Friedhelm Funkel stärkt FC-Coach Steffen Baumgart (l.) den Rücken in der Krise. Foto: Bopp

Köln | Der 1.FC Köln und die Länderspielpause.

Der perfekte Zeitpunkt, um die Wunden der letzten trostlosen Wochen zu lecken.

Nach dem furchtbaren 1:6-Debakel bei Borussia Dortmund geht unter vielen Anhängern die Angst wegen eines drohenden nächsten Abstiegs um.

Was denkt da der Mann, der den FC zuletzt vor dem Gang ins Unterhaus rettete, ehe Fanliebling Steffen Baumgart übernahm?

Das Interview mit Friedhelm Funkel.

Herr Funkel, machen Sie sich Sorgen um den 1.FC Köln?

Funkel: Ich mach mir meine Gedanken über die Lage, große Sorgen noch nicht. Aber ein ganz wichtiges Spiel kommt jetzt mit dem Derby gegen Gladbach. Wenn du das verlierst, kann die Stimmung das erste mal nach zwei Jahren ins Negative kippen.

Auch wenn noch keine akute Abstiegsgefahr herrscht, aber dann muss der Blick nach unten gerichtet sein. Die Verantwortlichen wissen in welcher Situation sie sind. Die Mannschaft braucht jetzt ein Erfolgserlebnis.

Friedhelm Funkel bewahrte den FC und Kapitän Jonas Hector im Mai 2021 vor dem Abstieg. Foto: Bopp

Ist Steffen Baumgart Opfer einer grausamen Kaderplanung? Ein nach Verona abgewanderter Ondrej Duda wird nun nach dem Saisonaus für Mark Uth um so mehr vermisst, die Stürmer stehen schon länger in der Kritik.

Funkel: Kein Opfer, aber Leidtragender. Aber er wusste es ja und hat es akzeptiert, dass er geht, sie haben auch Geld bekommen für Duda. Sportlich war das eine Entscheidung, die weh getan hat. Das sieht man jetzt.

Aber wenn es einer packt, dann glaube ich, dass Steffen das ist! Weil er die hundertprozentige Rückendeckung seiner Spieler hat. Deshalb glaube ich auch, dass sie das in den Griff kriegen. Aber jetzt muss ein Erfolgserlebnis her.

Ist es ein Vorteil, dass Gladbach selbst inkonstant ist, gerade auswärts?

Funkel: Die hängen hinter ihren Erwartungen zurück. Für Gladbach ist es die gleiche Möglichkeit, wieder in die Bahn zu kommen. Aber klar, ich wünsche es dem FC. Es wird ein richtig spanndendes Spiel.

Von Davie Selke haben sich, glaube ich, alle mehr versprochen.

Friedhelm Funkel

Wie haben Se die Aussage Baumgarts, dass Tony Modeste besser in Köln geblieben wäre, aufgenommen?

Funkel: Steffen ist offen und ehrlich. Du kannst einen Stürmer, der 20 Tore macht, beim 1.FC Köln nicht ersetzen. Die bittere Wahrheit ist, dass sich das bestätigt hat.

Das ist schade und traurig auch für den Spieler, aber ich glaube nicht, dass er damit jetzt einen anderen Spieler zu negativ sieht. Von Davie Selke haben sich, glaube ich, alle mehr versprochen. Bei Seb Andersson sollte man sich allzu große Hoffnungen machen, wegen der Länge der Pause.

Funkel und Nagelsmann vor dem Duell des FC gegen Leipzig im April 2021. Foto: Bucco

Ein Blick auf die Lage der Liga aktuell. Was sagen Sie zum Rauswurf von Julian Nagelsmann bei den Bayern? Er fliegt, obwohl die Bayern alle Champions League-Spiele gewonnen haben und Paris mit Mbappe und Messi doppelt düpierten.

Funkel: Du siehst, dass der Fußball selbst in der Spitze nicht mehr berechenbar ist. Nagelsmann hat eine sehr gute Champions League Saison gemacht, in der Liga haben sie ein paar Punkte weniger, ok, das Ende jetzt kam für mich dennoch sehr überraschend.

Da muss irgendwas vorgefallen sein. Aus sportlichen Gründen kann ich mir das nicht vorstellen.

Zumal die Bayern-Bosse Nagelsmann zuletzt noch öffentlich lobten…

Funkel: Daran sieht man, dass diese Aussagen nur zeitlich bedingt sind.