Mladic war Militärführer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina von 1992 bis 1995. Das Internationale Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag wirft ihm Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Unter anderem soll Mladic an dem Massaker von Srebrenica beteiligt gewesen sein. Dabei wurden rund 8.000 muslimische Männer und Jungen getötet. Mladic ist seit 1995 auf der Flucht und galt als der meistgesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher Europas.

Mladic soll schnell an UN-Kriegsverbrechertribunal überstellt werden
Ratko Mladic soll so schnell wie möglich an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt werden. Das kündigte der serbische Präsident Boris Tadic in seiner Pressekonferenz am Donnerstag. "Der Prozess der Auslieferung läuft bereits mit seiner Festnahme", so Tadic. Der serbische Geheimdienst hatte Medienberichten zufolge am Donnerstagmorgen einen Mann festgenommen, der auffällig viele Merkmale des ehemaligen bosnisch-serbischen Generals aufwies. Ein späterer DNA-Test brachte dann die Gewissheit.

Ehemaliger Bosnienbeauftragter: Serbisches Netzwerk half beim Verstecken von Mladic
Der ehemals Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, Christian Schwarz-Schilling, geht davon aus, dass serbische Autoritäten dafür gesorgt haben, dass der Kriegsverbrecher Ratko Mladic erst 16 Jahre nach dem Massaker im bosnischen Srebrenica mit etwa 8.000 Toten gefasst werden konnte. "Er hat sich 16 Jahre lang versteckt gehalten, und zwar vermutlich überwiegend in Serbien", sagte Schwarz-Schilling der "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). "Das wäre ohne ein Netzwerk innerhalb der serbischen Autoritäten nicht möglich gewesen wäre." Mitarbeiter des serbischen Innenministeriums hätten offenbar genauso die Hand über Mladic gehalten wie über den früheren Serbenführer Radovan Karadzic. "Denn Mladic ist ja mehrmals gesehen und nicht verhaftet worden. Die Bemühungen, ihn zu verhaften, waren offensichtlich nicht sehr groß. Es gibt da noch starke renitente Kräfte." Auch die Frage, ob nun der Weg frei sei für eine Aufnahme Serbiens in die Europäische Union, antwortete der ehemals Hohe Repräsentant: "Wenn man die dafür erforderlichen Kriterien nimmt, dann ist der Weg noch nicht frei. Es wäre vielmehr erforderlich, dass man den Serben jetzt reinen Wein einschenkt und sagt, welche Reformen durchgeführt werden müssen. So bedarf etwa das Justizsystem einer grundlegenden Reform. Die Auswahl von Richtern und Staatsanwälten muss im Sinne eines demokratischen Rechtsstaates vorgenommen werden. Außerdem dürfen das Kosovo und Bosnien-Herzegowina nicht weiter behindert werden. Serbien muss gutnachbarliche Beziehungen schaffen. Denn Serbien ist heute der Faktor, der diese Region destabilisiert und nicht vorwärts kommen lässt."

Merkel sieht nach Mladic-Verhaftung Chance zur Aufarbeitung der Kriegsverbrechen von Srbrenica
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Verhaftung des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic als gute Nachricht "nicht nur für Bosnien und Herzegowina, sondern auch für Serbien, den Westbalkan und damit für ganz Europa" bezeichnet. Mladic habe große Schuld auf sich geladen. "Deutlich wurde dies bei der Belagerung von Sarajevo und den Massakern von Srebrenica", so Merkel weiter. "Seine Verhaftung und das Verfahren gegen ihn geben die Chance für eine wahrhaftige und rechtsstaatliche Aufarbeitung dieser abscheulichen Verbrechen."

Mladic-Vernehmung wegen körperlicher Schwäche abgebrochen
Die erste Vernehmung des festgenommenen mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic ist am Donnerstagabend wegen körperlicher Schwäche abgebrochen worden. Mladic hätte sich nach Angaben seines Anwalts nicht mitteilen können. Er sei nicht einmal in der Lage gewesen, seine biografischen Angaben zu bestätigen. Die Befragung soll nun am Freitag fortgesetzt werden, davor soll der Ex-Militärchef ärztlich untersucht werden. Er soll den Informationen zufolge vor Jahren einen Schlaganfall erlitten haben.

[dts]