FC-Stadionsprecher Michael Trippel. Foto: Bopp

Köln | Er hat alles erlebt in Jahrzehnten als Stimme der FC-Arena.

Und momentan kommt Michael Trippel stets gern ans Mikro. Der Stadionsprecher im Interview mit report.de über die Bravo-Saison des 1.FC Köln. Und wie er Gladbach buchstäblich „in de Pief rauchte“…

Michael, wie gehen Sie momentan ins Stadion?

Trippel: Seit über 40 Jahren bin ich dabei, habe so viel erlebt. Es ist sehr schön zu genießen, wie der Verein spielt, denn er spielt so, wie wir das als Fan erwarten. Es geht ja darum, dass die Mannschaft fightet, Paroli bietet, egal, gegen wen es geht.

Wenn sie verlieren und kotzen, ist keiner sauer. So wie wir uns das vorstellen, so spielen sie. Das ist der FC. Das macht einen stolz.“

Jetzt kannst du dich wieder identifizieren

Michael Trippel

Warum hat Trainer Steffen Baumgart das so hinbekommen?

Trippel: Weil er authentisch ist, klar ist, diese Klarheit und Authenzität auch von den Spielern verlangt. Das macht Riesenspaß ins Stadion zu gehen. Du wirst das sehen was du verlangst, Freude am Spiel.

Schildern Sie mal den Vergleich der Corona-Zeit zu jetzt.

Trippel: 1,5 Jahre sind verlorene Jahre gewesen, ohne Stimmung. Tote Stimmung. Unglaubliche Leere. Es gab keine Kurve, ja nicht mal einen Vip Raum, wo du dich mit einem unterhalten konntest. Ich kam raus aus dem Stadion und saß zwanzig Minuten später im Wohnzimmer. Jetzt – kannst du dich wieder identifizieren. Ich freue mich als Stadionsprecher wieder ins Stadion zu gehen.“

Auch, weil die Ultras zurück sind?

Trippel: Ich freue mich, dass sie wieder da sind. Und bin froh, dass wir alle wieder zusammen die Mannschaft unterstützen.

Sie haben an den getöteten FC-Wirt Manni Koch aus Weiden erinnert…

Trippel: Das hatten wir auch so abgesprochen.

Was erhoffen Sie sich vom Rest der Saison?

Trippel: Was wir bisher erlebt haben, ist riesig. Wir haben mit dem Abstieg nix zu tun. Rein rechnerisch sind wir gesichert, mehr kann man nicht erwarten. Wenn ich zurück denke, vor einem Jahr, das 0:1 gegen Kiel, da dachte ich: das wars jetzt, das kriegst du nicht mehr hin.

Klappt Europa?

Trippel: Ich bin, wie gesagt, schon jetzt mehr als zufrieden. Früher, da waren wir jedes Jahr international dabei, es war eine Selbstverständlichkeit. Es wäre ein Traum, wenn die alten Zeiten wieder kämen.

Erfolgstrainer Steffen Baumgart war mit der Mannschaft des 1. FC Köln auf der Rennbahn. Foto: Bopp

Muss der FC jetzt mit Baumgart für die Zukunft klar Schiff machen?

Trippel: Baumgart will nicht gehen, will beim FC bleiben. Man wird verlängern, da gehe ich 100 prozentig von aus, da geht doch kein Weg dran vorbei.

Wie hat Corona die Zuschauer verändert?

Trippel: In 1,5 Jahren habe ich mit vielen telefoniert und gefragt: Habt ihr euch entfernt? Es ist ein kleiner Prozentsatz, unter 5 Prozent.

Ist die Zeit der ewigen Heilsbringer beim FC endgültig vorbei?

Trippel: Die mannschaftliche Geschlossenheit macht den Erfolg aus, es geht nicht um eine Person. Es geht um eine Mannschaft, die zusammensteht, da ragt keiner wesentlich raus. Es ist eine Einheit. Das ist das Verdienst des Trainers, das merkt man auf dem Platz.

Wird Friedhelm Funkel gerade vergessen?

Trippel: Friedhelm hat es geschafft, die Mannschaft zu vereinen, die Klasse erhalten, das muss man hoch anrechnen, keine Frage.

Friedhelm Funkel vor dem Dom-Panorama. Foto: Bopp

Haben Sie in all den Jahren eine solche Derby-Bilanz erlebt?

Trippel: Nein. Ich führe ja Buch, ich habe fast Spiele gesehen gegen Gladbach, da sind 30 Niederlagen dabei, 15 Remis, 12 Siege. Die Bilanz krieg ich nicht mehr ins Positive. Für mich sind Siege gegen Gladbach eine Genugtuung, da ziehe ich mich zurück und genieße eine gute Flasche Rotwein.

Als das Spiel lief, da hatten wir um 18 Uhr eine Stadionführung. Als ich heim fuhr, Anfang der zweiten Halbzeit hab ich mir eine Pfeife angezündet und bin 45 Minuten durch die Gegend gefahren.