Köln | Vertreter der Filmbranche NRW fordern ein Nachdenken über die Strukturen und Machtkonzentrationen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ihre Kritik machen sie am Fall Henke offensichtlich.

In einer Mitteilung schreiben sie: „Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs in Form sexueller Belästigung, die den WDR zur Kündigung seines Mitarbeiters Gebhard Henke veranlasst haben, zeigen symptomatisch einen Systemfehler im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Jenseits der Frage möglicher Schuld zeigt sich an diesem Beispiel deutlich, dass die Monopolisierung von Entscheidungsmacht erhebliche Auswirkungen auf eine kreative Branche hat. Denn in diesem Fall handelt es sich nicht nur um den Leiter des Programmbereichs Kino, Fernsehfilm und Serie im WDR, sondern gleichzeitig um den Koordinator des Tatorts der ARD, um ein Gremienmitglied der Filmförderung und einen Professor in der Lehre.“

Die Filmschaffenden kritisieren diese Konzentration von Macht und fürchten, dass einzelne Personen so auf Inhalt und Gestalt von Filmen einwirken können, dass ihr Geschmack zum Mainstream werde. Diese Konzentration mache anfällig für Machtmissbrauch so die Filmer und reduziere die Pluralität innerhalb der Branche. Daher fordern sie eine Entflechtung von Macht und mehr Autonomie auf Seiten der Redakteure, da sie so eine größere Vielfalt an Formen und Inhalten in der Filmbranche erwarten. In der Mitteilung heißt es dazu: „Flachere Hierarchien schaffen produktive Widersprüche im Programm, die einer Demokratie gut zu Gesicht stehen. Die Entscheidung, was für die Zuschauer*innen gut ist, wäre nicht mehr abhängig von der Einschätzung einiger weniger, sondern könnte wieder vermehrt in täglichen Versuchen ausprobiert und verhandelt werden. Von solchen vergrößerten Spielräumen und von der damit einhergehenden Leidenschaft im Dialog zwischen Sendern und Kreativen profitieren die Zuschauer*innen. Wer außer dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk kann sich dies leisten?“

Autor: Andi Goral