Flutopfer Pierre Sebastian verlor drei Verwandte. Foto: Bopp

Dernau | Sie hat die Konsequenzen gezogen.

Am frühen Montag Nachmittag machte Familienministerin Anne Spiegel (Die Grünen) ihren Rücktritt vom Amt öffentlich.

Tags zuvor hatte sie sich bereits dafür entschuldigt, trotz der Flutkatastrophe im Juli einen längeren Urlaub in Frankreich verbracht zu haben.

Die Empörung war groß. Doch wie muss man sich erst recht als Betroffener des Hochwasser-Dramas fühlen?

Anne Spiegel ist als Familienministerein zurückgetreten. Foto: dts

Dernau: Flut-Opfer zufrieden mit Anne Spiegels Rücktritt

report-k hat Pierre Sebastian gefragt. Der Feuerwehrmann aus dem Ahrtal hat drei Verwandte in den Fluten verloren.

„Gott sei dank ist die Frau zurückgetreten. Sie war nicht mehr halt- und tragbar“, sagt er, „der Rücktritt ist die einzig logische Konsequenz in meinen Augen.“

Die Folgen der Katastrophe sind für jeden Besucher im Ahrtal noch immer sichtbar. Dass nun die Verfehlungen von Ursula Heinen-Esser (CDU) und eben Spiegel bekannt wurden, hat zusätzlich die „Wundheilung“ in den Köpfen der Betroffenen verlangsamt.

Das nach der Flut zerstörte Dernau im Ahrtal. Foto: Bopp

„Normalerweise kann man alle in einen Sack stecken“, so Sebastian erbost, „wenn sich die Frau Spiegel ins TV stellt und meint sie wäre die ärmste Betroffene ,weil sie einen kranken Mann hat, dann darf sie keinen Bundesminister machen.

Wenn ich Probleme mit der Familie habe, kann ich nicht Familienministerin werden. Ich denke es wird um die Kohle geben. Wer die Zeit hat, um in Urlaub zu fahren, hat es in so einer Lage nicht kapiert.“

Man fühlt sich verraten. JEDER SUCHT SEINEN VORTEIL

Flutopfer Pierre Sebastian

Der Feuerwehrmann zieht einen Vergleich: „Ich war als Feuerwehrmann auch im Einsatz. Ich kann für das Wasser auch genau so wenig, muss aber alles tun, was in meiner Macht steht, um vor Ort zu helfen. Und sie war die Chefin der zuständigen Behörde. Dann muss ich auch vorne stehen und zumindest so tun, dass ich delegieren würde.

Das ist alles Verschleierung für mich, was da öffentlich gesagt wird. Man weiß nicht mehr was man glauben soll.“

Sein vernichtendes Fazit: „Man fühlt sich verraten. Jeder sucht seinen Vorteil. Jeder versucht gut da zu stehen, die Entschuldigung gilt als letzter Rettungsanker.

Hätte man uns im Ahrtal da, als es passierte, eine richtige Warnung gegeben, hätte ich heute drei Grabstätten weniger zu betreuen. Es hätte niemand im Bett ersaufen müssen. Ich kriege die Motten.“