einlage zum Fenster raus zu werfen, die bei den Menschen auf der Straße nur für Kopfschütteln sorgt. So wird die Verkehrswende vergeigt! Das Geld sollte die Stadt doch besser für eine klare Beschilderung, bauliche Trennungen von Radwegen und für mehr Präsenz von Ordnungskräften ausgeben, damit Straßenrowdys direkt aus dem Verkehr gezogen werden, wenn sie sich nicht an die Regeln halten.“

ag