Macher der Crocodiles in Bocklemünd: Vorstand Jan Stecker, Kadia Ghadamgahi und Chris Kohn. Foto: privat

Köln | Die neue Football-Saison steht in den Startlöchern.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie fiebern die Cologne Crocodiles dem Beginn der Spielzeit entgegen. Im Umfeld des Traditionsklubs tut sich einiges, wie Sportdirektor Dirk Ghadamgahi im Interview mit report-k verrät…

In Bocklemünd wird angepackt, bekommen die Crocodiles hier bald die seit vielen Jahren ersehnte Trainingsstätte?

Dirk Ghadamgahi: Ich bin sehr erleichtert, es ist tatsächlich angefangen worden den Kunstrasenplatz zu bauen. Seit fünf Jahren hören wir, dass es gemacht wird. Jetzt sind die ersten Schritte unternommen worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Trainingsstätte im Spätsommer nutzbar ist, ist gut.

Der gesamte Bereich Bocklemünd ist in den Fokus geraten, weil 1. der Zustand dort katastrophal ist und 2. man ein Ausweichquartier für den FC sucht. Wir sind jetzt in Gesprächen mit unseren Freunden vom FC und dem Stadtsportbund, um aus dem gesamten Bereich ein Top-Leistungszentrum für verschiedene Sportarten zu schaffen.

Eine Art Kölner Campus?

Dirk Ghadamgahi: Es wäre eine gute Idee, nennen wir es Kölner Sportcampus. Der FC und die Crocodiles sind beides Traditionsvereine. Wir können Köln den selbst gegebenen Titel der Sportstadt Köln zurückgeben. Es ist die letzten Jahrzehnte kein Fortschritt in dieser Hinsicht gemacht worden.

In Köln kranken wir grundlegend dran, dass keine Entscheidungen getroffen werden.

Dirk Ghadamgahi, Sportdirektor

Stimmt es das die Crocodiles wieder in der Traditions-Spielstätte Höhenberg spielen werden?

Dirk Ghadamgahi: Ja, darüber sind wir sehr glücklich. Letztes Jahr wurde ja in Höhenberg gebaut und wir mussten auf das Süd-Stadion ausweichen, welches suboptimal für Football ist und auch dringend renoviert werden muss. Wir haben jetzt den Vorteil, dass wir wieder in Höhenberg spielen und wir arbeiten mit Hochdruck an einer Neuausrichtung des Konzepts, um unseren Fans noch mehr Erlebnis zu bieten.  Das heißt nicht immer mehr Geld ausgeben, sondern Strukturen schaffen, in denen jeder weiß was er zu tun hat um einen perfekten Ablauf zu gewährleisten.

Dirk Ghadamgahi von den Cologne Crocodiles hofft auf das Erreichen der Playoffs in der neuen Saison. Foto: privat

Was erhoffen Sie sich von Frau Reker in Sachen Bocklemünd?

Dirk Ghadamgahi: Ich hoffe, dass mal Entscheidungen gefällt werden. In Köln kranken wir grundlegend dran, dass keine Entscheidungen getroffen werden. Wir hängen in der Luft bei vielen Dingen, die die Stadt betreffen.

Ich hoffe auf die Unterstützung der Stadt und Frau Reker, damit wir aus diesem Schandmal Bocklemünd eine tatsächliche Leistungssportstätte schaffen, die man auch vorzeigen kann.

Wie ist das Verhältnis der Footballteams untereinander?

Dirk Ghadamgahi: Wir sind ein Traditionsverein, ein echter Verein mit Jugendarbeit. Da sind wir auf Nummer eins in Europa geranked. Wir stellen seit Jahren regelmässig die deutschen Jugend- und Vizemeister, wir schicken jedes Jahr Spieler auf amerikanische Colleges. Wir sind finanziell anders aufgestellt als bestimmte Mitkonkurrenten in Köln.

Es gibt auf Profit ausgerichtete Konkurrenzmannschaften, aber keine Vereine. Bei uns packen viele Freiwillige mit an, anders wäre dies gar nicht zu stemmen. Aber wir geben auch nicht vor zu sein was wir nicht sind. Wir stehen seit 42 Jahren für den Football in Köln.

Wir müssen wieder ein Kölner Gesicht bekommen und da sind wir auf dem besten Wege

Dirk Ghadamgahi

Was ist jetzt Ihr Weg?

Dirk Ghadamgahi: Die Mannschaft besteht zu 90 Prozent aus Spielern, die letztes Jahr noch nicht in der 1. Mannschaft waren. Sie besteht vor allem aus der eigenen Jugend und Spielern aus dem weiteren Umland. Es kann ja nicht sein, dass wir jedes Jahr im Jugendendspiel sind, die meisten Jungs auf US-Unis schicken und dann nichts in die erste Mannschaft kommt.

Wir müssen wieder ein Kölner Gesicht bekommen und da sind wir auf dem besten Wege. Wir haben bewusst in die Trainer-Crew investiert. Mit einem jungen Kader und vielen kompetenten Trainern wollen wir mittelfristig wieder oben mitspielen.

Das heißt, das Erreichen der Playoffs wäre schon ein Erfolg?

Dirk Ghadamgahi: Die Playoffs zu erreichen, das wäre toll. Das ist ein ambitioniertes Ziel für eine junge Mannschaft. In den 90ern  hat das schon einmal geklappt. Von 1990 bis 2000 waren wir jedes Jahr im Halbfinale oder Endspiel und der Kern der Mannschaft bestand aus Spielern aus dem eigenen Nachwuchs.

Es war keine zusammengekaufte Truppe, das waren Jungs, die kannten sich. Football ist ein extremer Mannschaftssport. Wir wollen dieser Mannschaft das geben was sie früher hatte.

Warum kann eine Kooperation zwischen den Crocodiles und dem FC funktionieren?

Dirk Ghadamgahi: Nun, der FC ist das sportliche Mass aller Dinge in Köln, aber auch wir können einiges einbringen. Ein Beispiel: Erinnern wie uns an das Fussball-Sommermärchen bei der WM 2006 zurück. Damals hatte Deutschland Jürgen Klinsmann als Trainer. Er hat an der Athletik gearbeitet und Trainer aus Amerika mitgebracht, die aus dem Football kamen. Das hat dazu geführt, dass die Spieler robuster im Zweikampf wurden, explosiver. Dazu gibt es Werte: Im Football ist das Training sher diszipliniert und strukturiert, es gibt keine Diven. Man denkt mehr an das Team. Davon könnte auch der Fußball profitieren.

Wie kann man als Football-Verein heute neue Fans erreichen und gewinnen?

Dirk Ghadamgahi: Wir haben unsere digitale Präsenz signifikant verstärkt. Das bauen wir mit hoher Geschwindigkeit aus, wir wollen mehr Leute an Football heranbringen. Wir hatten damals in den 80er im Südstadion bis zu 8000 Zuschauer, das war ein Event in Köln. Wir wollen da wieder hin.

Wir bauen nicht nur an den Vor-Ort-Konzepten, sondern an den digitalen. Man erreicht die jungen Leute nicht mehr mit Flyern und Plakaten, sondern wir setzen auf den Schwarm. Wir haben hunderte Jugendspieler, die digital vernetzt sind. Das wird unsere Präsenz verstärken.

Der ehemalige NBA-Profi Dirk Nowitzki ist Botschafter für die Basketball-EM in Köln. Foto: Bopp

Ist es ein Problem, dass es keinen deutschen Weltklasse-Spieler mit Strahlkraft gibt wie Draisaitl im Eishockey oder seinerzeit Dirk Nowitzki im Basketball?

Dirk Ghadamgahi: Wir hatten deutsche Spieler in der NFL, Sebastian Vollmer usw. Es ist aber nie gelungen, die Verbindung zu schaffen zwischen der NFL und dem deutschen Football. Es ist nie gelungen diese Lücke zu schließen. Ich weiß nicht, ob es ein einzelnes Gesicht sein muss. In meiner Jugend hatten wir mehr Sportarten, in denen Deutschland präsent war.

Denken Sie an das ASV-Sportfest, das es gab. Wir sind durch das Fernsehen getrieben worden und zu einer Art Monokultur verkommen. Es gibt aber nicht nur den Fußball. Und das muss jedem klar, sein, dass nicht jedes Kind für den Fußball gemacht ist: Wir im Football bieten einen Ort für die kleinen schnellen und die großen schweren Starken gleichzeitig.