Köln | Mitten in der Flora wachsen zur Hauptsaison Nutzpflanzen, die Menschen in der Großstadt nur noch selten zu Gesicht bekommen. Dazu gehören verschiedene Sorten Getreide genauso wie Kartoffeln und Mais. Diese sind Teil einer Ausstellung über nachwachsende Rohstoffe. „Welches Kind weiß heute noch wie man Getreidesorten unterscheidet oder wie Kartoffeln heranwachsen“, sagt der Direktor des Botanischen Gartens, Stephan Anhalt, auch mit Blick auf die Kartoffelbox. Dort kann man hinter Glas auch das sehen, was in der Erde passiert.

Diese Pflanzen können künftig eine große Rolle spielen, denn aus ihnen lassen sich erneuerbare Energien und Stoffe für den Alltag gewinnen. Sie sind als Basis für Kunststoffe eine Alternative zu den knapper werdenden fossilen Energieträgern. Dazu zählen beispielsweise Biogas und -diesel, Biokunststoffe aus Holz und Stärkeverpackungen aus Kartoffeln. Zu sehen gibt es die Pflanzen in der Schau sowohl als normale Ess-Pflanzen als auch in der Züchtung für Energie und Industrie.

Unter nachwachsenden Rohstoffen versteht man land- und forstwirtschaftlich erzeugte Produkte aus Pflanzen, die gezielt außerhalb der Nahrungs- und Futtermittelherstellung angebaut und weiterverarbeitet werden. Dabei unterscheidet man zwischen Industrie- und Energiepflanzen, je nachdem ob diese für Produkte oder Kraftstoffe eingesetzt werden.

Positiv ist bei dieser Entwicklung aus, dass Pflanzen nur so viel klimarelevante Treibhausgase freigeben, wie sie vorher gespeichert haben und so klimaneutral sind. Kritisiert wird dagegen, dass in Welt dringend benötigte Nahrung für andere Zwecke eingesetzt wird und so der Hunger gerade in Entwicklungsländern nicht ausreichend bekämpft werden kann.  Die Anwendungsbereiche reichen von Schmier-, Kunst- und Werkstoffen über Papier und Pappe bis zu Medikamenten, Kosmetika, Farbstoffen und Textilien.

In der Flora gibt es bei der heute eröffneten Ausstellung 30 Energie- und Industriepflanzenarten in vollem Wachstum zu sehen. Gezeigt werden diese auf einer extra hergerichteten Fläche von gut 1000 Quadratmetern, die sich an die Palmenallee anschließt. „Wir hatten öfters schon Nutzpflanzen gezeigt, aber noch nie in der zentralen Achse des Gartens“, sagt Anhalt.

Mit Hilfe von Bild- und Texttafeln gibt die Schau einen Überblick über die Chancen pflanzlicher Ressourcen. Zu sehen ist die Ausstellung, die im Rahmen der „Woche der Botanischen Gärten“ initiiert wurde, bis zum 18. September. Sie hat täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Über den Führungsservice können auch private Gruppen wie Kindergeburtstage sich durch die Schau führen lassen. Auch für Schulen gibt es spezielle Angebote.

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Pflanzen: Zu sehen gibt es unter anderem die Getreidesorten wie Roggen, Weizen oder Gerste. Dazu kommen verschiedene Sorten Mais sowie Kartoffeln aber auch Raps, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Lein und Brennnesseln . Spezielle Beete zeigen Kosmetikpflanzen wie Lavendel oder Salbei. Unterteilt sind zwei Bereiche für Energie- und für Industriepflanzen.

Begleitprogramm:
10 Juni Arne Seringer führt um 10 Uhr durch die Welt der Bambusse und anderer Riesengräßer. Start ist um 11 Uhr am Eingang der Schaugewächshäuser. Eintritt: vier (ermäßigt zwei) Euro.
13 Juni Der Direktor des Botanischen Gartens führt durch die Ausstellung. Treffpunkt ist um 19 Uhr am Haupteingang. Der Eintritt ist frei.
17 Juni Von 14 bis 16 Uhr gibt es für Sechs- bis Zwölfjährige das Kindererlebnis „Flower-Power – Energie aus Pflanzen“. Dabei können die Kinder die Ausstellung aus ihrer Perspektive erkunden. Teilnahme: acht Euro für Kinder und Eltern. Anmeldung: 0221/560890 (von 8.30 bis 12 Uhr). Treffpunkt: Eingang Schaugewächshäuser.  

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Die Ausstellung in der Flora