Der ehemalige Flughafen Butzweiler Hof wurde heute in die Vergangenheit zurück katapultiert. Zahlreiche Oldtimer standen dort in einer Reihe, ein alter gelber Bus parkte in einer Straße. Vor der Empfangshalle stand eine Gruppe von Menschen, die ebenfalls nicht zeitgemäß aussahen: die Frauen im Kostüm mit extravagantem Hut, die Männer in Anzügen, manche von ihnen trugen lange graue Mäntel. Am Filmset zu „Der deutsche Freund“ war heute Nachmittag eigentlich alles bereit zum Drehen, aber ein lauter Rasenmäher in der Nachbarschaft verhinderte den „Action“-Ruf der Regisseurin.

Eine deutsch-jüdische Liebesgeschichte
Der Film sei laut Meerapfel eine große Liebesgeschichte. Zudem gehe es aber auch darum, wie zwei junge Menschen ihr Erbe und ihre Vergangenheit überwinden. Die Vergangenheit Argentiniens als neue Heimat vieler während des Dritten Reichs geflohener Juden, aber eben auch vieler alter Nazis, sei zwar nicht mehr unbedingt tagesaktuell, aber „es ist immer noch ein Thema“, so die Regisseurin, die selbst argentinische Wurzeln hat.


Max Riemelt

Sulamit (Celeste Cid) wächst als Tochter jüdischer Emigranten in Buenos Aires auf. Mit ihrem Nachbarn Friedrich (Max Riemelt) verbindet sie bereits seit ihrer frühen Kindheit eine tiefe Seelenverwandtschaft. Als junger Erwachsener findet dieser jedoch heraus, dass sein Vater ein SS-Obersturmbannführer war. Daraufhin kommt es zum Bruch mit seiner Familie und er zieht zur Vergangenheitsbewältigung nach Deutschland. Als Sulamit ihm einige Jahre später dorthin folgt, ist Friedrich Mitglied in einer Studentenbewegung und hat sich politisch radikalisiert. Scheinbar ist in seinem Leben kein Platz mehr für Sulamit, weshalb diese eine Beziehung mit Michael (Benjamin Sadler) beginnt. Erst als Michael sich einer argentinischen Guerillabewegung anschließt und spurlos verschwindet, macht sich Sulamit auf die Suche nach Friedrich.

Trotz Sprachbarrieren stimmte die Chemie
Schauspieler Max Riemelt reizte neben der Geschichte besonders die Chance, in Argentinien zu drehen. „Argentinien war eine tolle Erfahrung“, erzählte er heute am Set. Allerdings habe das Land auch seine Eigenarten. So seien die Leute dort politisch sehr extrem – „ob links oder rechts.“ Die Sprachbarrieren mit seiner Filmpartnerin seien allerdings kein Problem gewesen. „Es hat von Anfang an funktioniert, obwohl wir keine gemeinsame Sprache sprechen“, so der 27-Jährige. Seine argentinische Filmpartnerin konnte dem nur zustimmen: „Sprache ist nicht notwendig – es ist eher eine Anekdote.“ Auch für Cid war das Drehen in einem fremden Land eine völlig neue Herausforderung. „Für mich ist es sehr wichtig und gut, das hier zu erleben. In Argentinien ist alles viel chaotischer am Set“, so die 27-jährige Schauspielerin.

Celeste Cid, Jeanine Meerapfel und Max Riemelt (v.l.)

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung