Düsseldorf | Zwei Jahre alt wurde Lea Sophie. In der vergangenen Woche soll ihr der Lebensgefährte ihrer Mutter nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus „nichtigem Grund“ und auf „brutalste Weise“ so massive Kopfverletzungen zugefügt haben, dass sie später stirbt. Der 23-Jährige ist weitgehend geständig. Familiendramen wie dieses beherrschen im Jahr 2012 über Wochen die Schlagzeilen in NRW. Mehr als ein Dutzend Kinder kamen seit Januar gewaltsam ums Leben – alle von einem Elternteil oder deren Partnern getötet.

Am 3. August bricht ein Feuer in einer Wohnung im Dortmunder Norden aus. Die Feuerwehr findet die Leichen eines zwölfjährigen Mädchens und ihres vier Jahre alten Bruders, ein achtjähriger Bruder stirbt wenig später im Krankenhaus. Schnell gibt es Hinweise darauf, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Die Polizei nimmt die Lebensgefährtin fest, sie ist inzwischen angeklagt. „Wir werfen ihr dreifachen Mord und Brandstiftung mit Todesfolge vor“, sagt Staatsanwältin Barbara Vogelsang. Die Angeklagte sitzt laut Gericht weiterhin in Untersuchungshaft, Prozesstermine sollen bald festgesetzt werden.

Nur wenige Tage später, am 9. August, ersticht ein Mann den acht Jahre alten Sohn seiner Lebensgefährtin in Oberhausen. Er war wegen Depressionen und Angstzuständen in Behandlung. Am 11. August tötete eine Mutter ihre sieben Jahre alte Tochter in Essen und sich selbst.

Für viel Bestürzung sorgt auch der Mord an einer Frau und ihrer beiden Kinder in Neuss. Dringend tatverdächtig ist der Vater. Er soll am 20. August seine Frau und seine vier und acht Jahre alten Kinder in der gemeinsamen Wohnung erschossen haben und anschließend geflohen sein. Er hält sich nun wahrscheinlich in seiner Heimat Irak auf. „Er ist weiter auf der Flucht“, berichtet Staatsanwalt Christoph Kumpa. Es gebe einen internationalen Haftbefehl. Da es aber kein Auslieferungsabkommen mit dem Irak gibt, sind die Behörden derzeit machtlos.

Vater fährt mit Kindern in Dortmund-Ems-Kanal

Auffällig ist, dass es besonders häufig Väter sind, die bei Problemen offenbar einen Ausweg im Tod ihrer Familie sehen. Im Januar 2012 bringt ein Mann in Langenfeld im Rheinland seine neun Monate und fünf Jahre alten Kinder und seine Ehefrau um. Der 34-Jährige erstickt sie. Er veröffentlicht im Internet eine Nachricht, in der er die Tat gesteht. Anschließend legt er einen Brand in der Wohnung, dem er selbst zum Opfer fällt.

In Dortmund fährt ein Familienvater im Oktober mit seiner acht Jahre alten Tochter und seinem fünf Jahre alten Sohn in den Dortmund-Ems-Kanal. Die Kinder sterben, der Mann überlebt, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber weiterhin nicht vernehmungsfähig. Weil der Mann sehr schwer verletzt wurde, sei nicht klar, ob er sich jemals zu dem Vorfall äußern könne, sagt Ermittlerin Barbara Vogelsang.

In Lengerich an der Grenze zu Niedersachsen ereignet sich Ende November ein weiteres Familiendrama. Ein Vater ersticht seine zwei Jahre alte Tochter und seinen fünf Jahre alten Sohn. Anschließend teilt er die Tat per SMS dem Großvater der Kinder mit und tötet sich selbst. Die Mutter der Kinder schläft in der Nacht bei ihren Eltern.

Autor: Helena Baers, dapd
Foto: In Köln-Chorweiler trauerten die Menschen um Lea-Sophie