Nach einem vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof verhängten Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen kommt es zu Verlagerungen von Nachtflügen im Frachtbereich von Frankfurt nach Köln.  Laut dem Flughafen Köln/ Bonn heben ab sofort fünf Flüge pro Woche in Richtung China ab. Dies soll so bleiben, bis das Bundesverfassungsgericht in Leipzig ein endgültiges Urteil über das Nachtflugverbot in Frankfurt spricht. Erwartet wird das Urteil im Frühjahr 2012. Die fünf Flüge stoßen in Köln nicht nur auf Zustimmung.

Stimmen zu den Nachtflügen
"Dass Köln Lückenbüßer für Frankfurt sein soll, ist in dieser Form inakzeptabel. Diese zusätzliche Belastung ist nicht zu rechtfertigen. Schon bei früheren Diskussionen um eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Flughäfen stand die Befürchtung im Raum, dass Frankfurt sich die Rosinen herauspickt und für Köln der unattraktive Nachtflug bleibt. Dass dieses Ergebnis jetzt auf andere Art und Weise eintritt, ist grotesk", sagte der Kölner SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Börschel. Er forderte, dass die fünf Flüge sofort rückgängig gemacht werden sollen.

Die CDU-Bundestagsabgeordneten Ursula Heinen-Esser und Elisabeth Winkelmeier-Becker sprachen sich für einen fairen Interessensausgleich zwischen den wirtschaftlichen Belangen des Flughafens und der Fluggesellschaften und dem berechtigten Anliegen der von Fluglärm betroffenen Anwohner nach Lärmminderung aus. Dazu wollen sie ein „Dialogforum Nachtfluglärm“ einführen. Unter der Leitung eines unabhängigen Vermittlers könnten Vertreter der zuständigen Bundes- und Landesbehörden, der Stadt Köln und der betroffenen Gemeinden, Vertreter des Flughafens, der Betriebsräte, der Luftverkehrsgesellschaften, der Wirtschaft, von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen konkrete Perspektiven für die nächtliche Nutzung des Flughafens entwickeln und bisherige Fortschritte in einem Monitoringverfahren bewerten.  "Es gibt viele Stellschrauben, mit denen die Situation verbessert werden kann. Eine freiwillige Selbstverpflichtung für den Einsatz geräuschärmerer Maschinen könnte dabei genau so diskutiert werden, wie weniger Starts und Landungen oder ein Nachtflugverbot in Kernruhezeiten. In jedem Fall würde ein solches Mediationsverfahren helfen, die Akzeptanz des Flughafens in der Region zu stärken“, so Ursula Heinen-Esser und Elisabeth Winkelmeier-Becker.

Andreas Kossiski, DGB-Vorsitzende Köln-Bonn, forderte heute eine Versachlichung der Diskussion: „Meiner Ansicht nach ist es dringend notwendig, eine Abwägung der sachlichen Argumente vorzunehmen. Dazu gehört auch die Überprüfung von Daten und Fakten. Bei der Bewertung eines Nachtflugverbotes dürfen nicht Einzelinteressen im Vordergrund stehen. Der Flughafen Köln-Bonn ist zentraler Bestandteil der Logistikkette in der Region. Erforderlich ist eine umfangreiche Nutzenanalyse, die die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte berücksichtigt. Wir müssen endlich weg aus den Grabenkämpfen. Dabei müssen die Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort und die Arbeitsplatzsicherung in der Region Köln-Bonn zentrale Bestandteile sein. Persönlich bin ich der Meinung, dass ein generelles Nachtflugverbot im Frachtbereich Betriebe und Arbeitsplätze gefährden würde. Der Flughafen Köln-Bonn und die am Flughafen ansässigen Unternehmen brauchen nachhaltige Planungssicherheit.“

aktualisiert 28.10.2011, 15:05 Uhr
Arbeitgeber Köln fordert Verlässlichkeit
In der aktuellen Diskussion um die Nachtflugregelung für den Flughafen Köln/Bonn zeigen sich die Arbeitgeber Köln irritiert über den Vorstoß der beiden Bundestagsabgeordneten Ursula Heinen-Esser und Elisabeth Winkelmeier-Becker, die die Einrichtung eines „Dialogforums Nachtfluglärm“ fordern. „Die Wirtschaft muss sich auf rechtliche Rahmenbedingungen – die Nachtflugregelung gilt bis 2030 – verlassen können. Eine umfassende Planungssicherheit muss gewährleistet sein“, unterstreicht Wolfgang Reß, Geschäftsführer der Arbeitgeber Köln. „Ein Nachtflugverbot oder auch nur merkliche Einschränkungen am Flughafen Köln/Bonn sind für den Wirtschaftsstandort Köln nicht tragbar. Außerdem würde allein bei einem Passagierflugverbot zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens eine erhebliche Zahl an Arbeitsplätzen wegfallen“, so Reß weiter. Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer habe bereits durchblicken lassen, mögliche Planungen für ein Nachtflugverbot zu kippen. In einem gemeinsamen Brief (30. August 2011) an Ramsauer hatten IHK Köln, Handwerkskammer zu Köln und die Arbeitgeber Köln deutlich gemacht, dass sie die Nachtflugregelung für den Wirtschaftsstandort Köln für existentiell halten.

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