Toni Polster mit dem goldenen Schuh. Foto: Markus Krücken

Wien/Köln | Die einen lieben ihn noch immer, andere haben ihm den Weggang zu Erzrivale Gladbach, für den er sich stets verteidigte, 1998 nie verzeihen können.

Doch Toni Polster (58) ist beim FC immer noch eine Legende. Momentan geht ein Clip viral, in dem sich Polster auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken kritisch zum Thema Preissteigerungen durch den Krieg äußerte.

Im Gespräch mit report-k nimmt Österreichs Rekordtorschütze dazu Stellung, und er schätzt die Lage beim FC, für den er 79mal knipste (!), und in der Nationalmannschaft zur Länderspielpause ein.

Toni, was hat Sie zu dem Clip (siehe unten) getrieben?

Polster: Dass wir den Krieg alle verabscheuen und ablehnen, brauche ich nicht erwähnen. Auf der anderen Seite sind die Preisexplosionen unglaublich. Da fühlt man sich als Autofahrer verarscht. Es ist so, dass immer weniger Geld den Leuten über bleibt. 90 Prozent der Reaktionen auf mein Video waren positiv, es gab auch ein paar kritische.

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Es ist Länderspielpause. Wie schätzen Sie die Chancen des ÖFB in Wales ein? Klappt die WM noch für Österreich?

Polster: Wir sind guter Dinge und voller Hoffnung, dass wir in Wales rüberkommen und dann schauen wir wer der zweite Gegner ist. Hoffen wir, dass der Krieg bald vorbei ist und die Ukraine dann dieses Spiel machen kann.

Muss Teamchef Franco Foda weg, wenn es schief ginge?

Polster: Mir gefällt nicht, dass sich das so auf Foda fokussiert, die Mannschaft hat das in der Quali verbockt. Nach der guten Euro ist es für diese Generation jetzt die letzte Chance zu einer WM zu fahren. Ich hoffe sie haben die Zeichen der Zeit erkannt, und legen Herz und Seele in diese Spiele jetzt.

FC-Legenden beim Abschiedsspiel für Thomas Häßler 2005: Dirk Lottner, Toni Polster und Morten Olsen. Foto: Bopp

Warum spielt Marcel Sabitzer bei den Bayern nur eine Statistenrolle?

Polster: Es ist ein Phänomen, wenn du zum großen Klub wechselst, und Bayern steht über Leipzig, dass man dann im ersten Jahr Probleme hat. Er hat die Qualität für Bayern. Vielleicht muss er sich ein bisschen mehr öffnen. Die Körpersprache, die man sieht, hat sich im Gegensatz zu Leipzig verändert. Er muss wieder dahin kommen, dass er Freude und Spaß hat. Das muss man sehen.

Ist Ljubicic für Sie die Überraschung beim FC?

Polster: Eine gute Verpflichtung! Der war bei Rapid schon gut, und hat sicherlich Potenzial noch besser zu werden. Für mich war es keine Überraschung, er wird von Jahr zu Jahr immer besser.

Dejan Ljubicic (1. FC Köln) war ein Top-Einkauf. Foto: Bopp

Was sagen Sie zur besten FC-Saison seit 28 Jahren?

Polster: Zu erwarten war es nicht. Aber jetzt freu ich mich, dass man auf einem Weg ist sich zu stabilisieren, scheinbar den Aufzug verlassen zu haben zwischen 1. und 2. Liga. Ich hoffe, dass die Spieler die Saison mit der Teilnahme am internationalen Geschäft krönen.

Sollte der Klub jetzt, also vorzeitig, mit Trainer Steffen Baumgart verlängern?

Polster: Es steht mir nicht zu, ein Urteil abzugeben. Ich rate dazu, schön demütig zu bleiben, am Boden zu bleiben, das Geld, das man erwirtschaftet, in die Mannschaft zu stecken. Dann kommt vieles von alleine. Den Fehler, den man früher gemacht hat, nichts in die Mannschaft zu stecken, und zu sagen: das wird schon, den darf man nicht wiederholen.

Damals wurden Spieler geholt, die woanders nicht oder kaum spielten. Jetzt hat man ein Fundament und auf dem kann man aufbauen. Indem man sich klug verstärkt, nicht in der Masse, sondern auf die Qualität schaut.

Würden Sie dem FC daher raten mit Anthony Modeste zu verlängern?

Polster: Ich denke das Wichtigste ist, dass man glücklich ist. Er scheint glücklich zu sein. Er hat gesehen, dass er, als er wegging, nirgends glücklich wurde. Er weiß was er am FC hat, die Fans lieben ihn, sportlich geht es aufwärts. Er sollte nicht wieder ein Abenteuer eingehen, das Finanzielle ist nicht alles.

report-k-Chefreporter Markus Krücken besuchte Toni Polster im heimischen Fußballkeller in Wien. Foto: Krücken

Apropos. Wenn Sie heute die Zahlen sehen, die verdient werden: Was denken Sie da? Sie waren Anfang der 90er einer der besten Torjäger Europas, gewannen den goldenen Schuh, spielten im Vergleich zu heute aber geradezu für Pannas…

Polster: Ich hadere nicht. Aber was mir am Herzen liegt, ist: Wenn man einen Vertrag unterschreibt, dann soll man ihn respektieren. Es gibt Spieler, die erpressen die Klubs, indem sie sich verletzt melden, nur weil sie weggehen wollen. Das verurteile ich aufs Schärfste. Aber nein, ich bin nicht neidisch, mir geht es gut.

Wie läuft es in Ihrem Klub aktuell? Hat sich die Lage bei Viktoria Wien gebessert?

Polster: Wir wurden als erster Abstiegskandidat gehandelt, jetzt sind wir auf Platz 4. Ich bin hier sehr glücklich. Mal schauen, wenn wir uns verstärken, können wir vielleicht nächstes Jahr das Abenteuer 2. Liga angehen.