Köln | Die Zahl der asylsuchenden Flüchtlinge und der unerlaubt eingereisten Personen hat laut Stadt in Köln mit 3.225 Personen einen neuen Höchststand erreicht und wird laut einer Einschätzung der Verwaltung weiter ansteigen. Um der städtischen Unterbringungsverpflichtung nachzukommen, hat die Verwaltung jetzt eine Vorlage mit acht Standorten zur zeitlich begrenzten Nutzung für Unterkünfte in mobiler Systembauweise ausgearbeitet, die am 8. April 2014 vom Rat der Stadt Köln beraten werden soll.

Die vorgeschlagenen Standorte liegen in den Kölner Stadtteilen Bayenthal, Brück, Deutz, Longerich, Neustadt Süd, Rondorf, Wahn und Zündorf. Hier sollen jeweils in zweigeschossiger Bebauung Wohneinrichtungen für im Schnitt 70 Personen pro Standort entstehen, an manchen Standorten ist eine Belegung mit bis zu 80 Personen vorgesehen, jeder Standort mit sozialpädagogischer Betreuung vor Ort. Die Gebäude sollen in Container-Bauweise entstehen, äußerlich jedoch mit einer Putzfassade versehen werden und damit „wie ein schlichtes, modernes Wohnhaus“ aussehen, so Henriette Reker, Beigeordnete für Soziales, Integration und Umwelt der Stadt Köln.  Mit Außnahme eines Grundstücks in Köln-Bayenthal sind alle Liegenschaften bereits in städtischem Besitz, in fünf Fällen handelt es sich um Ackerland. Darauf laufende Pachtverträge würde die Stadt kurzfristig kündigen, wodurch zusätzlichen Kosten entstünden.

Errichtung in Container-Bauweise

Die Container, aus denen sich die Wohnanlagen zusammensetzten, will die Verwaltung kaufen. Dies wäre im Vergleich zu einer Anmietung günstiger, so Freker. Berechnungsgrundlage hierfür sei eine Nutzungsdauer von fünf Jahren. Die Gesamtkosten für die Anschaffung der Wohnanlagen belaufen sich laut Vorlage des Amtes auf rund 13 Millionen Euro. Darin enthalten, so Stefan Kube vom Wohnungsamt der Stadt Köln, seien Kosten für Errichtung und Erschließung. Hinzu kämen die Kosten für die Betreuung. Was diese anbelange, sei man bereits in Vorgespräche mit Kölner Trägern getreten.

Die acht Grundstücke, die dem Rat der Stadt Köln am 8. April zur Abstimmung vorgelegt werden sollen, sind das Resultat einer Überprüfung von insgesamt 136 Standorten durch das Wohnungsamt. In einer ersten Auswahl wurde diese Zahl auf 75 reduziert. An diese restlichen 75 Standorte waren Kriterien wie Erschlossenheit des Grundstücks, Entfernung zur nächsten Flüchtlingsunterbringung, Infrastruktur, sowie eine Lage in „sozial stabilen Vierteln“ angelegt worden, so Reker.  Außerdem sei bei der Auswahl eine Verteilung über das gesamte Stadtgebiet berücksichtigt worden, sodass man nach Grundstücken gesucht habe, die in Viertel lägen, in denen es bisher noch keine Flüchtlingsunterbringung gebe, so Reker. Leider erfülle keines der acht ausgewählten Grundstücke alle an sie angelegten Kriterien, räumte die Dezernentin ein. Im Stadtteil Lindenthal habe man bisher kein geeignetes Grundstück für die Flüchtlingsunterbringung gefunden.

Bedarf wäre nicht gedeckt

Durch die Umsetzung aller acht in der Vorlage enthaltenen Gebäude würde das Amt rund 600 Plätze für die Unterbringung von Flüchtlingen schaffen. Bis zu deren anvisierten Fertigstellung im August 2014 würden diese jedoch nicht einmal den bis dahin von der Verwaltung prognostizieten Bedarf decken. Dies geht auch aus der Vorlage für den Rat hervor. In den nächsten Monaten soll an einem Standort an der Neusser Landstraße 110 Personen Platz für die Unterbringung zur Verfügung stehen. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten in Bestandsgebäuden würden derzeit geprüft, man überlege auch eine mögliche temporäre Reaktivierung eines Gebäudes in der Xantenter Straße, so Reker. In der Boltensternstraße sollen frühere, durch das Versorgungsamt genutzte Büroräume für die Flüchtlingsunterbringung hergerichtet werden.

Aktuell sind laut Reker die Unterbringungskapazitäten der Stadt Köln erschöpft. Mit Stand 28. Februar 2014 seien 3.225 asylsuchende Flüchtlinge und unerlaubt eingereiste Personen durch die Stadt Köln untergebracht gewesen. Laut Amt sind dies rund 1.000 Personen mehr als im Vorjahresmonat. Möglichen Überlegungen zur Schaffung einer Erstaufnahmeeinrichtung in Köln stünde nach wie vor eine ungelöste Standortfrage gegenüber, so Reker. Derzeit sind die 3.225 Personen verteilt auf 31 Wohnheime, 14 Hotels sowie zwei städtischen Notaufnahme-Einrichtungen. In einer der letztgenannten Einrichtungen, die sich in der Herkulesstraße in Köln-Ehrenfeld befindet, sind derzeit 451 Personen untergebracht, 150 davon in Containern auf dem Grundstück.    

Autor: Daniel Deininger | Foto: Stadt Köln
Foto: So ähnlich sollen die acht geplanten Wohnanlagen in Container-Bauweise laut Stadt aussehen.